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Schamanismus und Volksmusik

#Musik verbindet l 2021-05-12

Musik verbindet

ⓒ YONHAP News

Lange Zeit wurde der Schamanismus als Aberglaube abgetan, doch heute wird „Mugyo“, so der koreanische Begriff dafür, als eine der koreanischen Religionen wertgeschätzt. Dem schamanistischen Ritual bzw. „Gut“굿 wird wie dem buddhistischen Gebetsritual oder der christlichen Messe als religiöse Zeremonie eine ebenbürtige Bedeutung beigemessen. Die traditionelle koreanische schamanistische Welt wird von verschiedenartigen Gottheiten bevölkert. So finden sich unter ihnen Ahnengeister, Hausgötter und sogar ein Gott des Stahls und des Wohlstands. Unter den koreanischen Göttern wird von den Schamanen vor allem Jeseoksin제석신 verehrt. Dieser hat seinen Ursprung im alten Indien. Dort betete man nämlich zu Indra, der als Gott des Himmels Regen, Donner und Blitz kontrollierte. Da das indische Wetter vom Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit bestimmt wurde, kam Indra eine wichtige Stellung zu und er wurde als mächtigste Gottheit verehrt. Als sich dann der Buddhismus in Indien verbreitete, wurde Indra als Beschützer der buddhistischen Lehren in das buddhistische Pantheon übernommen. Der Buddhismus breitete sich schließlich auch in China aus, und indische buddhistische Schriften wurden ins Chinesische übersetzt. Dabei wurde Indra zu Jeseokcheon, der später im koreanischen Volksglauben zu einem göttlichen Wesen verschmolz, das über Leben, Schicksal, Fruchtbarkeit und Wohlstand wacht. Wenn man um ein gesundes, langes und wohlhabendes Leben bittet, halten die Schamaninnen deshalb ein Jeseok-Gut ab. Der buddhistische Einfluss lässt sich übrigens auch in den Kostümen und Liedern der Schamaninnen erkennen.


Während des Jeseok-Gut aus der Region Pyeongan wird oftmals das Stampfen von Reis nachgeahmt. Und bei dem Lied „Jajeun Jeseokbanga“잦은 제석방아 handelt es sich um ein Gebet, mit dem die Namen von zehn Gottheiten der Unterwelt angerufen werden. Diese Götter bittet man darum, nicht in die Hölle  geschickt zu werden. Ein Leben mit guten Taten sollte einen davor schützen, nach dem Tod im Fegefeuer zu landen. Von eben solchen Lehren, dass ein uneigennütziges sowie wohltätiges Leben später belohnt wird, handeln auch viele buddhistische Gebetslieder. Der Buddhismus gelangte von Indien über China nach Korea während der Zeit der drei Königreiche. Dort konnte er sich über einen langen Zeitraum halten und gab den Koreanern Trost sowie spirituellen Halt. So wirkte der Buddhismus in bedeutender Weise auf die Gedanken und das Leben der Koreaner ein. Selbstverständlich betraf das auch die koreanische Musik und Kunst. Ein Beispiel dafür ist das Lied mit dem Titel „Seungmu“승무 bzw. auf Deutsch übersetzt „buddhistischer Tanz“. Dem Lied liegt ein Gedicht desselben Titels von dem koreanischen Dichter Jo Ji-hun조지훈 zu Grunde. 


Dem Dichter Jo Ji-hun soll die Inspiration für sein Gedicht gekommen sein, als er buddhistische Mönche in einer großen Zeremonie im Tempel Yongjusa용주사 in Hwaseong in der Provinz Gyeonggi beim Tanzen zuschaute. Anders als die weltlichen Tänze, die Emotionen des Lebens darstellen, drückten die Mönche mit ihren Bewegungen die Lehren Buddhas aus. Die Tanzbewegungen wandelten sich auf diese Weise zu einem spirituellen Training. Die Musik und die Lieder, die diese Tänze begleiteten, dienten zugleich dazu, die buddhistischen Lehren zu verbreiten. Allerdings wurde in der konfuzianistisch geprägten Joseon-Zeit der Buddhismus stark zurückgedrängt und unterdrückt, weshalb es nicht einfach war, für große buddhistische Projekte wie den Bau eines Tempels finanzielle Unterstützung zu erhalten. Deshalb zogen von buddhistischen Tempeln ausgesandte Tanzgruppen von Ort zu Ort und baten für die Mönche um Spenden. Gerade wegen dieser umherziehenden Künstlertruppen fand der Buddhismus auch seinen Niederschlag in den Volkskünsten. Als eine der beliebten reisenden Künstlertruppen zählte das weibliche Ensemble „Sadangpae”사당패. Später wurde eine gänzlich männliche Gruppe mit dem Namen „Namsadang”남사당 gegründet. Die Künstler bedienten sich verschiedener Unterhaltungsformen und führten unter anderem Puppenspiele, Musik zu Seiltanz und Maskentänze auf. Diese volkstümlichen Unterhaltungsformen verschwanden nahezu in den 1960er Jahren. Die Nachfahren von Namsadang jedoch entwickelten eine neue Art von Musikgenre für ihre volkstümliche Unterhaltungstradition, die sie nun in Innenräumen darboten und heute als Samulnori사물놀이 bekannt geworden ist. 


Musik 

  1. „Jajeun Jeseokbanga”, gesungen von Oh Bok-nyeo u.a. 
  2. „Seungmu“, komponiert von Yu Eun-seon und gesungen von Pak Ae-ri 
  3. „Utdari Nongak“, dargeboten von Kim Yong-bae, Kim Deok-su, Lee Gwang-su und Choi Jong-sil 

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