Nordkorea und China wollen ihre Wirtschaftsbeziehungen ausbauen. Dabei spielt auch die gemeinsame Entwicklung der Freihandelszone in Rason im Nordosten Nordkoreas eine wichtige Rolle. Ende dieses Monats soll der Bau einer Autobahn zwischen Rason und der nordkoreanischen Stadt Wonjong beginnen. Es wird erwartet, dass eine Reihe von Funktionären aus Nordkorea und China an einer entsprechenden Zeremonie in Rason teilnehmen werden. Wonjong liegt gegeüber Quanhe in Hunchun in der chinesischen Provinz Jilin. Wenn die Straße fertiggestellt ist, wird es rund eine Stunde dauern, um von Hunchun nach Rason zu fahren. Nach Berichten der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA soll Rason zu einem Zentrum für den internationalen Frachthandel ausgebaut werden. Zum Thema sagt der Experte Dong Yong-seung vom Samsung-Wirtschaftsforschungsinstitut in Südkorea:
Nordkorea hat Rajin und das benachbarte Sonbong im Dezember 1991 zu Freihandelszonen erklärt. Die Region zog viel Aufmerksamkeit auf sich, weil es die erste “offene” Zone des Landes war. In der Nähe berühren sich die chinesische, russische und nordkoreanische Grenze. Nach 2000 wurde die Zone in Rason umbenannt. Im vergangenen Jahr wurde sie zur Sonderstadt Rason erklärt, die erste ihrer Art in Nordkorea. Die Maßnahme deutet an, dass es Nordkorea ernst damit meint, ausländische Investoren anziehen zu wollen.
Nach Berichten südkoreanischer Medien gab es bis zum vergangenen Jahr kleine Fischereifabriken in Rason. Doch in diesem Früjahr sollen die Fabriken ausgebaut worden sein. Auch seien neue Verarbeitungsanlagen hinzugekommen. Ein oder zwei chinesische Unternehmen haben für die Beteiligung am Rason-Entwicklungsprojekt Investitionsabkommen geschlossen. Beamte des chinesischen Handelsministeriums sowie der Provinzregierung in Jilin haben außerdem die Sonderzone besucht, um Verhandlungen mit Funktionären der nordkoreanischen Arbeiterpartei zu führen. In der Stadt wurden darüber hinaus neue Wohungen gebaut und der Hafen von Rajin, der für den Gütertransport zwischen Hunchung und Shanghai benutzt wird, wird derzeit erneuert:
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il besuchte im Mai und August des vergangenen Jahres China. Während seines zweiten Besuchs einigten sich die Machthaber Nordkoreas und Chinas auf konkrete Maßnahmen zum Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. China ist dabei, einen regionalen Entwicklungsplan auszuführen, wonach die drei Städte Changchun, Jilin und Tumen miteinander verbunden werden sollen. Nordkorea und China wollen parallel dazu Rason weiterentwicklen. Nachdem sich beide Länder entsprechend geeinigt hatten, zeigten chinesische Unternehmen starkes Interesse an einem Ausbau der Region Rason. Für Nordkorea ist es seinerseits wichtig, ausländisches Kapital anzuziehen, um sein ehrgeiziges Ziel zum Aufbau einer starken und wohhabenden Nation 2012 zu erreichen. In Wirklichkeit ist es jedoch schwer für das abgeschottete Land, sich auf einmal zu öffnen. Deshalb will Nordkorea durch die Bestimmung von Rason oder Shinuiju als Sonderwirtschaftszonen ausländische Investoren anziehen, wobei der Schwerpunkt auf Rason liegt.
Kurz nach nach dem Besuch des chinesischen Premierministers Wen Jiabao in Nordkorea im Oktober 2009 hat China einen Entwicklungsplan für seine nordöstliche Region fertiggestellt, der die Städte Changchun, Jilin und Tumen, auch als Chan-Ji-Tu bekannt, nahe des nordkoreanischen Hafens Rajin betrifft. Die Dreieckszone ist mit 73.000 Quadratkilometern größer als 70 Prozent der Fläche Südkoreas. China will diese große Region mit einer Bevölkerung von elf Millionen Menschen mit Rason und der russischen Stadt Wladiwostok verbinden, um direkten Zugang zum Fernen Osten und der Pazifikregion zu haben. Für China ist die Nutzung des Hafens in Rajin wichtig, um Güter über das Ostmeer und den Pazifk zu transportieren. Im März des vergangenen Jahres erhielt China das Recht, zehn Jahre lang den Pier Nummer 1 in Rajin zu nutzen. Später erhielt es auch 50-Jahresrechte für die Piere 4,5 und 6:
Nordkoreas Rason ist wichtig für China, weil es ihm Zugang zum Ostmeer verschafft. Der Chang-Ji-tu-Plan dreht sich um die Entwicklung von Jilin, weswegen auch eine Ausfahrt zum Pazifk wichtig ist. Daher ist die exklusive Nutzung der Hafeneinrichtungen in Rason von großer Bedeutung. China will für einen direkten Zugang eine Straße zwischen Tumen mit Wonjong in Nordkorea und eine Autobahn zwischen Wonjong und Rason bauen.
Der Autobahnbau ist der erste Schritt für eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und China. Es gibt jedoch noch einige Hürden. Dazu gehört die ungenügende Energieversorgung und die fehlende Infrastruktur. Auch hängt es davon ab, wie sehr Nordkorea zur Öffnung bereit ist, wenn es um ausländisches Kapital geht. Nordkorea muss seine Gesetze und sein System ändern, um die Autonomie chinesischer Investoren zu garantieren:
Südkorea ist möglicherweise darüber besorgt, dass die Entwicklung von Rason den chinesischen Einfluss in Nordkorea stärken wird. Auf der anderen Seite jedoch könnte Chinas Wissen um Reformen und Öffnung sowie dessen Kapital dazu führen, dass Nordkorea einen Weg zur Öffnung findet. Das würde in dem Fall eine positive Auswirkung auf die politische Situation auf der koreanischen Halbinsel haben. Doch könnte es auch sein, dass das Rason-Projekt aufgrund der Weigerung Nordkoreas, sich weiter zu öffnen, nicht vorankommt und die chinesischen Unternehmen keine guten Geschäfte machen. Falls das passiert, könnten sich die nordkoreanisch-chinesischen Beziehungen verschlechtern und Instabilität in der Region nach sich ziehen.
Es ist zurzeit noch schwierig vorauszusehen, ob der Entwicklungsplan für Rason umgesetzt werden kann. Nur eine Politik der Öffnung und Reform könnte Nordkorea helfen, die wirtschaftlichen Probleme in den Griff zu bekommen.