Teil 6: Die historischen Stätten von Gyeongju

Im Jahr 2000 hat die UNESCO die Stadt Gyeongu unter dem Titel ‘historische Stätten‘ in ihre Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Grund, weshalb die UNESCO eine ganze Stadt zum Welterbe bestimmt hat, ist der, dass sie die Geschichte und Kultur des Reiches Silla in vollständiger Form konserviert hat. In Gyeongju, der Hauptstadt des 1000-jährigen Königreiches Silla, befinden sich über die gesamte Stadt verteilt zahlreiche Kulturdenkmäler, einschließlich Nationalschätzen. Die UNESCO hat daher die ‘historischen Stätten von Gyeongju‘ ihren Merkmalen entsprechend in fünf Bezirke eingeteilt

Der erste Bezirk ist ‘Namsan‘, die Schatzkammer der buddhistischen Kunst Sillas.
‘Namsan‘ ist ein 494 Meter hoher Berg im Süden der Stadt Gyeongju. Wegen seinen Tälern und des abwechslungsreichen Verlaufs des Bergrückens dachten die Menschen von Silla schon bevor der Buddhismus Einzug hielt, dass sich im Berg Namsan der Schutzgott des Volkes befindet.
Es war ein Ort des besonderen Glaubens und nachdem etwa ab dem 6. Jahrhundert der Buddhismus offiziell anerkannt wurde, begannen die Menschen von Silla in den Tälern des Namsan Tempel zu bauen. Sie errichteten Pagoden an den Gipfeln des Berges und meißelten Buddhareliefs in die Felsen. Namsan ist ein riesiges Kunstmuseum mit über 100 Buddhastatuen, mehr als 100 Steinpagoden und rund 150 Tempelstätten. Hier stößt man auf eine große Vielfalt an Kulturdenkmälern des Buddhismus.

Der zweite Bezirk der ‘historischen Stätten von Gyeongju‘ ist Wolseong, die Palastanlage des tausendjährigen Königreiches Silla.
"Im Frühlingsmonat Februar, im 22. Regierungsjahr des fünften Silla-Königs Pasa, wurde eine Festung errichtet und diese Wolseong genannt. Im Herbstmonat Juli zog der König dort ein." In (Chronik der drei Königreiche), einem Werk zur Frühgeschichte Koreas von Kim Bu-sik, einem Geschichtsschreiber der Goryeo-Dynastie, wird dokumentiert, dass mit dem Bau der Festung ‘Wolseong‘ im Jahr 101 begonnen wurde und die Anlage bis zum Untergang Sillas 935 als Palastfestung gedient hatte.
‘Wolseong‘ war in den tausend Jahren der Geschichte des Silla-Reiches das politische Zentrum. Dort befindet sich der Wald ‘Gyerim‘, die Geburtsstätte von ‘Kim Alji‘, dem Urvater der Kim-Dynastie, die 38 von 56 Silla-Königen hervorbrachte. Zu finden sind hier auch die Palastanlage des Silla-Reiches, der Nebenpalast ‘Imhaejeon‘ und die älteste Sternwarte Ostasiens, ‘Cheomseongdae‘.

Der dritte Bezirk der ‘historischen Stätten von Gyeongju‘ ist ‘Daereungwon‘, eine Gräbersiedlung, in der sich Gräber von Königen, Königinnen und Edelleuten des Silla-Reiches befinden.
Der Name Daereungwon bedeutet ‚großes Grab‘ und leitet sich ab von einer Aufzeichnung, in der es heißt, dass ‚König Michu, der 13. König von Sille in einem großen Grab beigesetzt‘ wurde. Das Gräberfeld beherbergt 23 kleine und große Grabanlagen. Die bekanntesten darunter sind das Grab des Königs Michu, ‘Michuwangreung‘, die größte Grabanlage ‘Hwangnamdaechong‘ und 'Cheonmachong‘.
Die Tumuli entstanden zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert, als Silla eine starke Monarchie war. Bei Ausgrabungen fand man eine goldene Krone, ‚Cheonmado‘, das Bild von einem in den Himmel galoppierenden Pferd, Trinkgläser und andere wertvolle Fundstücke, die Aufschluss geben über das damalige Alltagsleben.

Der vierte Bezirk der ‘historischen Stätten von Gyeongju‘ ist ‘Hwangnyongsa‘, die Krone des Buddhismus der Silla-Ära.

"So als würden sich Treppen hoch in den Himmel winden, geraten zehntausend Flüsse und tausend Berge in meinen Blick. Bücke ich mich, erstrecken sich in der Ferne unzählige Häuser von Gyeongju wie eine Bienenwabe."

Das Gedicht , das der Dichter des Goryeo-Reiches Kim Geuk-ki auf der neunstöckigen Holzpagode des Tempels erschuf, lässt die imposante Größe des Schutztempels des Silla-Reiches, ‘Hwangnyongsa‘ erahnen. Der Bau des Tempels wurde 553 begonnen und 645 abgeschlossen.
Zwar wurde das Meiste im Zuge der Mongolen-Invasion 1238 zerstört und geraubt, aber alle Bestandteile des Tempels und seiner über 66.000 Quadratmeter großen Anlage existierten in überdimensionaler Größe. So standen hier auch die 82 Meter hohe, neunstöckige Holzpagode und eine große Glocke, die 108 Tonnen wog. ‘Hwangnyongsa‘ war der größte Tempel Sillas. Der Bezirk ‘Hwangnyongsa‘, wo das Tempelgrundstück ‘Hwangnyongsaji‘ erhalten ist, zeigt das Potenzial und den Status des Silla-Reiches

Der fünfte Bezirk der ‘historischen Stätten von Gyeongju‘ ist ‘Sanseong‘, das Kernstück der Verteidigungsanlagen der Hauptstadt.

"General, unser Reich Silla grenzt an Goguryeo und Baekje. Vom Meer aus halten die japanischen Piraten jederzeit nach einer Gelegenheit Ausschau, das Reich zu plündern. Müssen wir nicht Vorkehrungen treffen, um Invasionen der Japaner abwehren zu können?"
"Wie recht sie damit haben. Silla ist zu allen Seiten von Bergen umgeben. Wäre es nicht naheliegend, eine Bergfestung zu errichten? Eine Bergfestung, welche Seorabol umschließt wäre der Verteidigung der Hauptstadt sehr dienlich."

Zu der Zeit als die drei Reiche Silla, Goguryeo und Baekje um die Vormachtstellung auf der koreanischen Halbinsel kämpften, errichtete Silla am Rande der Hauptstadt Gyeongju die Befestigungsanlagen ‘Myeonghwalsanseong‘, ‘Seohyeongsanseong‘ und ‘Namsanseong‘.
Die schätzungsweise auf eine Zeit von vor 400 Jahren zurückgehende Festungsanlage ‘Myeonghwalsanseong‘ hat einen Umfang von sechs Kilometern und bewahrt Spuren, die darauf hindeuten, dass die Festung doppelt angelegt war. Daran kann man erkennen, dass sie eine wichtige Funktion für den Schutz der Hauptstadt hatte.

Die ‘historischen Stätten von Gyeongju‘ zeigen verschiedene Facetten des tausendjährigen Reiches Silla. Gyeongju ist ein lebendiges Geschichtsmuseum, wo an jedem Ort der Stadt der Atem der Silla-Ära zu spüren ist.

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