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Siegen ist nicht alles - was für junge Koreaner bei Olympia zählt

[Aus Kreuz und Quer durch Korea] l 2016-08-17

Der olympische Grundsatz lautet: „Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist. Das Wichtigste ist nicht, erobert zu haben, sondern gut gekämpft zu haben.“

Dieser viel zitierte olympische Gedanke vom „Dabeisein ist alles“ entfernt sich jedoch zunehmend von der Realität. Die olympischen Spiele sind überschattet von der Konkurrenz um Goldmedaillen und werden von den Gastgeberländern für den Prestigegewinn genutzt.

Die junge Generation der koreanischen Olympiazuschauer nimmt von dieser Haltung immer mehr Abstand. Ein 29-Jähriger Namens Kim Jin-hwan ärgerte sich über die Kommentare zu dem Viertelfinalspiel des Badminton-Doppels. Er sagte, obwohl das koreanische Team verloren hat, habe ihm das Zuschauen Spaß gemacht. Die Bemerkungen der Kommentatoren, die ihre Enttäuschung offen zum Ausdruck brachten, hätten ihn aber sehr schockiert.

Die Altersgruppe der 20er und 30er feuert die jungen Sportler dafür an, dass sie gut kämpfen und nicht dafür, unbedingt gewinnen zu müssen. Von 200 jungen Menschen der Altersgruppe der 20er und 30er, die von der Zeitung Joongang Ilbo befragt wurden, sagten 47 Prozent, sie wünschten sich, dass die Sportler den Wettkampf an sich genießen. 38 Prozent sagten, das Ergebnis sei nicht so wichtig, Hauptsache, die Sportler geben ihr Bestes. Nur 9 Prozent verbanden die Wettkämpfe mit der Erwartung, Gold zu gewinnen und Weltspitze zu werden.

Bei den Olympischen Spielen in Rio gibt es viele Athleten die meilenweit vom Gewinn von Medaillen und Rekorden entfernt sind. Einer von ihnen ist der Schwimmer Robel Kiros Habte aus Äthiopien. Im 100 Meter Freistil belegte er in der Vorrunde den letzten Platz von allen 59 Startern. Habte durfte dank eines Sonderstartrechts für unterrepräsentierte Länder teilnehmen. Der Äthiopier sagte, dass jeder in seinem Land von morgens bis abends renne aber niemand schwimme. Er habe etwas anderes für sein Land tun wollen und das Schwimmen gewählt. Dafür hatte ihn das Publikum mit großem Applaus belohnt. Ein Herr Kim Min-jung sagte, Habte habe ihn begeistert, wie er mit seiner nicht gerade sportlichen Figur sein Bestes gab und nach dem Ende des Wettkampfs ganz zufrieden dreinschaute. Er verkörpere für ihn den Olympischen Geist.

Von den Zuschauern bejubelt wurde auch die internationale Mannschaft aus Flüchtlingen, die in Rio angetreten war. Das Team hat zwar nach Stand von Dienstag noch keine Medaille gewonnen, die zehn Athleten haben jedoch ein Zeichen der Hoffnung für alle flüchtenden Sportler auf der ganzen Welt gesetzt.

Was waren für die jungen Koreaner die bewegendsten Momente der Olympiade? Etwa ein Viertel nannte das Finalmatch des Degenfechters Park Sang-young. Park hatte bei einem Rückstand von 10 zu 14 gegen den Ungarn Geza Imre sich selbst mit den Worten „du schaffst es“ motiviert und fünf Punkte aufeinander erzielt und die Goldmedaille gewonnen.

Besonders schön fanden die Befragten auch die Geschichte der iranischen Bogenschützin Zahra Nemati, die den Wettkampf im Rollstuhl bestritten hatte. Nemati hatte 2004 bei einem Autounfall eine Rückenmarks-Verletzung erlitten. Seither ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Ihre sportlichen Ambitionen hat sie trotzdem nicht aufgegeben. Als sie für die Platzierungsrunde das Stadion betrat, stand das Publikum auf und jubelte der Bogenschützin zu. Nemati erreichte Rang 49 von 64.

Beeindruckend fanden die Befragten auch, wie der chinesische Synchronspringer Qin Kai, nachdem er die Bronzemedaille gewonnen hatte, seiner Kollegin He Zi einen Heiratsantrag machte.


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