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Trump: Kim Jong-un wollte nur ein oder zwei der fünf Nuklearanlagen beseitigen

Themen der Woche2019-05-21

ⓒYONHAP News

US-Präsident Donald Trump hat in einem Fernsehinterview gesagt, dass Nordkorea über fünf Nuklearanlagen verfüge. Dahinter wird seine Absicht vermutet, deutlich zu machen, dass die Schuld für den gescheiterten Nordkorea-USA-Gipfel im Februar in Hanoi bei Nordkorea liege.


Trump brachte in einem Interview mit Fox News am Sonntag (Ortszeit) überraschend die nordkoreanische Nuklearproblematik zur Sprache, während er über den Streit mit Iran redete. Offenbar will er verhindern, dass die nordkoreanische Nuklearfrage seiner Wiederwahl im Wege stehen könnte.


Bemerkenswert ist, dass Trump von fünf Nuklearanlagen in Nordkorea sprach. Angesichts der rhetorischen Gepflogenheiten des US-Präsidenten kann es sich entweder um die zutreffende Zahl oder eine Übertreibung handeln. Trump hatte in der Vergangenheit wiederholt falsche Zahlenangaben gemacht. Dies geschah entweder aus Unwissenheit oder als gezielte Über- oder Untertreibung, um seine Behauptungen besser rechtfertigen zu können.


Gewissheit herrscht offenbar darüber, dass die USA über die offiziell nicht bestätigten Nuklearanlagen in Nordkorea genauestens Bescheid wissen. Unmittelbar nach dem gescheiterten Gipfel in Hanoi kamen Spekulationen in Umlauf, dass geheime Atomanlagen Nordkoreas der Grund für das Scheitern gewesen seien. Nun nannte Trump eine konkrete Zahl und sprach von fünf Anlagen.


Nordkorea gestand offiziell den Betrieb von zwei Nuklearanlagen ein, und zwar in Yongbyon und Punggye-ri. In Yongbyon gibt es einen 5-MW-Reaktor und Einrichtungen zur Wiederaufbereitung von Plutonium sowie zur Urananreicherung. Das Atomtestgelände in Punggye-ri in der Provinz Nord-Hamgyong wurde im Mai letzten Jahres in Anwesenheit von ausländischen Journalisten gesprengt. Deshalb handelt es sich bei der einen oder den zwei Anlagen, deren Beseitigung Nordkorea versprechen wollte, offenbar um die Areale in Yongbyon und Punggye-ri.


Wie verlautete, gewinnen die USA mittels Aufklärungssatelliten Erkenntnisse über weitere Nuklearanlagen in Nordkorea. Washington geht davon aus, dass Nordkorea an anderen Orten als Yongbyon sein Programm zur Urananreicherung betreibt. Die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“ schrieb im Januar, dass Nordkorea seine Zentrifugen auf mehrere Orte verteilt habe. Die Zeitung schrieb unter Berufung auf einen früheren Beamten des südkoreanischen Präsidialamtes, es werde davon ausgegangen, dass mindestens zehn Urananreicherungsanlagen in Pjöngjanger Vororten im Untergrund stünden.


Als einer dieser Orte gilt der Komplex Kangson am Stadtrand von Pjöngjang. Die Zeitung „New York Times“ schrieb, dass eine Urananreicherungsanlage als Kraftwerk „Kangsong“ bekannt sei. Die „Washington Post“ bezeichnete das Kraftwerk als „Kangson“. Beide Fälle beziehen sich auf den Kangson-Komplex.


Nordkorea will bislang nicht zugeben, dass es neben der Einrichtung in Yongbyon weitere Anreicherungsanlagen betreibt. Eine Urananreicherungsanlage ist klein und kann leicht versteckt werden. Sollten 750 bis 1.000 Zentrifugen ein Jahr lang betrieben werden, können etwa 25 Kilogramm hoch angereichertes Uran gewonnen werden. Das reicht für den Bau einer Atomwafffe aus. Eine solche Anlage kann in einem 600 Quadratmeter großen unterirdischen Raum aufgebaut werden. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Spekulationen über mehrere geheime Nuklearanlagen in Nordkorea zutreffend sind.

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