Nachrichten

Der Briefaustausch zwischen getrennten Familien 2001

2018-08-16

ⓒ KBS News

Vom 20. bis 26. August findet im nordkoreanischen Geumgang-Gebirge eine neue Runde der Familienzusammenführungen statt. Voraussichtlich werden erneut Verwandte, die sich seit dem Koreakrieg (1950-53) nicht mehr gesehen haben, Freudentränen vergießen. Das letzte Familientreffen hatte vor drei Jahren stattgefunden. In der Vergangenheit gab es auch einen Briefkontakt zwischen getrennten Familien. Der Briefaustausch von 2001 ist unser heutiges Thema.


In der Erklärung vom 15. Juni, die beim ersten Korea-Gipfel im Jahr 2000 angenommen wurde, einigten sich beide Seiten auf Anstrengungen für Familienzusammenführungen. Am 15. August kam das erste Treffen gemäß dieser Einigung zustande. Es war das erste Begegnungsprogramm seit 15 Jahren. Im September jenes Jahres starteten beide Koreas Nachforschungen zu vermissten Verwandten und ermöglichten den Überlebenden den ersten Briefwechsel seit fast 50 Jahren. Choi Eun-beom, der früher an innerkoreanischen Rotkreuzgesprächen beteiligt war und heute Berater der Koreanischen Versammlung für die Zusammenführung von zehn Millionen getrennten Familien ist, erinnert sich: 


1945 hatten die sowjetischen Behörden den Erhalt von Briefen aus Südkorea aus politischen Gründen verboten. Später wurde gemäß einer Einigung der sowjetisch-amerikanischen Kommission der Austausch von Briefen und Taschen erlaubt. Ich kam 1948 in den Süden, noch vor dem Kriegsausbruch am 25. Juni 1950. Ich erfuhr, dass mein Vater vor dem 20. Juni eine Postkarte abgeschickt hatte und es meinen Eltern gut ging. Der 22. Juni war der letzte Tag, an dem Nordkorea Briefe in den Süden schickte. Die Karte war die letzte Post, die ich von meinen Eltern erhielt.


Nach der Befreiung 1945 war der Austausch von Briefen zwischen Süden und Norden zunächst verboten und ab dem 13. März 1946 erlaubt. Doch wurde der Austausch später erneut verboten, die letzte Postlieferung über die Grenze gab es am 22. Juni 1950. Bei den innerkoreanischen Rotkreuzgesprächen am 29. Januar 2001 wurde vereinbart, 300 getrennten Familien einen Briefaustausch am 15. März zu erlauben. 


Ein Teilnehmer sagte damals über seine Gefühle: 


Es ist schon ein halbes Jahrhundert her und meine ältere Schwester ist fast 70. Ich bin so dankbar, dass sie noch lebt. 


Die glücklichen Auserwählten brachten voller Freude ihre Gedanken zu Papier, doch politische Themen waren tabu. In den Briefen brachten die meisten ihr Bedauern über die lange Trennung zum Ausdruck und schilderten ihre Liebe zu den Verwandten im anderen Landesteil. 


Mein lieber Bruder Hong-gu. Wir sind schon so lange getrennt, obwohl wir vom selben Blut sind. Es bricht mir das Herz, dir nach all den Jahren einen Brief zu schreiben. 


Briefe mit rührendem Inhalt trafen der Reihe nach beim südkoreanischen Roten Kreuz ein. Am 15. März erfolgte der Austausch der Briefe im Waffenstillstandsort Panmunjom. Unter den südkoreanischen Briefschreibern war die 107-jährige Heo Eon-nyeon die älteste. Kim Sam-rye, die Mutter eines 1987 entführten Fischers hatte ebenfalls ein Schreiben verfasst. Beim Roten Kreuz in Südkorea herrschte kurz darauf ein großer Andrang, weil Familien die Briefe aus dem Norden entgegennehmen wollten. Diese sollten einen Tag später regulär mit der Post zugestellt werden, doch die Adressaten wollten nicht warten. Auch Choi wurde damals als Mitarbeiter des Roten Kreuzes von Emotionen übermannt. 


Meine Eltern hatten 12 Kinder und ich war das elfte und der jüngste Sohn. Ich hatte drei ältere Schwestern. Natürlich hoffte ich, sie wiederzufinden. Doch Mitarbeiter des Roten Kreuzes durften sich nicht bewerben. Ich hielt mich strikt an diese Regel. 


Der 84-Jährige erinnert sich noch heute genau an die Anschrift in seiner Heimat in der Provinz Nord-Hamgyeong. 2001 waren seine Eltern und Geschwister vermutlich schon tot. Doch hätte er sich Kontakt mit seinen Nichten und Neffen gewünscht und hoffte auf einen freien Briefaustaustausch. Doch dazu kam es nicht, der Briefwechsel von 2001 blieb eine einmalige Angelegenheit. Choi sagt zu seinen Hoffnungen.


Zuerst ist es notwendig, festzustellen, ob die getrennten Familienmitglieder noch leben und ihre Adressen sollten ermittelt werden. Dann sollte ihnen ein Briefwechsel erlaubt werden, damit sie sich auf den neuesten Stand bringen können. Anschließend sollten sie ihre Heimatorte besuchen oder die Verwandten an einem anderen Ort treffen können. Die 20 Runden der persönlichen Wiedersehen in den vergangenen 18 Jahren galten als vierte und letzte Stufe. Anders ausgedrückt, das Finale fand vor der Vorrunde statt. Wenigstens den Teilnehmern des Begegnungsprogramms sollte ein Briefaustausch ermöglicht werden. Damit würden grundlegende Menschenrechte garantiert. Auch diente das als erster Schritt zur Wiedervereinigung. 


Es gibt den Vorschlag, dass beide Koreas täglich im Waffenstillstandsort Panmunjom Briefpost austauschen. Für die Betroffenen wie Choi ginge damit ein Herzenswunsch in Erfüllung.

Aktuelle Nachrichten