Teil 4: Der Palast Changdeokgung

Dem Palast 'Changdeokgung' wurde wegen seiner Verkörperung eines perfekten Einklangs von Natur und Architektur 1997 von der UNESCO einstimmig der Titel Weltkulturerbe verliehen.
Der Changdeokgung ist der einzige koreanische Palast auf der UNESCO-Welterbeliste. Er ist der Palast, den die Könige der Joseon-Dynastie am meisten schätzten.

‘Changdeokgung‘ wurde 1405, im fünften Regierungsjahr von König Taejong, als Ausweichresidenz errichtet.
Den Hauptpalast, in dem der König lebte und seinen Amtsgeschäften nachging, nennt man Beopgung.
Eine Ausweichresidenz für den Fall eines Brandes oder andere Zwischenfälle wird als Igung bezeichnet.
Während den 500 Jahren des Bestehens der Joseon-Dynastie hatten die Könige insgesamt 258 Jahre in dem Igung ‘Changdeokgung‘ verweilt.
Dies, weil 1592 der Hauptpalast ‚Gyeongbokgung‘ während der Invasion der Japaner 1592 niederbrannte. Aber auch wegen seiner Vertrautheit und Schönheit war ‘Changdeokgung‘, dessen Gebäude dem dahinter liegenden Berg und der Landschaft auf natürliche Weise angepasst wurden, ein beliebter Wohnort der Könige.

Passiert man den Haupteingang, das Donhwamun-Tor mit seinen fünf Türen und zwei Stockwerken, stößt man auf Geumcheongyo, eine Brücke, die die Form eines Regenbogens hat.
Zur südlichen Seite steht die stattliche Halle Injeongjeon.
In Seonjeongjeon ging der König seinen Aufgaben nach.
Die Halle Daejojeon war der Lebensraum der Königin.
Die Palastgebäude sind malerisch in die Natur eingebettet und strahlen Anmut und Würde aus.
Jedes Palastgebäude erweckt den Eindruck, als sei es mit den Bäumen gewachsen. In der Tat ist es jedoch so, dass in ‘Changdeokgung‘ an vielen Stellen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der koreanischen Vorfahren angewandt wurden.

"Nein, auf diese Weise geht es nicht. Wie soll ich die Anweisung verstehen, den Hof der Halle Injeongjeon derart anzulegen, dass die Würde der Majestät hervorgehoben wird."
"Ja, eben. Injeongjeon ist kein Gebäude wie jedes andere. Hier finden königliche Audienzen statt und Gesandte aus dem Ausland werden empfangen. Es ist daher wichtig, dass in diesem Raum das königliche Antlitz erstrahlt. Was sollen wir nur tun?"
"Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und bin zu folgendem Schluss gekommen: An der Steinterrasse ‘Woldae’, auf welcher der König steht, muss es etwas geben das Licht erzeugt, wenn das Antlitz seiner Majestät von allen Seiten leuchten soll."
"Leuchten? Wie wäre es dann, die Terrasse mit Pflastersteinen zu belegen? Scheint Sonnenlicht auf die Pflastersteine, wird das Licht in alle Richtungen gestreut, so als pralle es an der rauen Fläche ab. Der Boden der Halle Injeongjeon erstrahlt dadurch in hellem Licht."

Die Pflastersteine ‚Bakseok‘ wurden aus einer Mischung aus Quarz, einem Rohstoff für Glas, und Muskovit-Glimmer sowie Granit hergestellt. Sie reflektierten Licht in alle Richtungen und dienten als Beleuchtung, um das Antlitz des Königs anzustrahlen.
‘Injeongjeon‘ war sogar mit einer Art Tonanlage ausgestattet.
Die Dachtraufe war, im Unterschied zu anderen Gebäuden, leicht angehoben, sodass die Reden des Königs von der Steinterrasse bis zum Vorhof, von den Untertanen gehört werden konnten.
Vorbei an den Palastgebäuden, die einerseits in die Natur eingebettet sind, auf der anderen Seite aufgrund wissenschaftlicher Betrachtungen entworfen wurden, präsentiert sich ein weiterer Raum, der für die Harmonie von Natur und von Menschenhand geschaffener Schönheit steht.

Am tiefsten Punkt der Palastanlage befindet sich der hintere Garten Huwon, wo sich der König zu entspannen pflegte.
Der Garten deckt 60 Prozent des 430.000 Quadratmeter großen Palastareals. Hier wachsen mehr als 160 verschiedene Pflanzenarten.
Im Huwon trifft man zuerst auf den Teich ‘Buyongji‘.
Sehenswert sind auch der Teich ‘Aeryeonji‘, die „Liebe zum Lotus“ und der Pavillon ‘Gwanramjeong‘, dessen fächerförmiges Dach an ein Schiff erinnert.
Der Pavillon ‘Chuehanjeong‘ ist umgeben von einem dichten Pinienwald.
Alle 290.000 Bäume, die in Huwon dicht an dicht stehen, wurden künstlich gepflanzt. Auch der Teich und die Pavillons wurden von Menschen gestaltet.
Es wurde auf höchstem Niveau gearbeitet und auf der Basis eines äußerst detaillierten Entwurfs, eine neue Natur geschaffen. Im 'Huwon des Palastes Changdeokgung' hat man das Gefühl, in einem Wald, tief in den Bergen zu stehen.

"Prinz, die Sonne ist schon beträchtlich gesunken. Weshalb bist du noch im Pavillon ‘Soyojeong‘, am tiefsten Ort des Huwon?"
"Vater, ich habe sie nicht kommen hören. Wie ich hier saß und dem Bach ‘Okryucheon‘, der sich hier windet, lauschte, fühlte ich mich eins mit der Natur und vergaß die Zeit."
"Wie lobenswert, dass du zu der Erkenntnis gekommen bist, dass Mensch und Natur eine Einheit sind. Ich bin stolz auf dich. Aber Prinz, eines musst du im Auge behalten."
"Was ist das?"
"Wie dieser Garten Huwon den Prinzipien der Natur entsprechend gebaut wurde und nicht aus dem Gleichgewicht gerät, so muss auch der König mit der Welt in Eintracht stehen. Erst dann kann sich das Volk wohlfühlen."

Der Huwon war eine Stätte der Entspannung und Ruhe. Darüber hinaus birgt er in sich den Geist der Liebe zum Volk.
In Changdeokgung gingen lange Zeit zahlreiche Könige den Staatsaufgaben nach.
Dieser Ort, an dem in Anlehnung an die Natur, über eine Politik zum Wohle des Volkes nachgedacht wurde, repräsentiert die Philosophie und den Geist des Joseon-Königreiches.

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