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Nordkorea greift hart gegen Ausbreitung von Coronavirus durch

Themen der Woche2020-01-30

ⓒKBS News

Nordkorea hat die Eindämmung des neuartigen Coronavirus als Angelegenheit bezeichnet, von der die Existenz des Staates abhängt. Das Land greift nun hart gegen das Coronavirus durch. Denn Nordkorea verfügt über ein schwaches Gesundheitssystem und System zur Epidemie-Prävention. Sollte der Erreger einmal im Land sein, wäre eine rasche Verbreitung kaum zu stoppen. Zudem dienen die Gegenmaßnahmen dem „Schutz der Revolution“ und damit dem Schutz der Hauptstadt Pjöngjang und der Mächtigen, allen voran Machthaber Kim Jong-un.


Das Gesundheitssystem in Nordkorea basiert auf vier Prinzipien: kostenlose Behandlung, Präventivmedizin, Bezirksärzte und kombinierte Behandlung mit westlicher Schulmedizin und östlicher Medizin. Die kostenlose Behandlung bedeutet wortgetreu, dass der Staat medizinische Dienstleistungen unentgeltlich anbietet. Wie verlautete, existiere die kostenlose Behandlung aber praktisch nur auf dem Papier. Eine kostenlose Behandlung in Krankenhäusern ist nur möglich, wenn verschiedene medizinische Mittel und Medikamente gesichert sind. Weil Medikamente und Ausrüstung fehlen, verschlechterte sich die Qualität der medizinischen Dienstleistungen in Nordkorea zusehends. Beobachter meinen, dass das öffentliche Gesundheitssystem im Zuge der Hungersnot in den 1990er Jahren kollabierte.


Aufgrund des schlechten Zustands des Gesundheitswesens werde die sogenannte „Behandlung mit Sorgfalt“ betont, heißt es. Der Begriff rührt daher, dass der damalige Machthaber Kim Il-sung gelobt hatte, dass Medizinstudenten im Praktikum in einem Krankenhaus im Jahr 1960 ihre Haut für eine Hauttransplantation eines Brandverletzten gespendet hatten. Der Begriff dient heute dazu, Mängel im Gesundheitssystem zu vertuschen und zu kompensieren.


Ein Bezirksarzt ist mit einem Hausarzt vergleichbar. Die Nordkoreaner unterliegen nämlich einem doppelten Gesundheitsmanagement an ihrem Wohnsitz und am Arbeitsplatz. Jedoch ist das System nicht sonderlich effizient, weil ein Arzt bis zu 160 Haushalte oder 1.000 Menschen betreut. In einer Großstadt erreicht die Zahl sogar 4.000 Menschen. Dass westliche und östliche Medizin kombiniert werden, wird vor allem mit dem Fehlen von Medikamenten begründet. Laut Informationen wird in 70 Prozent der Fälle die koreanische Medizin als Behandlungsansatz gewählt. Die Betonung der Präventivmedizin dient laut Experten ebenfalls dem Zweck, Mängel des kollabierten Gesundheitssystems zu kompensieren und zugleich die Öffentlichkeit über das tatsächliche Niveau der medizinischen Fürsorge zu täuschen. Es gibt grundsätzlich vier medizinische Versorgungsstufen. Wer Geld hat, kann sich jedoch direkt in ein Krankenhaus der obersten Stufe begeben.


Die medizinischen Dienstleistungen in Nordkorea sind zudem auf die Hauptstadt Pjöngjang konzentriert, insbesondere die Mächtigen kommen in den Genuss einer guten Behandlung. Ein Paradebeispiel hierfür ist, dass jüngst große Krankenhäuser wie die moderne Augenklinik Ryugyong General Opthalmic Hospital in Pjöngjang gebaut wurden. Das Vorgehen gegen das neue Coronavirus muss auch in diesem Zusammenhang gesehen werden. Nordkoreanische Flüchtlinge interpretieren das Vorgehen als Abriegelung der Hauptstadt Pjöngjang. Einige sagen sogar, Nordkorea interessiere sich gar nicht dafür, die Ausbreitung in anderen Regionen als der Hauptstadt zu verhindern. Auch sei das Land dazu gar nicht in der Lage. Schließlich bleibe lediglich das Mittel der Abriegelung übrig, weil das Land weder zur Prävention noch zur Behandlung fähig sei.


Nordkorea grenzt an China an, das Herkunftsland des neuartigen Coronavirus. Daher ist die Gefahr einer Ausbreitung im Grenzgebiet besonders groß. Wie verlautete, habe Nordkorea die Grenze gesperrt. Züge nach Pjöngjang fahren zwar noch, der Fernbusverkehr wurde jedoch ausgesetzt. Nordkorea wolle das Virus vor allem von der Hauptstadt und den führenden Politikern sowie Machthaber Kim Jong-un fernhalten, heißt es.

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