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Nordkorea unter Kim Il-sungs Ein-Mann-Herrschaft
Kim Il-sung konsolidiert seine Ein-Mann-Herrschaft
Kim Il-sungs unangefochtene Machtstellung legte das Fundament für den Personenkult um ihn und für die „dynastische“ Machtnachfolge.
Während der 1970er Jahre baute Kim Il-sung ein System auf, bei dem die gesamte Nation einer Ein-Mann-Herrschaft unterworfen wurde, bei der Kim Il-sung als Präsident an der Spitze des Staates stand und sein Sohn, Kim Jong-il, zu seinem Nachfolger bestimmt war. Um Kim und seinen Sohn herum entwickelte sich ein Persönlichkeitskult, der an Vergöttlichung grenzte. Dieser Persönlichkeitskult war es, der das Fundament für Kim Jong-ils Aufstieg zur Macht legte. Jene, die dieses quasi-dynastische System ablehnten, wurden Opfer von „Säuberungsaktionen“. In einer neuen Verfassung wurde das Ein-Mann-Herrschaftssystem dann auch gesetzlich verankert.

Auf der 1. Tagung der V. Legislaturperiode der Obersten Volksversammlung der DVRK am 27. Dezember 1972 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, die die alte Verfassung aus dem Jahr 1948 ablöste. Im Rahmen dieser Verfassung wurden die politischen Körperschaften und Institutionen auf den Präsidenten zugeschnitten, wodurch Kim Il-sungs „Ein-Mann-Herrschaftssystem“ vollendet wurde.

Die neue Verfassung diente als Basis des nordkoreanischen Rechtssystems, bis im Jahre 1992 grundlegende Veränderungen vorgenommen wurden, um Kim Jong-ils Machtübernahme vorzubereiten. Kim Jong-il begann die Vorbereitung auf die Führung des Staates im September 1973, als er als Sekretär des Zentralkomitees der PdAK sein erstes bedeutsames öffentliches Amt bekleidete. Unterdessen hatte man die Säuberungsaktionen gegen Opponenten einer Nachfolge Kim Il-sungs durch Kim Jong-il fortgesetzt. Im Verlaufe dieser Maßnahmen wurden im Jahre 1973 unter anderem Kim Il-sungs jüngerer Bruder Kim Young-ju und einige Militärführer, darunter Kim Dong-gyu, Rhee Yong-mu und Ryu Jang-sik liquidiert.
Die gemeinsame Erklärung des Nordens und des Südens vom 4. Juli 1972
Die leitenden Unterhändler der gemeinsamen Erklärung vom 4. Juli: der Leiter des südkoreanischen Geheimdienstes (KCIA) Lee Hu-rak (links) und der nordkoreanische Vizepremierminister Park Seong-cheol (rechts).

Geheime Kontakte zwischen den Staatsführern des Nordens und des Südens führten zu der Gemeinsamen Erklärung des Nordens und des Südens vom 4. Juli 1972. In der Folge von geheimen Treffen, die im Waffenstillstandsdorf Panmunjeom stattfanden, fanden ebenfalls geheime Folgetreffen zwischen dem Leiter des südkoreanischen Auslandsgeheimdienstes KCIA Lee Hu-rak und dem nordkoreanischen Regierungsmitglied Park Seong-cheol ihren Abschluss in einer gemeinsamen Erklärung, die von Seoul und Pjöngjang gleichzeitig bekanntgegeben wurde. Mit der Idee des Friedens auf der koreanischen Halbinsel und von Initiativen zur Aufnahme eines Nord-Süd-Dialoges umfasste die gemeinsame Erklärung:









① die Einigung auf „drei Säulen der Wiedervereinigung“: Unabhängigkeit, Frieden und Solidarität des koreanischen Volkes
② die Vereinbarung des Verzichts auf gegenseitige Verurteilung und das Verbot des Einsatzes militärischer Macht
③ die Vereinbarung der Umsetzung einer Reihe von Kooperationsinitiativen
④ die Vereinbarung der Kooperation bei Einsätzen des Roten Kreuzes
⑤ die Vereinbarung der Einrichtung eines „heißen Drahtes“ zwischen Nord und Süd
⑥ die Vereinbarung über die Einrichtung eines Nord-Süd-Koordinationskomitees
⑦ die Vereinbarung der gewissenhaften Einhaltung der Vereinbarung der gemeinsamen Erklärung.

