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USA schicken nach Nordkoreas Artillerie-Übung Aufklärer nach Korea

Themen der Woche2019-11-28

ⓒYONHAP News

Der Einsatz von US-Aufklärungsflugzeugen über der koreanischen Halbinsel ist eine Reaktion auf Nordkoreas jüngste Provokation und zugleich eine Druckausübung.


Nordkorea hatte letzten Samstag auf der Insel Changrin nahe der Nördlichen Grenzlinie (NLL), der De-facto-Seegrenze im Westmeer, mit Küstenartillerie geschossen. Südkoreas Streitkräfte konnten bestätigen, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un die Insel besucht und die Schüsse angeordnet hatte. Das Militär habe am Samstagvormittag Kanonengeräusche registriert und die Lage analysiert, hieß es. Unterdessen berichteten Nordkoreas Medien am Montag über Kims Besuch auf der Insel, daraufhin ging das Militär davon aus, dass Schüsse mit dortigen Küstengeschützen abgefeuert worden waren.


Das Verteidigungsministerium in Seoul stufte die Artillerieschüsse im Grenzgebiet als Verletzung der innerkoreanischen Militärübereinkunft vom 19. September letzten Jahres ein und protestierte bei Nordkorea. In einer Protestmitteilung habe das Ressort Nordkorea aufgefordert, militärische Handlungen im Grenzgebiet umgehend zu unterlassen, eine Wiederholung ähnlicher Handlungen zu verhindern und die Militärübereinkunft zu befolgen, hieß es.


In Südkorea waren kritische Stimmen zu hören, nach denen das Militär die Bewegungen bei den nordkoreanischen Truppen nicht gründlich genug verfolgt habe. Am Samstag, als es die Artillerieschüsse auf der nordkoreanischen Insel gab, jährte sich das Bombardement von Yeonpyeong zum neunten Mal. Nordkorea beschoss am 23. November 2010 die südkoreanische Insel Yeonpyeong nahe der Grenze, auch ein Wohngebiet war getroffen worden. Darauf reagierte die Truppeneinheit auf Yeonpyeong mit Gegenfeuer aus Panzerhaubitzen vom Typ K-9. Bei dem Zwischenfall kamen zwei südkoreanische Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben, 16 wurden verletzt. Ob auch auf nordkoreanischer Seite Personen zu Schaden kamen, konnte nie geklärt werden.


Nordkorea stationierte entlang der Küste nahe der NLL im Westmeer viele Küstengeschütze, deren Zahl bei fast 1.000 liegen soll. Vor allem werden dort 130-Millimeter-Kanonen mit einer Reichweite von 27 Kilometern und 76,2-mm-Kanonen mit zwölf Kilometern Reichweite eingesetzt. Auch Boden-Schiff-Raketen wurden dort stationiert. Es handelt sich um konventionelle Küstengeschütze, daher gilt deren Zerstörungskraft in einem Gefecht als vergleichsweise gering. Trotzdem stellen sie stets einen destabilisierenden Faktor dar, weil die fünf nördlichsten Inseln Südkoreas im Westmeer in deren Reichweite liegen. Das Bombardement von Yeonpyeong ist hierfür ein mahnender Beweis.


Kim Jong-un hatte allein im November drei Termine bei den Streitkräften absolviert. Vor dem Inselbesuch hatte er eine Flugschau von Kampfjets und eine Landeübung von Fallschirmjägern inspiziert. Kims Aktivitäten werden als Drohungen gegenüber Südkorea aufgefasst. Einige Beobachter bewerten sie auch als mittelbare Druckausübung gegenüber den USA.


In dieser Hinsicht ist der Einsatz von Aufklärern der US-Armee über der koreanischen Halbinsel bemerkenswert. Hochmoderne Aufklärer der USA beobachten alle Bewegungen am Boden und sammeln Daten über potenzielle Ziele. Ein Aufklärer in der Luft bedeutet, dass ein Angriff auf den Feind jederzeit möglich ist. Daher löst der Einsatz eines US-Aufklärers bei Nordkorea zwangsläufig ein Bedrohungsgefühl aus.


Nordkoreas Provokationen sind andererseits auch ein Ausdruck von Ungeduld, nachdem es selbst das Jahresende als Frist für Gespräche mit den USA genannt hatte. Der Flug der US-Aufklärer setzt Nordkorea nun noch stärker unter Druck und wird dessen Ungeduld wohl verstärken.

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