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Zwei südkoreanische Besatzungsmitglieder von Nordkorea festgehaltenem Fischkutter heimgekehrt

Themen der Woche2019-07-29

ⓒYONHAP News

Nordkorea hat einen aufgebrachten russischen Fischkutter mitsamt der Besatzung, darunter zwei Südkoreaner, freigelassen. Das Schiff und alle 17 Crewmitglieder kehrten nach elf Tagen nach Südkorea zurück. Eine Rolle spielte offenbar die jüngste Annäherung zwischen Nordkorea und Russland.


Das 300-Tonnen-Schiff für den Krebsfang „Xiang Hai Lin 8“, das unter russischer Flagge fährt, durfte wieder ablegen. Das Schiff hatte am 16. Juli den südkoreanischen Hafen von Sokcho an der Ostküste verlassen, um ins russische Zarubino zu fahren. Das Schiff war am 17. Juli wegen eines Motorschadens in nordkoreanisches Gewässer geraten und wurde von Nordkoreas Behörden gestoppt. Der Fischkutter wurde laut Informationen zum Hafen von Wonsan geschleppt und dessen Besatzung von Nordkoreanern vernommen. Beide Südkoreaner fuhren als Aufsichtspersonal mit. Wie verlautete, seien sie und russische Besatzungsmitglieder in einem Hotel in Wonsan untergebracht und befragt worden.


Der Vorfall zeugt einerseits davon, dass die Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea angespannt sind und andererseits von der Annäherung zwischen Nordkorea und Russland. Das südkoreanische Vereinigungsministerium wurde am 18. Juli über den Vorfall informiert und schickte daraufhin über das innerkoreanische Verbindungsbüro in Kaesong eine Mitteilung an Nordkorea. Trotz der mehrmaligen Aufforderung, darauf zu reagieren, gab es keine Antwort aus Nordkorea. Bis zur Rückkehr des Schiffs und der Besatzung nach Sokcho am Sonntagnachmittag gab es keine Mitteilung aus Nordkorea.


Wie verlautete, habe Nordkorea hingegen mit russischen Behörden intensiv über die Rückführung diskutiert. Daher kooperierte Südkorea über diplomatische Kanäle mit Russland. Die relativ reibungslos getroffene Entscheidung Nordkoreas für die Rückführung hängt anscheinend damit zusammen, dass Nordkorea und Russland seit dem letzten Gipfeltreffen ihre Kooperation verstärkt haben. Das Schiff fährt unter russischer Flagge, daher habe die Rückführung nach einem erforderlichen Verfahren ohne Weiteres zustande kommen können, heißt es.


Das Vereinigungsministerium bezeichnete die Rückführung als humanitäre Maßnahme, die von den innerkoreanischen Beziehungen getrennt erfolgt sei. Im Verhältnis zwischen Süd- und Nordkorea herrscht derzeit ein Stillstand. Nordkorea äußerte sich jüngst ablehnend zur von Südkorea angebotenen Reishilfe. Das Land erklärte, dass die neuerlichen Raketenstarts eine Warnung an Südkorea seien. Die Lage wurde nicht zusätzlich erschwert, indem die Rückkehr des Fischkutters als Angelegenheit zwischen Nordkorea und Russland behandelt wurde.


Trotzdem lassen sich Nordkoreas Entscheidung auch einige positive Aspekte abgewinnen. Es ist das erste Mal, dass ein Südkoreaner an Bord eines ausländischen Schiffs in Nordkorea festgehalten wurde. In den letzten zehn Jahren wurden zwei südkoreanische Schiffe in Nordkorea aufgebracht, nachdem sie in nordkoreanisches Gewässer eingedrungen waren: Im August 2010 kehrte die Daeseung 31 Tage nach dem Abschleppen zurück. Die 391 Heungjin konnte im Oktober 2017 sieben Tage nach ihrer Aufbringung heimkehren. Verglichen mit diesen Fällen verlief die Rückgabe des russischen Schiffs vergleichsweise reibungslos.


In der Vergangenheit gab es Fälle, in denen anlässlich einer vermeintlich geringfügigen Angelegenheit innerkoreanische Gespräche in Gang gebracht werden konnten. Nordkorea besprach den Fall der Xiang Hai Lin 8 lediglich mit Russland und nahm somit eine wertneutrale Position in Bezug auf die innerkoreanischen Beziehungen ein. Daher gilt es eher als unwahrscheinlich, dass sich die Angelegenheit positiv auf die innerkoreanischen Beziehungen auswirken wird. Südkorea beschloss jedoch zu einem ähnlichen Zeitpunkt, drei mit einem Holzboot über die Grenze gekommene Nordkoreaner zurückzuschicken. Sollten sich solche Fälle häufen, könnte es zu einer unerwarteten Gelegenheit für Gespräche über die festgefahrenen innerkoreanischen Beziehungen kommen.

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