Obwohl der Norden und der Süden es nicht vermocht hatten, eine neue Einstellung hinsichtlich ihrer jeweiligen grundsätzlichen Haltung in Bezug auf die Wiedervereinigung zu gewinnen, war die gemeinsame Erklärung dennoch ein sensationelles Ereignis aufgrund der Tatsache, dass ein direkter Kanal politischer Kommunikation zwischen den Regierungen beider Staaten eingerichtet worden war.

Aus der nordkoreanischen Perspektive betrachtet konnte Kim Il-sung mit der gemeinsamen Erklärung vom 4. Juli das Sahnehäubchen auf die Etablierung seines „Ein-Mann-Herrschaftssystems“ setzen. Wirtschaftlich verfolgte man mit der Erklärung die Absicht, die Defizite, die der Norden im Vergleich zum Süden hatte, zu beseitigen. Von außen betrachtet dokumentierte die Erklärung, dass Nordkorea im Prozess der Diversifizierung seiner Diplomatie war. Das Klima politischer Stabilität, das die gemeinsame Erklärung gewährte, setzte sich fort bis zu Kim Il-sungs Tod im Jahre 1994.

Diversifizierung der Diplomatie

Nordkorea unterhielt zunächst nur eingeschränkte diplomatische Beziehungen, und dies auch nur mit kommunistischen Staaten wie China oder der Sowjetunion. Das Zerwürfnis im Lager der kommunistischen Staaten veranlasste Nordkorea, in den 1960er Jahren diplomatische Beziehungen mit neutralen Staaten aufzunehmen. In den 70er Jahren verfolgte Nordkorea eine Politik diplomatischer Beziehungen zu sogenannten „westlichen Staaten“. Zu diesem Kurswechsel trugen verschiedene Entwicklungen auf der internationalen Bühne bei: Chinas Aufnahme in die UNO im Jahre 1971; das Auftauen der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und China in der Folge von Präsident Nixons Besuch in China im Jahre 1972; die Normalisierung der chinesisch-japanischen Beziehungen; und die gleichzeitige Debatte zwischen den beiden Koreas in der UN und anderen internationalen Organisationen.

Kim Il-sung und der Jugoslawische Staatschef Tito
Kim Il-sung verleiht Fidel Castro einen Orden

Beim 6. Parteitag der Partei der Arbeit Koreas (PdAK) im Oktober 1980 gab die nordkoreanische Führung drei Grundprinzipien ihrer diplomatischen Politik bekannt: Eigenständigkeit, Freundschaft und Frieden – und setzte ihre Bemühungen um diversifiziertere diplomatische Beziehungen mit westlichen Staaten fort.

Anstrengungen zum Aufbau von diplomatischen Beziehungen mit den USA wurden ebenfalls in dieser Zeit unternommen. Im Januar 1984 wurden von der OVV und dem Zentralen Volkskomitee „neue Maßnahmen zum Vorantreiben einer koreanisch-koreanischen Détente“ diskutiert, und es wurde sogar ein Vorschlag gemacht, trilaterale Gespräche zwischen den beiden Koreas und den USA zu veranstalten.

Die Wirtschaft gerät zunehmend unter Druck
Die Kim Chaek-Stahlschmiede: Nordkoreas größte Stahlfertigungsanlage in Chongjin in der Nordhamgyeongprovinz. Rohstoffknappheit hat den Betrieb der Anlage des öfteren zum Erliegen gebracht.

Nordkorea konnte sich in den 70er und 80er Jahren unter Kim Il-sungs gefestigter „Ein-Mann-Herrschaft“ einer Zeit relativer Stabilität erfreuen.

Die Beschränkungen der sozialistischen Wirtschaftsweise drohten jedoch bald, die nordkoreanische Wirtschaft ins Stocken zu bringen. Sozialistische Arbeitswettbewerbsmaßnahmen, Hilfe von anderen kommunistischen Staaten und die Planwirtschaft hatten einst mit Nordkoreas vorteilhafter industrieller Infrastruktur zusammengewirkt, um die Illusion eines rasanten wirtschaftlichen Wachstums zu schaffen.

