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Kim Il-sung
Die „Juche“
(„Eigenständigkeit“)
-Ideologie
Kim Jong-il
Kim Jong-ils
Machtübernahme
Kim Jong-un
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Grundlagen
Die Juche-Pagode
„Juche“ (주체사상, 主體思想, juche-sasang, gesprochen: „dju-tchä-sa-sang“; Bedeutung von „juche“: „Eigenständigkeit“ oder: „Autarkie“) ist die offizielle Ideologie des nordkoreanischen Regimes. Da diese Ideologie die „Ein-Mann-Herrschaft“ unter Kim Il-sung auf theoretischer Ebene rechtfertigte, kann man die „Juche“ als institutionalisierte Version des Persönlichkeitskultes um Kim Il-sung ansehen. Der Terminus „Juche“ wurde erstmals in einer Rede Kims mit dem Titel „Über die Schaffung von Eigenständigkeit und die Ausrottung des Dogmatismus und des Formalismus bei Ideologieentwürfen“ bei einem „Propaganda- und Agitationskongress“ der PdAK am 28. Dezember 1955 erwähnt.

Stalins Tod hatte in der Sowjetunion zu einem Abrücken von dem stalinistischen Herrschaftsmodell geführt. Dies wurde von Kim als mögliche Bedrohung seiner „Ein-Mann-Herrschaft“ gesehen, da der Einfluss der Sowjetunion auf Nordkorea zu jener Zeit stark war. Die „Juche“-Ideologie wurde entwickelt, um derartige negative Einflüsse auszuschließen.

„Juche“ war zunächst als Grundsatz oder Richtschnur für ideologiebezogene Projekte jener Zeit eingeführt worden. Die sukzessive Beseitigung der Gegner Kims innerhalb der PdAK führte zu einer Verallgemeinerung des Wortgebrauchs. Die Bezeichnung „Juche“ wurde benutzt, um im wirtschaftlichen Kontext wirtschaftliche Eigenständigkeit und im militärischen Kontext das Selbstverteidigungsvermögen zu bezeichnen. Als das Zerwürfnis zwischen der Sowjetunion und China sich verschlimmerte und revisionistische Debatten aufflammten, wurde „Juche“ auch als diplomatischer Grundsatz angewendet.

Nach der Konsolidierung des „Ein-Mann-Herrschaftssystems“ und der erfolgreichen Installation des Personenkultes bezeichnete man „Juche“ als das „Monolithische Denksystem“. „Juche“ wurde beim 5. Parteitag der PdAK im Jahre 1970 in die Satzung der PdAK als offizielle Ideologie der Partei aufgenommen.

Darüber hinaus wurde die „Juche“-Ideologie 1982 als offiziell herrschende Ideologie Koreas in die Verfassung aufgenommen. Im Jahre 1974 wurde die „Juche“-Ideologie offiziell in „Kim Il-sungismus“ (oder einfach: „Kimismus“) umbenannt als „neues und einzigartiges gedankliches, theoretisches und methodologisches System, das die in einer Ära der Eigenständigkeit entstehenden Bedürfnisse reflektiert.“ Der „Kimismus“ wurde ausdrücklich vom Marxismus/Leninismus abgegrenzt, und in späteren Jahren wurde gar behauptet, dass das „Juche“-System dem Marxismus/Leninismus überlegen sei.
Die Tatsache, dass Kim Jong-il im Jahr 1974 offiziell zum Herrschaftsnachfolger erklärt wurde, deutet daraufhin, dass die „Juche“-Ideologie nicht nur mit Kim Il-sungs „monolithischer Ein-Mann-Herrschaft“, sondern ebenso mit Kim Jong-ils Machtübernahme in enger Verbindung steht. Ab dem Jahr 1982 wurden konkretere Interpretationen der „Juche“-Ideologie im politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bereich als Nordkoreas staatliche Funktionsprinzipien festgelegt. Kim Jong-il sagte, dass sein Vater die Schaffung des „Juche“-Gedankens bereits im Juni des Jahres 1930 bei einem Kadertreffen der „Antiimperialismus-Jugendstiftung“ in der Mandschurei bekanntgegeben hätte. Angesichts der Tatsache, dass Kim Il-sung in den 1930er Jahren bei den antijapanischen Streitkräften der Kommunistischen Partei Chinas und in den frühern 1940er Jahren für die 88. Sonderbrigade der Sowjetarmee arbeitete, entspricht diese Behauptung höchstwahrscheinlich nicht der Wahrheit
Das Konzept des „revolutionären Kommandeurs“

Die Spezifika der „Juche“-Ideologie haben sich über die Jahre entsprechend der Erfordernisse gewandelt. Anfangs wurde der „Juche“-Gedanke eingeführt als auf der philosophischen Position beruhend, dass „der Mensch der Herr aller Dinge ist und alles für sich selbst entscheiden muss“. Während der Mensch angeblich ein soziales und historisches Subjekt ist, das seine Unabhängigkeit, Kreativität und sein Bewusstsein einsetzte, um sein Schicksal zu bestimmen, war dieser Prozess abhängig von einer „angemessenen Lenkung eines Kommandeurs“.

Daher war die Rolle des Kommandeurs wesentlich für bei der Schaffung von Eigenständigkeit. Dies ist das sogenannte „Konzept des revolutionären Kommandeurs“ der „Juche-Ideologie“. Im Jahr 1986 wurde das Konzept des „soziopolitischen Organismus“ hinzugefügt. Dieses Konzept ging davon aus, dass „das Subjekt der Revolution nichts anderes ist als der organische Sozialkörper, der aus dem Kommandeur, der Partei und dem Volk besteht“. Dieser Sozialkörper ist zu betrachten als „soziopolitischer Organismus, in dem alle drei seiner Komponenten dasselbe Geschick teilen“. Dieses Konzept entwickelte sich später in das „Abstammungskonzept“, das zur Legitimation von Kim Jong-ils Machtergreifung herangezogen wurde.

Die „Juche“-Ideologie in der Kim Jong-il-Ära
Der Gebrauch des Terminus „Juche-Denken“ hat in der Kim Jong-il-Ära abgenommen. Dies bedeutet freilich nicht, dass die „Juche“-Ideologie dadurch ihren Einfluss als herrschende Ideologie des Regimes verloren hätte. Vielmehr kann die neuentdeckte Bedeutung oder Wichtigkeit einiger ihrer unter- beziehungsweise nachgeordneten Konzepte so interpretiert werden, dass diese Konzepte die scheinbare Vorherrschaft der „Juche“-Idee selbst haben verblassen lassen. Kurzum: Während die Propaganda für das übergreifende Konzept „Juche“ an Umfang abgenommen hat, wurzeln neue, in der Öffentlichkeit aufgrund der Propaganda sehr verbreitete Konzepte wie der „Rote-Ritter-Gedanke, der „Starkes-Vaterland-Gedanke“ und der „Militär zuerst“-Gedanke als dem übergreifenden „Juche“-Gedanken unter- beziehungsweise nachgeordnete Konzepte in diesem Grundgedanken selbst.