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Nordkorea startete am 5. April 2009 eine Langstreckenrakete. Die internationale Gemeinschaft hatte zuvor durch diverse Kanäle versucht, Nordkorea von seinem Raketenstartplan abzubringen und hatte ihre tiefe Sorge dazu zum Ausdruck gebracht. Doch das kommunistische Land setzte seine Pläne schließlich doch in die Tat um. Nach dem Start behauptete Nordkorea, dass es sich bei der Rakete nicht um eine Atomrakete, sondern um die Eunha-2-Trägerrakete mit dem nordkoreanischen Kommunikationssatelliten Gwangmyeongseong-2 als Nutzlast handelte. Die internationale Gemeinschaft schloss sich der nordkoreanischen Darstellung des Sachverhaltes schließlich an, jedoch ist man noch immer mit Sorge hinsichtlich der Entwicklung ballistischer Raketen aufseiten Nordkoreas erfüllt, auch wenn die gestartete Rakete tatsächlich einen Kommunikationssatelliten an Bord hatte. Skeptische Einschätzungen gingen davon aus, dass es sich bei dem Raketenstart um einen als Kommunikationssatellitenstart bemäntelten Test einer Atomrakete handelte.
 
Verlauf der Ereignisse
In einem vermeintlichen Bemühen um Transparenz informierte Nordkorea zuständige internationale Organisationen von seinem geplanten Raketenstart. Schon vorher war der Norden Weltraumforschungsabkommen beigetreten, wie etwa dem „Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper“ (Inkrafttreten: 10. Oktober 1967) und der „Konvention zur Meldung von in den Weltraum gestarteten Objekten“ (Inkrafttreten: 1967). Dieses vorgeblich transparente Vorgehen des Nordens hebt sich stark von dessen bisheriger Praxis des Nichtmeldens von Raketenstarts, wie etwa beim Start einer Taepodong-1-Rakete im Jahr 1998, mit dem Satelliten Gwangmyeongseong-1 als angeblicher Nutzlast oder beim missglückten Start einer Langstreckenrakete, bei der es sich nach dem Dafürhalten von Beobachtern um eine Taepodong-2-Rakete handelte.
 
Chronologie des Gwangmyeongseong-2-Starts
< 2009 >
 
Mitte Januar
  Mithilfe von Spionagesatelliten werden Raketenstartvorbereitungen Nordkoreas aufgespürt
24. Februar
  Ein Sprecher der nordkoreanischen Raumfahrttechnikkommission gibt bekannt, dass Vorbereitungen für einen Satellitenstart voll im Gange seien.
9. März
  Ein Sprecher des Generalstabs der Volksarmee Nordkoreas droht mit schärfsten und unmittelbar erfolgenden militärischen Schritten gegen Versuche anderer Länder, den Start des Satelliten zu verhindern.
12. März
  Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldet, dass Nordkorea die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (International Maritime Organisation, IMO) und die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (International Civil Aviation Organisation, ICAO) über den Zeitpunkt des Starts (zwischen dem 4. und 8. April) und die erwartete Flugbahn der Rakete in Kenntnis gesetzt hat.
24. März
  Ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums gibt folgendes bekannt: „Wenn der UN-Sicherheitsrat an dem Satellitenstart Nordkoreas Anstoß nimmt, bedeutet dies die Annullierung der Gemeinsamen Vereinbarung vom 19. September und den Abbruch der Sechsernukleargespräche“.
Nordkoreas Rakete wird auf der Startrampe positioniert.
28. März
  Die Raketenspitze wird enthüllt.
1. April
  Nordkorea beginnt mit dem Betanken der Rakete.
4. April
  Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtet über den unmittelbar bevorstehenden Start des Satelliten und beruft sich dabei auf die Bekanntmachung der nordkoreanischen Raumfahrttechnikkommission.
5. April
  Um 11 Uhr 30 startet Nordkorea die Rakete. (Nordkorea gibt 11 Uhr 20 an.) Die KCNA teilt um 15 Uhr 28 mit, dass der „Kommunikationssatellit Gwangmyeongseong-2 wurde erfolgreich in seine Umlaufbahn gebracht.“
 
Der Raketenstart
Der Raketenstart wurde auf dem Satellitenstartgelände in Musudan-ri im Verwaltungsbezirk Hwadae in der Nordhamgyeongprovinz durchgeführt. Nordkorea gibt an, dass der Start um 11 Uhr 20 stattgefunden hat, Beobachtungen zufolge fand er jedoch 15 Sekunden nach 11 Uhr 30 statt. Anfängliche Berechnungen haben ergeben, dass der erste Booster der Rakete in der Ostsee niederging und der zweite Booster 3100 Kilometer weit flog. Einige Analysen gehen davon aus, dass die zweite sowie die dritte Stufe der Rakete sich nicht abtrennten, was dazu führte, dass die Rakete weniger als 3600 Kilometer zurücklegte. 3600 Kilometer waren als Zieldistanz von Nordkorea vorgesehen worden.
 
Bewertung
Nach dem nordkoreanischen Raketenstart hatte die Meinung Konjunktur, dass es sich bei der Rakete um einen waffenfähigen Flugkörper gehandelt hatte. Nach einiger Zeit ging man mehrheitlich davon aus, dass die Rakete tatsächlich einen Kommunikationssatelliten als Nutzlast befördert hatte, wie Nordkorea dies auch behauptet hatte. Die wichtigste Frage war nunmehr, ob die zweite und dritte Stufe der Rakete erfolgreich abgetrennt worden war, denn der Verlauf dieser Flugoperationen ist entscheidend zur Einschätzung der Leistungsfähigkeit einer Interkontinentalrakete. Zunächst ging man davon aus, dass die zweite und dritte Stufe sich tatsächlich nicht abgetrennt hatten und gemeinsam in den Pazifik gefallen waren. Manche Experten behaupteten jedoch, dass die Abtrennung der Stufen erfolgreich gewesen war und die Rakete eine Zeitlang in eine Erdumlaufbahn eingetreten war – und eine Reichweite von 3900 Kilometern erreichte, 800 Kilometer mehr als von Nordkorea vorhergesagt. Eine weitere Interpretation der Fakten ist, dass Nordkorea es nicht vermocht hat, seinen Satelliten in eine Umlaufbahn zu bringen, dass Nordkorea jedoch sein Langstreckenraketenpotential klar unter Beweis gestellt hat.
 
Raketen - und Interkontinentalraketenpotential Nordkoreas
Die Taepodong-1-Rakete, die Nordkorea im Jahr 1998 startete, flog mehr als 1600 Kilometer weit. Die Taepodong-2-Rakete fiel im Jahr 2006 kurze Zeit nach dem Start ins Meer. Somit war dieser Test ein Fehlschlag. Die 2009 gestartete Rakete soll Nordkorea zufolge eine Eunha-2-Trägerrakete sein. In Schätzungen wird davon ausgegangen, dass die Rakete eine Strecke von 3100 bis 3900 Kilometern zurücklegen konnte. Daraus kann man schließen, dass Nordkorea die Reichweite seiner Raketen entscheidend vergrößern konnte. Selbst wenn die Rakete einen Kommunikationssatelliten beförderte, hat Nordkorea sein  Interkontinentalraketenpotential unter Beweis gestellt, da zur Beförderung von Satelliten in einen Orbit sowie für Interkontinentalraketen dieselbe Technik Verwendung findet.