Die wirtschaftlichen Nachwirkungen der stalinistischen Wachstumsprogramme in der Sowjetunion, das sowjetisch-chinesische Zerwürfnis, die Äquidistanzdiplomatie Nordkoreas, die dem stark von der Mobilisierung der Menschen abhängigen nordkoreanischen Wirtschaftssystem innewohnenden Beschränkungen und die Entfremdung der nordkoreanischen Wirtschaft von wesentlichen marktwirtschaftlich ausgerichteten globalen Wirtschaften – alle diese Faktoren führten dazu, dass das wirtschaftliche Wachstum Nordkoreas beeinträchtigt wurde. Der wirtschaftliche Abstand zwischen den beiden Koreas hat sich seit den 1970er Jahren beständig vergrößert.

Der erste Sechsjahresplan (1971-1976)

Dieser Plan wurde auf dem 5. Parteitag der PdAK im Jahr 1970 beschlossen. Zielsetzung dieses Planes war, die „drei wesentlichen technologischen Revolutionen“ zu verwirklichen und die Industriestruktur Nordkoreas zu erweitern. Es ist bemerkenswert, dass die Rolle der Technologie und des Kapitals hervorgehoben wurden angesichts der Implikationen der Tatsache, dass die wirtschaftliche Struktur in Nordkorea stark auf der Mobilisierung der Werktätigen beruhte. Daher stellte der Plan die Einführung von Technologie, Kapital und Betriebsmitteln aus westlichen Staaten in den Mittelpunkt. Allerdings führte das dazu, dass die Auslandsschulden Nordkoreas ein großes Problem für das Land wurden, da das Land seinen finanziellen Verpflichtungen sowohl im Hinblick auf Auslandskredite als auch auf Rechnungen für importierte Waren nicht rechtzeitig nachkam.

Hinzu kam, dass Defizite des an Weisungsketten gebundenen Ansatzes der nordkoreanischen Wirtschaftspolitik im Hinblick auf deren Flexibilität mit dem wachsendem Umfang der Wirtschaft kollidierten, was zu schweren infrastrukturellen Problemen im Energiebereich sowie im Transportwesen führte. Der Sechsjahresplan wurde im Jahr 1975 18 Monate vor der Planung als angeblich erfolgreich abgeschlossen gefeiert.

In Wahrheit jedoch traten Mängel bei der Wirtschaftsplanung immer deutlicher zutage. Daher gab Nordkorea einen zweijährigen „Pufferzeitraum“ bekannt, in dem das Land Anstrengungen unternahm, um Wirtschaftssektoren, um die es nicht gut stand, zukunftsfähig zu machen.

Der Siebenjahresplan von 1978-1984

Dieser Plan war ausgerichtet auf die Schaffung einer autarken, modernisierten und wissenschaftsgeleiteten Wirtschaft. Das Nationaleinkommen sollte im Vergleich zum Jahr 1977 um den Faktor 1,9 gesteigert werden, während die Produktion von Industriegütern um das 2,2-Fache und die von Getreide auf insgesamt 10 Millionen Tonnen gesteigert werden sollte.
Im Februar des Jahres 1985 wurde bekanntgegeben, dass alle im Plan gesteckten Ziele Ende 1984 erfüllt worden seien. Wie bei dem vorherigen Sechsjahresplan so wurde auch diesmal ein zweijähriger „Pufferzeitraum“ eingefügt, was auf eine Nichterfüllung des Planes schließen lässt. Einige bemerkenswerte Punkte des Siebenjahresplanes sind:
* die Einführung zusätzlicher Planziele wie etwa die „zehn Planziele zur Schaffung einer sozialistischen Wirtschaft für die späten 1980er Jahre“ und die „vier Entwicklungsbereiche bei den Rohstoffquellen“ und
* ein Interesse an einer offeneren Wirtschaft, das sich etwa an größeren Bestrebungen nach Wirtschaftsprojekten und Handel mit dem Ausland und der Verkündung des „Joint-Venture-Gesetzes“ manifestiert.

Das „Joint-Venture-Gesetz“

Dieses Gesetz wurde am 8. September 1984 bei einer Sitzung der OVV verkündet mit dem Ziel, wirtschaftlich-technologischen Austausch mit ausländischen Staaten sowie gemeinsame Investitionsprojekte durchzuführen. Das offiziell als „Gesetz zum Betreiben von Gemeinschaftsunternehmen“ bekannte Gesetz sollte Nordkorea Brennstoffe, Rohstoffe, Technologie und Kapital verschaffen, um die Wirtschaft insgesamt zu stärken und den wirtschaftlichen Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen.

