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Nordkorea entschuldigt sich nach Tötung eines südkoreanischen Beamten

Themen der Woche2020-10-03

ⓒKBS News

Nordkorea hat auf die jüngste Erschießung eines südkoreanischen Beamten durch nordkoreanische Soldaten im Westmeer ungewohnt zügig reagiert und sich in einer an Südkorea geschickten Botschaft für den Vorfall offiziell entschuldigt.


Machthaber Kim Jong-un drückte darin sein Bedauern darüber aus, durch das unerwartete Geschehen Präsident Moon Jae-in und die Südkoreaner enttäuscht zu haben.


Das Schreiben wurde am 25. September im Namen der Abteilung für die Einheitsfront der Arbeiterpartei übermittelt, einen Tag nachdem Seoul den Vorfall bekannt gemacht und Aufklärung verlangt hatte.


Darin werden auch Maßnahmen der nordkoreanischen Führung zur Verhinderung von ähnlichen Vorfällen angeführt. Die Bewachung und Überwachung auf See werde verschärft, und um Fehler oder Missverständnisse im Zuge der Kontrollen zu vermeiden, solle ein System für die Dokumentierung sämtlicher Kontrollvorgänge aufgebaut werden.


Nordkorea gesteht zwar, den Südkoreaner erschossen zu haben, behauptet jedoch, dass es keine andere Wahl gab, weil Fluchtgefahr bestanden habe. Pjöngjang weist zudem den Vorwurf des südkoreanischen Verteidigungsministeriums zurück, die Leiche verbrannt zu haben. Gemäß den Vorschriften zur Seuchenkontrolle sei nur das im Wasser treibende Schwimmobjekt, das den Mann getragen hatte, verbrannt worden. Die Leiche sei aber nach den Schüssen nicht mehr sichtbar gewesen, hieß es.


Der 47-jährige Beamte des Ministeriums für Ozeane und Fischerei war am 21. September während einer Dienstfahrt mit einem Fischereikontrollschiff nahe der Seegrenze im Westmeer unterwegs, als er plötzlich nicht mehr an Bord gesehen wurde. Um 12.15 Uhr meldeten seine Kollegen ihn als vermisst.


Etwa drei Stunden später stellte das südkoreanische Militär Umstände fest, die darauf hindeuteten, dass der Vermisste in nordkoreanischen Gewässern entdeckt worden sei. Sechs Stunden später wurde er von nordkoreanischen Grenzsoldaten erschossen. Daraufhin sollen Flammen beobachtet worden sein, die auf eine Verbrennung der Leiche schließen ließen.


Das Verteidigungsministerium berichtete zwei Tage später erstmals offiziell über den Vorfall und warnte, dass die gesamte Verantwortung dafür beim Norden liege.


Die Tötung des Beamten hatte in Südkorea für viel Unverständnis gesorgt. Durch die rasche Entschuldigung von Machthaber Kim sind die Wogen vorerst geglättet worden. Die Regierung bewertete das Versprechen Pjöngjangs, solche Vorfälle künftig zu verhindern, positiv.


Die abweichenden Versionen beider Seiten zum Tathergang und der teilweise erhobene Vorwurf, Militär und Behörden hätten bis zur Erschießung tatenlos zugesehen, bietet jedoch weiterhin Stoff für Kontroversen.


Andererseits gibt es auch die Erwartung, dass im Zuge eventueller gemeinsamer Ermittlungen zu dem Vorfall die unterbrochene Kommunikationsverbindung zwischen beiden Koreas wieder in Betrieb genommen wird.

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