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Nordkorea startete Kurzstreckenraketen

Themen der Woche2019-05-10

ⓒKBS News

Nordkoreas Waffentests am Samstag und am gestrigen Donnerstag werden als präzise kalkulierte Provokationen betrachtet. Laut Analyseergebnissen handelt es sich bei den abgeschossenen Projektilen um ballistische Boden-Boden-Raketen der Iskander-Klasse. Bei dem Test am Samstag an der Ostküste verringerte Nordkorea anscheinend die Reichweite. Der gestrige Test erfolgte mit der tatsächlichen Reichweite, damit wurden die Zuverlässigkeit und Stabilität getestet und die Schlagkraft demonstriert.


Experten sagen, dass dies ein typisches Verhaltensmuster Nordkoreas bei der Raketenentwicklung sei. Nach einem Test an der Ostküste überprüfe Nordkorea durch einen Abschuss an der Westküste, bei dem die Rakete über das Binnenland in östliche Richtung fliege, die Zuverlässigkeit sowie Stabilität und bestätige die Einsatzfähigkeit, heißt es. Die beiden jüngsten Tests entsprechen genau diesem Muster.


Die Bezeichnung „Rakete der Iskander-Klasse“ rührt daher, dass dieser Raketentyp genauso aussieht wie die Iskander-Rakete aus russischer Produktion. Die maximale Reichweite der „Iskander nordkoreanischer Version“ wird auf 500 Kilometer geschätzt. Sollte sie in der Nähe der militärischen Demarkationslinie zwischen beiden Koreas abgeschossen werden, kann sie jeden Ort in Südkorea erreichen.


Bei dem Test am Samstag auf der Halbinsel Hodo nahe Wonsan wurde die Reichweite auf etwa 270 Kilometer eingestellt. Die Raketen, die am Donnerstag in Kusong in der Provinz Nord-Pyongan abgefeuert wurden, flogen schätzungsweise 420 Kilometer weit. Sollten die Abschüsse in Richtung Süden erfolgen, liegt Seoul in einer Entfernung von etwa 270 Kilometern. Innerhalb von 420 Kilometern befinden sich Osan und Pyeongtaek, wo es US-Militärstützpunkte gibt, und auch Gyeryongdae, wo sich das Hauptquartier von Südkoreas Heer, Marine und Luftwaffe befindet.


Raketen der Iskander-Klasse weisen verschiedene Merkmale auf, die bei Einsätzen nützlich sind. Ihre maximal erreichbare Höhe beträgt etwa 50 Kilometer, daher kann die Rakete mit einer Patriot-Rakete schwer abgefangen werden. Die maximale Reichweite der Patriot-Abwehrrakete liegt bei 40 Kilometern. Das Raketenabwehrsystem THAAD dient dazu, ballistische Raketen abzufangen, die in einer Höhe von mehr als 50 Kilometern fliegen. Zudem ist die Flugbahn der Iskander kompliziert. Nach dem Erreichen des Scheitelpunkts geht die Rakete in einen Sturzflug über und danach in einen Horizontalflug, ehe sie schließlich über dem Ziel senkrecht herabstürzt. Das heißt, dass sich die Rakete mit keinem in Südkorea vorhandenen Waffensystem leicht abfangen lässt. Die Iskander nordkoreanischer Version kann daher als auf einen Angriff auf Südkorea spezialisierte Waffe betrachtet werden.


Bemerkenswert sind auch die für die Abschüsse genutzten Transporter Erector Launchers (TEL), mobile Startrampen. Am Samstag wurde ein TEL mit Rädern verwendet, während am Donnerstag ein Raupenfahrzeug für den Abschuss genutzt wurde. Ein TEL des Raupentyps verfügt über eine hohe Mobilität, weil er auch in unwirtlichem Gelände einsatzbar ist. In Kusong, wo am Donnerstag Raketen abgeschossen wurden, gibt es eine Panzerfabrik. Dort war im Februar 2017 eine Pukguksong-2, eine Mittelstreckenrakete (MRBM) mit mittlerer Reichweite, abgefeuert worden. Die Rakete war von einem TEL des Raupentyps aus abgefeuert worden. Nordkorea hatte in Kusong dann im Mai eine Hwasong-12 und im Juli 2017 eine Hwasong-14 abgeschossen. Die Hwasong-12 ist eine Mittelstreckenrakete mit größerer Reichweite (IRMB) und die Hwasong-14 eine Interkontinentalrakete (ICBM).

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