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Sechs von zehn Mitgliedern getrennter Familien in Südkorea bereits tot

Themen der Woche2019-09-13

ⓒYONHAP News

Die Chancen für ein Wiedersehen zwischen getrennten Familien in Süd- und Nordkorea schwinden weiter. 60 Prozent der Südkoreaner, die die Zusammenführung mit ihren Familien in Nordkorea beantragt hatten, sind mittlerweile verstorben. Der Anteil der Toten wird mit der Zeit ständig weiter steigen. Die Zeit ist daher knapp, Maßnahmen sind dringend erforderlich. Jedoch stehen politische Gründe den humanitären Bedürfnissen im Wege. In der Vergangenheit kamen anlässlich des Neujahrs nach dem Mondkalender oder des Erntedankfests Chuseok oft innerkoreanische Familienzusammenführungen zustande. Zum diesjährigen Chuseok-Fest kam es leider nicht dazu.


Man spricht gewöhnlich von „zehn Millionen getrennten Familien“. Die Zahl ist zwar nicht exakt. Jedoch wird damit deutlich, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung in beiden Teilstaaten von ihren Familien getrennt leben müssen. Dies ist die tragische Folge der Teilung Koreas und des Koreakriegs. Am Anfang waren nicht nur der Verkehr und die Kommunikation zwischen den getrennten Familien unmöglich. Man konnte auch nicht in Erfahrung bringen, ob Angehörige noch leben oder nicht. Dank der innerkoreanischen Familienzusammenführungen verbesserte sich die Lage zwar inzwischen ein bisschen. Jedoch konnte bislang nur ein winziger Teil der betroffenen Menschen die Gelegenheit für ein Wiedersehen erhalten.


Im Jahr 1971 begannen erstmals Bemühungen, um innerkoreanische Familienzusammenführungen zu verwirklichen. Der südkoreanische Rotkreuzverband schlug seinem nordkoreanischen Pendant Gespräche für eine Aktion zur Zusammenführung getrennter Familien vor. Die nordkoreanische Seite ging darauf ein, am 12. August jenes Jahres fand das erste innerkoreanische Rotkreuzgespräch im Grenzort Panmunjom statt. Jedoch dauerte es fast weitere 15 Jahre, bis das erste innerkoreanische Familientreffen überhaupt zustande kam. Verschiedene politische Probleme verhinderten zuvor die Verwirklichung des Treffens.


Allein Vorgespräche für ein eigentliches Gespräch fanden 25 Male innerhalb eines Jahres statt. Der südkoreanische Rotkreuzverband schlug vor, zuerst Adressen und das Befinden der Betroffenen festzustellen, um dann Briefwechsel, freie Besuche und Treffen sowie die Wiedervereinigung von Familien zu realisieren. Die nordkoreanische Seite knüpfte dies jedoch an Bedingungen, darunter die Abschaffung des nationalen Sicherheitsgesetzes in Südkorea. Die Verhandlungen gingen schließlich etwa ein Jahr später erfolglos zu Ende.


Die Rotkreuzgespräche zwischen beiden Koreas wurden im Jahr 1980 anlässlich der Lieferung von Hilfsgütern Südkoreas für Flutopfer in Nordkorea wieder aufgenommen. Erst im Mai 1985 gelang beiden Seiten eine Einigung: Beim achten Treffen wurden gegenseitige Besuche von getrennten Familien und Aufführungen von Künstlertruppen in Süd- und Nordkorea vereinbart. Das Treffen fand vom 20. bis 23. September jenes Jahres statt. Jeweils eine 151-köpfige Delegation aus 51 getrennten Familien, 50 Journalisten und Begleitern sowie 50 Künstlern besuchte den anderen Teil der geteilten Nation.


Das nächste Treffen wurde jedoch nicht bald darauf realisiert. Die innerkoreanischen Rotkreuzgespräche wurden angesichts verschiedener politischer Forderungen des Nordens wiederholt abgebrochen und wieder aufgenommen. Ein entscheidender Wendepunkt gelang erst anlässlich der Erklärung von Südkoreas Präsident Kim Dae-jung für die Friedensschaffung auf der koreanischen Halbinsel bei seinem Besuch in Berlin im März 2000 und des allerersten innerkoreanischen Gipfels im Juni jenen Jahres. Gemäß der gemeinsamen Erklärung vom 15. Juni kamen gegenseitige Besuche getrennter Familien anlässlich des Unabhängigkeitstags am 15. August zustande.


Seitdem fanden bis 2010 18 Mal innerkoreanische Familienzusammenführungen statt, und damit quasi regelmäßig. Jedoch wurde die Lage seit 2010 erneut ungünstig. Das letzte Familientreffen fand im August 2018 statt. Bisher konnten lediglich 4.500 Menschen ihre Angehörige wiedersehen. Rund 560 Menschen konnten an den 2015 eingeführten Videotreffen teilnehmen. Der Anteil zusammen erreicht nicht einmal vier Prozent sämtlicher Antragsteller für eine Familienzusammenführung.

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