Das Gesetz war im Grunde ein Anzeichen für ein Eingeständnis seitens der Führung, dass die Wirtschaft stagnierte und dass die Beschaffung weiterer Auslandskredite schwierig sein würde. Weitere rechtliche und institutionelle Instrumente wurden im März 1985 in Form der „Verordnungen zum Betreiben von Gemeinschaftsunternehmen“ und der „Ausländereinkommenssteuer“ geschaffen. Wesentliche Partner bei solchen Projekten waren andere kommunistische Staaten genauso wie prokommunistische Koreaner mit Wohnsitz in China, Russland und Japan. Nordkorea versuchte zudem, Investitionen von Marktwirtschaften wie Südkorea, Japan, Taiwan, Hongkong, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Australien anzuziehen.

Der Siebenjahresplan von 1987-1993

Genauso wie der vorhergegangene Siebenjahresplan so zielte auch dieser Siebenjahresplan auf die Etablierung einer unabhängigen, modernisierten und wissenschaftsgeleiteten Wirtschaft ab. Das Nationaleinkommen sollte um das 1,7-Fache gesteigert werden (mit einer jährlichen Wachstumsrate von 7,9%), während die Produktion von Industriegütern um das 1,9-Fache und die Produktion von Getreide um das 1,4-Fache gesteigert werden sollte. Einige der „zehn Planziele“ wurden angepasst, um neue Produktions- und Strukturentwicklungsziele zu berücksichtigen. Wesentliche Merkmale dieses Siebenjahresplanes sind:
* Herabsetzung des Umfanges der Planziele entsprechend der wirtschaftlichen Stagnation zu jener Zeit
* Hauptschwerpunkt ist die technologische Innovation
* fortgesetzte Betonung des Handels und der Wirtschaftskooperation mit anderen Staaten. Nordkorea signalisiert eine erhöhte Bereitschaft zur Öffnung seiner Wirtschaft durch die Bekanntgabe der „Jajin-Sunbong-Freihandelszone“ im Zusammenhang mit dem Tumendelta-Entwicklungsprojekt des UNDP („United Nations Development Programme“, Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen).

Um der Veranstaltung der Olympischen Sommerspiele in Seoul im Jahr 1988 etwas entgegenzusetzen mobilisierte Nordkorea im Wettstreit um internationales Prestige Arbeit und Kapitalinvestitionen in großem Umfang, um die 13. Weltfestspiele der Jugend und Studenten zu veranstalten, doch brachte dies dem Land gesamtwirtschaftlich gesehen kaum Vorteile beziehungsweise Fortschritte. Der Niedergang der Wirtschaftspartner Nordkoreas Ende der 1980er Jahre, der durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und der osteuropäischen kommunistischen oder sozialistischen Regime ausgelöst worden war; eine von der Politik dominierte nationale Agenda; der allgemeine Mangel an materiellen Ressourcen und andere negative Faktoren führten zu einem kompletten Scheitern des Siebenjahresplanes.

Das Nationaleinkommen wuchs nur auf 61% der geplanten Wachstumsrate an, während der Nettoexport auf 52,2% des Plansolls verharrte. Hinzu kam, dass das Wachstum in anderen Bereichen sich bei etwa 20-50% des jeweils geplanten Niveaus einspielte. Zum ersten Mal hatte Nordkorea keine andere Wahl, als offiziell sein Scheitern einzugestehen.

Wandel in den Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden

Gespräche zwischen den Führungen der beiden Koreas machten nach der Gemeinsamen Erklärung vom 4. Juli 1972 kaum Fortschritte. Jedwede Kommunikation zwischen den beiden Ländern mündete bald in Zank und Streit, zudem wurden die meisten Vereinbarungen der Gemeinsamen Erklärung nicht eingehalten. Dennoch vollzogen sich einige grundlegende Veränderungen in den Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden.

Die angespannte Atmosphäre und Feindseligkeit hatte teilweise nachgelassen, und immer wieder hatten Ereignisse wie die Rote-Kreuz-Gespräche, die Treffen getrennter Familien und daneben auch die Versorgung Nordkoreas mit Hilfsgütern durch den Süden stattgefunden. Gegen Ende der Herrschaftszeit Kim Il-sungs wurden zwischen den beiden Ländern Wirtschaftskooperationsprojekte auf einer praktisch-konkreten Ebene diskutiert. Man hatte auch ein Gipfeltreffen zwischen dem Norden und dem Süden angestrebt, das allerdings durch Kim Il-sungs Tod nicht zustandekam.

