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KCNA: Kim Jong-un überwacht persönlich Start neuer taktischer Lenkwaffe

Themen der Woche2019-07-26

ⓒYONHAP News

Nordkorea hat im Zusammenhang mit den am Donnerstag vorgenommenen Raketenstarts Südkorea ins Visier genommen und von einer „Warnung“ gesprochen. Jedoch erwähnte das Land die USA nicht. Das wird als Strategie verstanden, im Zuge einer Machtprobe in Bezug auf die Verhandlungen über die Denuklearisierung die USA zu umgehen und Südkorea unter Druck zu setzen. Nordkorea will sich offenbar die Tür für einen Dialog offen halten, indem es die USA nicht unmittelbar kritisiert.


Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete am Freitag über die Raketenstarts. Zwei Stichwörter verdienen besonderes Augenmerk, und zwar „neue taktische Lenkwaffe“ und „Abschuss zur Demonstration der Stärke“. Hinsichtlich der neuen taktischen Lenkwaffe wurde von einem Gleitflug und Sprung der taktischen Rakete in geringer Höhe gesprochen, sodass diese nicht leicht abzuwehren wäre.


Laut dem südkoreanischen Militär wurden die Raketen am Donnerstag um 5.34 Uhr und um 5.57 Uhr gestartet. Beide Raketen flogen nach dem Ergebnis einer präzisen Analyse durch die Militärbehörden Südkoreas und der USA 600 Kilometer weit. Die Flughöhe betrug etwa 50 Kilometer. Die Raketen wurden in einem flachen Winkel und in geringe Höhe abgeschossen. Die zweite Rakete führte in der Endphase ein abruptes Ausweichmanöver gegen ein Abfangen durch. Experten vermuten, dass es sich um die vervollständigte Version der Rakete vom Typ KN-23 handelt.


Die KN-23 ist die nordkoreanische Version der Iskander-Rakete. Es handelt sich um eine Kopie oder möglicherweise verbesserte Version der russischen Rakete, die Abfangraketen ausweichen kann. Nach dem Erreichen des Scheitelpunkts geht die Iskander in einen Sturzflug über und danach in einen Horizontalflug, ehe sie schließlich über dem Ziel senkrecht herabstürzt. Diese komplizierte Flugbahn soll dafür sorgen, dass die Rakete nicht abgefangen werden kann.


Die am Donnerstag abgefeuerten Raketen flogen ebenfalls in geringer Höhe. Die Höhe von 50 Kilometern ist ein toter Winkel für Raketenabwehrsysteme wie THAAD und PAC3. Für diese Flughöhe lag die maximale Flugweite bei ca. 500 Kilometern. Jedoch flogen die Raketen am Donnerstag 600 Kilometer weit, was auf einen beträchtlichen technologischen Fortschritt hindeutet. Das bedeutet, dass jeder Ort auf der koreanischen Halbinsel in deren Reichweite liegt, und dass sie nicht mit Sicherheit abgefangen werden können.


Es ist auch außergewöhnlich, dass Nordkorea bei der Berichterstattung über die Raketenstarts die Formulierung „Demonstration der Stärke“ verwendete. Es handelt sich nämlich um eine Machtdemonstration in Reaktion auf die Einführung hochmoderner Waffen durch Südkorea und eine gemeinsame Militärübung Südkoreas und der USA. Das bezieht sich auf die Einführung von Tarnkappenflugzeugen und die geplante Übung „Dong Maeng 19-2“. Nordkorea will Südkorea absichtlich ignorieren und mit den USA auf Augenhöhe sprechen. Das Land will seinen Status als de-facto-Atommacht festigen und dadurch gegenüber den USA in eine möglichst gute Verhandlungsposition gelangen. Diese Absicht wird dadurch erkennbar, dass Nordkorea eine öffentliche Warnung an die Adresse Südkoreas aussprach, jedoch die USA nicht erwähnte.


Trotz der letzten Raketenstarts äußerten die USA ihre Hoffnung auf Fortschritte bei Verhandlungen auf Arbeitsebene. Dahinter wird die Absicht der US-Regierung vermutet, vor der Präsidentschaftswahl in der Nordkorea-Frage Erfolge präsentieren zu können. Südkorea und die USA stuften jedoch die Projektile vom Donnerstag als ballistische Raketen ein. Damit drohen zusätzliche Sanktionen. Daher wird erwartet, dass künftig im Atomstreit mit Nordkorea inmitten der eskalierenden Machtprobe nach einem Ausweg gesucht wird.

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