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Süd- und Nordkorea einigen sich auf die Suche nach den Gebeinen von Ahn Jung-geun

2018-09-27

ⓒ KBS News

Jedes Jahr am 26. März findet eine Gedenkzeremonie zum Todestag des bekanntesten koreanischen Unabhängigkeitskämpfers Ahn Jung-geun statt. Ahn wurde 1910 hingerichtet, als die koreanische Halbinsel unter der Herrschaft Japans stand. Ahn hatte im Jahr davor den japanischen Repräsentanten in Korea, Ito Hirobumi, im Bahnhof von Harbin in China ermordet. Einen Tag vor seiner Exekution im Gefängnis von Lushun bat Ahn seine beiden Brüder darum, seine Leiche im Park von Harbin zu vergraben und sie dann in seine Heimat zu schaffen, sobald Korea seine Souveränität wiedergewonnen hätte. Das ist jedoch niemals geschehen. Süd- und Nordkorea versuchten jedoch gemeinsam, die sterblichen Überreste Ahns zu finden. Im Jahr 2005 schlossen beide Länder ein entsprechendes Abkommen. Der damalige Leiter des gemeinsamen Teams zur Ausgrabung der Gebeine Ahns, Park Seon-ju, sagt: 


Nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 gab es Diskussionen auf privater und nationaler Ebene darüber, die Gebeine Ahns zu finden. Einige Dokumente über seine angenommene Grabstelle wurden 1999 in Japan gefunden. Die Dokumente wurden Anfang der 2000er Jahre an die südkoreanische Regierung übergeben. Südkorea kündigte 2004 an, die sterblichen Überreste Ahns ausgraben zu wollen. Bei innerkoreanischen Ministergesprächen im Jahr darauf zeigte Südkorea die Papiere Nordkorea und schlug eine gemeinsame Suchaktion vor. Pjöngjang akzeptierte den Vorschlag, und ein gemeinsames Suchteam begann 2006 mit den Inspektionen des Gebiets um Lushun in Dalian im Nordosten von China. 


Es hatte schon seit Ende der 40er Jahre vergebliche Aktionen gegeben, die Leiche Ahns zu finden. Die Japaner hatten die Grabstelle aus Furcht geheim gehalten, der Ort könnte eine Pilgerstelle für koreanische Unabhängigkeitskämpfer werden. Zwei Fotos, die die Tochter des früheren Oberaufsehers des Lushun-Gefängnisses gezeigt hatte, weckten neue Hoffnung. Die Bilder wurden 1911 im Gefängnishof nach einem Ritual für die Verstorbenen gemacht. Am 15. September 2005 versprachen Süd- und Nordkorea, dass ein gemeinsames Bergungsteam die Gebeine Ahns nach Hause bringen werde: 


Nordkorea war damals stark an den anti-japanischen Unabhängigkeitskämpfern interessiert. Ein nordkoreanisches Inspektionsteam besuchte 1985 auf Anweisung des damaligen Staatschefs Kim Il-sung Lushun. Dort hörte es, dass die Stelle mit den vergrabenen sterblichen Überresten alle fünf Jahre umgegraben wird, um Süßkartoffel zu pflanzen. Es scheint, dass Nordkorea daraufhin zu dem Schluss kam, dass es unmöglich ist, Ahns Gebeine zu finden. Doch nachdem Südkorea die Dokumente vorgelegt hatte, sagte Nordkorea einer gemeinsamen Suche zu. 


Ahns Heimatort ist Haeju, das heute in der nordkoreanischen Provinz Hwanghae liegt. Nordkorea ließ sogar einen Film über den Freiheitshelden drehen. Im Juni 2006 begannen die gemeinsamen Sucharbeiten in Lushun. Ein Berater aus China sagte dazu: 


Damals wurde sein Körper durch eine schmale Tür entlang eines hügeligen Pfads in den Ostteil des Gefängnisses geschafft und dort begraben. 


China beteiligte sich an den Untersuchungen vor Ort. Das Team griff dabei auf die Fotos, eine alte Karte und Hinrichtungsdokumente zurück. Im April 2007 gab es noch Kontakte auf Arbeitsebene zwischen Süd- und Nordkorea in Kaesong: 


Der Leiter der nordkoreanischen Delegation hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck. Die südkoreanischen Delegationsmitglieder ließen ohne Absicht ein paar unpassende Worte fallen. Doch der Nordkoreaner sagte höflich: „Hätten Sie was dagegen, solche Worte nicht zu gebrauchen? Wir sollten die Inspektion fortsetzen.“  


Unglücklicherweise kam es nie zu einer gemeinsamen Ausgrabung. Nach dem nordkoreanischen Atomtest im Oktober 2006 waren die Beziehungen sehr angespannt. Nordkorea informierte Seoul, dass Südkorea die Suche alleine fortsetzen könne. Auch war es schwierig, mit China zusammenzuarbeiten:   


Es war nicht einfach, und ich war damals im Ausland. Im Winter 2007 schickte mir eine Zeitung in Seoul ein Foto und schrieb, „die Arbeiter hier graben die Erde um, um dort einen Appartmentblock zu bauen. War das nicht die angenommene Grabstelle von Ahn Jung-geun?” Ich kontaktierte die südkoreanische Regierung und kehrte zurück, um bei China zu protestieren. Die chinesischen Behörden sagten uns dann, die Ausgrabungsarbeiten im nächsten Frühling fortzusetzen. 


Südkorea beeilte sich, die Arbeiten wiederaufzunehmen. Mit dem Abkommen mit Nordkorea sowie dank Chinas Kooperation wurde am 26. März 2008 damit begonnen, einen Hügel umzugraben, der 90 Meter über dem Meeresspiegel lag. Doch die Arbeiten auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern ergaben kein Ergebnis.


Wir haben die Überreste Ahns noch immer nicht gefunden. Sein Grab, das von Kim Ku im Hyochang-Park in Seoul vorbereitet wurde, ist noch immer leer. 


Das sagte Südkoreas Präsident Moon Jae-in am Tag der Befreiung am 15. August. Die Hoffnung auf die gemeinsame Suche durch Süd- und Nordkorea bleibt:


In Hokkaido begann ich 1997 damit, die sterblichen Überreste von Koreanern auszugraben, die während der Kolonialherrschaft Japans zur Arbeit gezwungen wurden. Ich dachte, die Ausgrabung der Gebeine unserer Ahnen, die einen tragischen Tod erlitten, wird dazu beitragen, Koreas nationale Identität wiederherzustellen und die Menschenrechte zu fördern. Ich bin sicher, dass Süd- und Nordkorea durch das Projekt einen Schritt in Richtung Frieden machen.

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