Die Nord-Süd-Rot-Kreuz-Gespräche und die Treffen getrennter Familien
Das erste Treffen getrennter Familienmitglieder im Jahr 1985

Am 12. August 1971 schlug das Südkoreanische Rote Kreuz dem Nordkoreanischen Roten Kreuz durch Sendungen von KBS-Radio vor, dass ein Treffen von Familienmitgliedern stattfinden sollte, die während des Koreakrieges voneinander getrennt worden waren.

Zwei Tage später stimmte das Nordkoreanische Rote Kreuz diesem Vorschlag über einen nordkoreanischen Sender zu, und so wurde der Weg zu den Nord-Süd-Rote-Kreuz-Gesprächen geebnet. Jedoch erbrachten die ersten beiden Runden dieser Gespräche kaum Ergebnisse außer fünf Grundsätzen, die im Hinblick auf die Familientreffen gelten sollten: die Bestätigung der Adressen der getrennten Familienmitglieder (falls diese noch leben sollten); die Möglichkeit, sich frei zu besuchen und zu versammeln; freier Briefaustausch und weitere Regelungen gemäß humanitärer Grundsätze. Die Gespräche wurden fortgeführt, nachdem das Nordkoreanische Rote Kreuz bekanntgegeben hatte, dass es Südkorea bei den schweren Überschwemmungen, die im Jahre 1984 über das Land hineinbrachen, Hilfe leisten würde.

Drei Gesprächsrunden führten zu einer Vereinbarung, Familienzusammenführungen von voneinander getrennten Familienmitgliedern zu veranstalten. Vom 20. bis zum 23. September 1985 besuchten insgesamt 151 Familienmitglieder unter der Leitung der jeweiligen Leiter der Rote-Kreuz-Verbände Seoul beziehungsweise Pjöngjang. Es gab viele bewegende Momente, als sich die Mitglieder der Familien nach drei Jahrzehnten der Trennung zum ersten Mal wiederbegegnen konnten, wenngleich dieses Zusammensein nur für eine kurze Zeit und unter strenger Überwachung möglich war. Die meisten Menschen, die bei dieser Gelegenheit zusammentrafen, waren zuvor völlig im Unklaren darüber gewesen, ob ihre Familienmitglieder jenseits der Demarkationslinie noch am Leben oder bereits gestorben waren. Allerdings fanden nach diesem Familientreffen bis zum zweiten Treffen dieser Art im Jahre 2000 keine weiteren innerkoreanischen Familientreffen statt.

Wirtschaftskooperation auf privater Ebene

Fortschritte in den Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden wurden nicht nur in Form humanitärer Bemühungen wie etwa die Familientreffen und die Lieferung von Hilfsgütern erzielt. Mannigfaltige Transaktionen und Austausche – obgleich äußerst eingeschränkter Natur - zwischen den beiden Koreas fanden nunmehr statt, und dies signalisierte, dass die Kluft zwischen beiden Ländern langsam kleiner zu werden schien.

Stiftungen für Wirtschaftskooperation auf privater Ebene wurden eingerichtet, während einige geschäftliche Aktivitäten zwischen südkoreanischen Unternehmen und Nordkorea abgewickelt wurden. Ein bemerkenswertes Ereignis im Rahmen dieser Entwicklung war der damalige Besuch des Präsidenten der Hyundai Group, Jung Ju-young, in Pjöngjang. Jung traf mit fast allen Mitgliedern der Führungsriege Nordkoreas zusammen, darunter auch Kim Il-sung.

Der Besuch Jungs setzte ein Zeichen für den Beginn einer veritablen Nord-Süd-Wirtschaftskooperation, die sich in einem Tourprojekt für südkoreanische Touristen zum Geumgang-Gebirge in Nordkorea manifestierte. Das Projekt erschien zunächst nicht realisierbar und konnte erst zehn Jahre später umgesetzt werden. Dennoch trug ihm die schiere Tatsache, dass nicht politische Persönlichkeiten, sondern jeder südkoreanische Bürger die Möglichkeit haben sollte, ungehindert nordkoreanisches Territorium zu bereisen, dem Projekt einen Platz in der Geschichte ein.