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Nordkorea testet erneut supergroßen Mehrfachraketenwerfer

Themen der Woche2019-11-29

ⓒYONHAP News

Nordkorea hat am Donnerstag erneut Projektile abgeschossen, die anscheinend aus einem supergroßen Mehrfachraketenwerfer abgefeuert wurden. Es war der vierte Test des supergroßen Mehrfachraketenwerfers in diesem Jahr. Die wiederholten Tests dienten offenbar dazu, die Einsatzfähigkeit des Waffensystems sicherzustellen. Nordkorea konnte dieses Ziel mit dem neuerlichen Versuch offenbar weitgehend erreichen. Es wird davon ausgegangen, dass die Fähigkeit für einen kontinuierlichen Abschuss, eine Kernfunktion, sichergestellt wurde.


Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete, dass Machthaber Kim Jong-un den Test vor Ort überwacht und sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen geäußert habe. Ziel des Tests war laut KCNA eine abschließende Überprüfung der Gefechtsfähigkeit des Mehrfachraketenwerfers. Die technologische Überlegenheit und die Zuverlässigkeit des Waffensystems seien durch den Test bestätigt worden, hieß es. Die Nachrichtenagentur machte deutlich, dass der kontinuierliche Abschuss im Mittelpunkt des Versuchs gestanden hatte. Damit wurde angedeutet, dass sich das Waffensystem in der Phase der letzten Leistungsüberprüfung vor der Indienststellung befindet.


Nordkorea feuerte in diesem Jahr 13 Mal Projektile ab, davon vier Mal mit einem supergroßen Mehrfachraketenwerfer. Dessen Kaliber wird auf 600 Millimeter geschätzt. Nordkorea hat derzeit Mehrfachraketenwerfer mit einem Kaliber von 122, 240 und 300 Millimetern im Einsatz. Der Einsatz von Raketenwerfern mit 600 Millimeter Kaliber wird die Kampffähigkeit des Landes mit Mehrfachraketenwerfern drastisch verbessern.


Ein Mehrfachraketenwerfer ist zwar nicht so präzise wie ein konventionelles Geschütz. Jedoch wird durch ein massiertes Artilleriefeuer die Zerstörungskraft erheblich gesteigert. Nordkorea verfügt über mobile Startrampen (Transporter Erector Launcher) sowohl mit Radantrieb als auch mit Kettenantrieb, die jeweils über vier Abschussrohre verfügen. Beim neuerlichen Versuch wurde ein TEL mit vier Abschussrohren gesichtet.


Nach Angaben des Vereinigten Generalstabs der südkoreanischen Streitkräfte wurden beim gestrigen Test zwei Geschosse in einem Intervall von etwa 30 Sekunden abgefeuert. Sie erreichten eine Höhe von 97 Kilometern und flogen rund 380 Kilometer weit. Bemerkenswert ist das Abschuss-Intervall. Beim ersten Test mit dem supergroßen Mehrfachraketenwerfer lag der Abstand bei 17 Minuten und bei 19 Minuten beim zweiten Test. Das Intervall wurde beim dritten Versuch deutlich auf drei Minuten verkürzt. Bei den ersten drei Tests wurde die Kernleistung, kontinuierliche Abschüsse in schneller Abfolge, nicht erbracht. Diesmal gelangen beide Abschüsse in einem Intervall von etwa 30 Sekunden.

 

Unter Berücksichtigung dieser Leistungsfähigkeit kann das Waffensystem als Massenvernichtungswaffe betrachtet werden, das eine Bedrohung für Südkorea darstellt. Es habe den Charakter einer strategischen Waffe, die für einen Angriff auf ein rückwärtiges Gebiet eingesetzt werde, um den Gegner zum Verzicht auf Kriegführung zu bewegen. Das sei der Grund, warum Nordkorea sich auf die Entwicklung von Mehrfachraketenwerfern konzentriere, meinen Beobachter. Nordkorea könnte nämlich mit nuklear bestückten Interkontinentalraketen die USA bedrohen, diese würden jedoch keinen unmittelbaren Effekt in einem Konflikt zwischen beiden Koreas haben. Daher sagen Experten, dass Nordkoreas fortgesetzte Provokationen geringer Intensität eine Strategie darstellten, bei der Südkorea als Geisel genommen wird. Dadurch wolle Pjöngjang bei den Atomverhandlungen Washington zu einer neuen Vorgehensweise drängen, heißt es. Andererseits ist die Fortsetzung von Provokationen ein Ausdruck von Ungeduld, weil Nordkorea selbst das Jahresende als Frist für Gespräche genannt hatte.

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