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Wirtschaftliche Auswirkungen der Olympischen Spiele

[Thema der Woche] l 2016-08-08

Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro haben am Samstag begonnen. Korea hat aus dem sportlichen Großereignis stets wirtschaftliche Vorteile ziehen können. Koreanische Unternehmen strengen sich daher auch diesmal an, ihre Umsätze durch das Ereignis steigern zu können. Einen genaueren Blick auf die möglichen Effekte wirft der Marktforscher Jeong Cheol-jin:

Es gibt sogar spezielle Ausdrücke, die sich auf die wirtschaftliche Nachfrage beziehen, die durch die Olympische Spiele oder eine Fußball-Weltmeisterschaft entsteht. Solche Bedürfnisse lassen sich unter zwei Aspekten analysieren: örtliche Nachfrage und die Exporte. Die Leute sehen sich Großereignisse wie Olympia im Fernsehen an. Also steigt normalerweise die Nachfrage nach Elektrogeräten, das beginnt schon sechs bis acht Monate vor solchen Festivitäten. Weil Korea ein führender Exporteur von Elektrogeräten ist, zieht die Industrie aus solchen plötzlichen Anstiegen große Vorteile. Was die Ausgaben betrifft, bleiben die Leute lange wach, um sich die Spiele anzusehen, so wie bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Und sie essen normalerweise spät noch Snacks wie beispielsweise Grillhähnchen. So machen Grillbuden und andere Snack-Verkäufer während solcher Zeiten gute Geschäfte. Auch Kaufhäuser und große Einzelhändler organisieren Sonderverkaufsaktionen, wenn es Medaillengewinner gibt oder aufgrund des Medaillenstands der koreanischen Mannschaft, wie etwa „Gewinnen Sie ein TV-Gerät, wenn sie die Zahl der Medaillen korrekt voraussagen“. Wir können gute Geschäfte beim Export und im Inland von den Olympischen Spielen in Rio erwarten.

Nach einem Bericht des Ministeriums für Strategie und Finanzen erzielte Korea aus der Fußball-WM 2002 im eigenen Land einen wirtschaftlichen Effekt im Wert von rund 23,4 Milliarden Dollar und ein Wirtschaftswachstum um 7,4%. Während der Olympischen Spiele 2012 in London verzeichneten koreanische Nahrungsmittelhersteller einen Anstieg der Umsätze um 22% im Vergleich zum Jahr davor. Koreanische Exportunternehmen haben bereits in den Wochen vor Beginn der jetzigen Olympischen Sommerspiele bessere Geschäftszahlen vorzuzeigen:

Samsung Electronics hat zuletzt sehr gut abgeschnitten. Die Mobilgeräte verkauften sich gut, aber auch der Bereiche Haushaltsgeräte erzielte überraschend gute Resultate. Für Elektro-Haushaltsgeräte ist nicht der operative Gewinn das Wichtige, die Firma macht mit der Sparte nicht viel Geld. Die jüngsten Geschäfte Samsungs zeigen an, dass die Leute Verbraucherelektronik kaufen, um sich die Rio-Spiele anzuschauen.

Dank der Popularität von Premium-TV-Geräten verbuchte LG Electronics im zweiten Quartal einen Umsatz von fast 3,6 Milliarden Dollar, und es wird erwartet, dass noch mehr Geräte im dritten Quartal 2016 verkauft werden. Ein Kaufhaus verspricht etwa einen Cashpreis von 180.000 Dollar für die richtige Voraussage der Medaillenzahl für das koreanische Team. Ein Spirituosenhändler vermarktet eine Sonderedition des Alkoholgetränks Makgeolli während der Rio-Spiele und ein Händler bietet Sonderpreise für Frühstücksspeisen für Büroangestellte an, die sich noch spät die Wettbewerbe ansehen:

Samsung Electronics ist offizieller Olympischer Partner, der einzige aus Korea. Samsung brachte zuletzt die Smartphone-Modelle S7 Edge und Galaxy Note 7 heraus. Der Elektronikriese will für diese neuen Produkte werben. Obwohl Hyundai Motor kein offizieller Olympischer Partner ist, hat es eine Gesellschaft in Brasilien. Hyundai Motor Brazil kann daher vor bekannten Wahrzeichen in Rio, wie etwa die Statue des Christus des Erlösers, Werbebilder machen.

Samsung Electronics stellt den Athleten Smartphones mit dem Olympia-Logo. Hyundai Motor bietet freie WiFi-Hotspots rund um die Christus-Statue in Rio, um Werbung zu machen, und der Mobilfunkanbieter KT bietet ebenfalls seinen Service in Brasilien an. Trotzdem zweifeln Experten, dass der wirtschaftliche Nutzen diesmal sehr groß ist:

Die Rio-Spiele sind eher eine enttäuschende Olympiade, die von ungenügender Infrastruktur und Sicherheitssorgen überschattet ist. Im Gegensatz zu früheren Spielen werden die Spiele in Rio nicht die Erwartungen erfüllen, dass damit der Ruf Brasiliens verbessert wird. Korea muss sich wegen der Binnennachfrage Sorgen machen, was auch vom Abschneiden der koreanischen Athleten abhängt. Ein anderes Problem ist der 12-Stunden-Zeitunterschied. Es wäre das Beste für lokale Unternehmen, wenn koreanische Athleten zwischen 22.00 Uhr und 1.00 Uhr nachts antreten, wenn die Nachfrage nach späten Snacks ihren Höhepunkt erreicht.

Brasilien hofft, dass das Großereignis einen wirtschaftlichen Effekt von mehr als 31,5 Milliarden Dollar abwerfen wird, doch nur 80% der Tickets sind bisher angesichts der wirtschaftlichen und politischen Instabilität im Land abgesetzt worden. Die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft betragen bisher nur 400 Millionen Dollar:

Spezielle Bedürfnisse durch Olympische Spiele entstehen, wenn die Menschen starke athletische Leistungen feiern und Geld für Essen, Alkohol und fürs Einkaufen ausgeben, was besonders kleinen Unternehmen hilft. Der Verbrauch kann selbst die Wachstumsrate fördern. Wenn etwa das koreanische Volleyball- oder Fußballteam das Halbfinale erreicht, wird das auch wirtschaftliche Auswirkungen haben, und die Menschen bleiben dann lange auf, sehen sich die Spiele gemeinsam an, essen und nehmen an Werbeveranstaltungen teil.

Nach einer Prognose des Hyundai-Forschungsinstituts kann eine olympische Medaille der koreanischen Mannschaft den Verbrauch um bis zu 39 Millionen Dollar steigern. Der Markenwert eines Unternehmens könnte sich um 18 Millionen Dollar erhöhen und darüber hinaus Koreas internationales Image verbessern.

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