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Südkoreas Arbeitsmarkt erholt sich

#Thema der Woche l 2021-06-14

ⓒ YONHAP News

Die Zahl der Erwerbstätigen in Südkorea ist seit März wieder gestiegen. Zuvor waren die Zahlen 12 Monate nacheinander zurückgegangen. Im Mai wurde eine Zunahme von fast 620.000 Arbeitsplätzen verzeichnet. Es war der zweite Monat in Folge, dass 600.000 überschritten wurde. Das zeigt, dass die Erholung des Arbeitsmarkts an Tempo gewinnt. Doch gibt es nach wir vor Probleme. Die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 30 und 50 Jahren geht seit 15 Monaten zurück. Zum Thema sagt Bae Min-geun vom LG Wirtschaftsforschungsinstitut: 


Nach Angaben von Statistics Korea hatten im Mai 27,55 Millionen Menschen eine Arbeit, um 619.000 mehr als im gleichen Monat des vergangenen Jahres. Die Zahl der Arbeitslosen lag bei 1,15 Millionen. Die Arbeitslosenquote fiel um 4 Prozent, von 5,7 Prozent im Januar. Die koreanische Wirtschaft zeigt Anzeichen einer Erholung dank starker Exporte, die von der steigenden weltweiten Nachfrage nach Halbleitern und IT-Produkten profitierten. Auch haben die Impfmittel-Auslieferungen die Besorgnis wegen der Pandemie einigermaßen gemindert, was zur Wiederbelebung des Konsums beitrug. Es scheint, als ob die wirtschaftliche Erholung auf den Arbeitsmarkt überschwappt. Der Basiseffekt vom extrem niedrigen Niveau im vergangenen Jahr wirkte sich natürlich auf den jüngsten Arbeitsmarktbericht aus. 


Unter Berücksichtigung der saisonbereinigten Daten ist der Arbeitsmarkt im Mai zum 80-Prozent-Niveau vom Februar des vergangenen Jahres zurückgekehrt, bevor die Folgen des Covid-19-Ausbruchs bemerkbar waren:


Im Mai wurden im Vergleich zum Vorjahr 138.000 zusätzliche Arbeitsplätze für Menschen zwischen 15 und 29 geschaffen. Der Anstieg ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass diese Altergruppe seit dem vergangenen Jahr einen Populationsrückgang von 136.000 verzeichnete. Die Erwerbstätigenquote für junge Erwachsene erreichte 44,4 Prozent,  die höchste seit 2005, während die Arbeitslosenquote für diese Gruppe um 0,9 Prozentpunkte auf 9,3 Prozent zurückging. 


Die Zahl der Jobs für Personen im Alter von 60 Jahren oder älter erhöhte sich um 455.000. Auf sie entfielen über 70 Prozent der Zunahme unter allen Altersgruppen. Doch wurden diese Arbeitsplätze vor allem durch das Jobprogramm der Regierung geschaffen, was heißt, durch Steuergelder. Die Zahl der sogenannten Qualitätsarbeitsplätze nahm dadurch nicht zu. In der Gruppe der Dreißiger gingen 69.000 Jobs, in der Gruppe der Vierziger 6000 Arbeitsplätze verloren. Diese Gruppen arbeiten weitgehend in den Schlüsselbereichen wie der Produktion. Personen, die nach eigenen Angaben “ruhen”, beziehen sich auf solche, die trotz ihrer Erwerbsfähigkeit nicht auf Arbeitssuche gehen. Eine starke Zunahme wurde dabei bei Menschen von 30 bis 40 Jahren verzeichnet:


Als Rückgrat der Arbeitskräfte spielen die Menschen von 30 bis 50 Jahren eine wichtige Rolle in den Unternehmen und Organisationen. Der Arbeitsplatzverlust nährt Sorgen, dass sich der wirtschaftliche Impuls, Jobs zu schaffen, abschwächt. Das bedeutet, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit des Landes und das Wachstum im Dienstleistungssektor sind wahrscheinlichn nicht so solide wie früher. Das ist nicht nur ein Job-Problem. In einem weiteren Kontext ist es für Korea schwierig, neue Industrie- und Geschäftszweige zu entwickeln. In dem Prozess, Mehrwert zu schaffen, ist zudem die Nachfrage nach Arbeitskräften wahrscheinlich nicht mehr so hoch. Die technologische Innovation könnte ein weiterer Faktor für den Jobverlust für Menschen von 30 bis 40 Jahren sein.


Arbeitsplätze wurden im Gesundheits- und Sozialbereich, im Bauwesen und beim Anlagenmanagement geschaffen. Doch die Arbeitssituation ist nach wie vor schwierig für den Groß- und Kleinhandelssektor sowie andere Zweige, die durch die Pandemie stark betroffen sind:


Der Basiseffekt von der wirtschaftlichen Schrumpfung in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres wirkt sich auf die jüngsten Wirtschaftsindizes aus. Doch die koreanische Wirtschaft erholt sich im Vergleich zu anderen Ländern sehr rasch. Der wirtschaftliche Schaden für Korea ist dank der effektiven Quarantänemaßnahmen und der Abstandsregelungen relativ gering.


Für bessere Stimmung sorgte auch ein Bericht der Bank of Korea vom 9. Juni, wonach das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal im Vergleich zum Quartal davor um 1,7 Prozent stieg. Sollte sich dieser positive Trend verstärken, könnte Korea das diesjährige Wachstumsziel von 4 Prozent erreichen – es wäre der höchste Wert in 11 Jahren. Auch wird damit gerechnet, dass das Pro-Kopf-Einkommen nach dem Rückgang in den vergangenen zwei Jahren wieder wachsen wird. Doch müssen noch einige Aufgaben erledigt werden, insbesondere mit Blick auf den Arbeitsmarkt: 


Der Arbeitsmarkt hat wirklich begonnen, sich vom Schock der Pandemie zu erholen. Doch wir müssen vorausschauend denken. Die Automatisierung und unbemannte Systeme verbreiten sich nicht nur in der Industrie schnell, sondern auch in unserem alltäglichen Leben. Das bedeutet, menschliche Arbeitskraft wird weniger gebraucht als vorher. Das ist eine große Gefahr für die Arbeitssituation. Die Regierung sollte eine Politik ausarbeiten, die auf die Schaffung neuer Industriezweige und Arbeitplätze gerichtet ist. Trotzdem wird die Zahl der Arbeitsplätze weiter zurückgehen. Es ist für die Regierung nötig, Maßnahmen zu formulieren, die den Arbeitsmarktschock abfedern können, etwa durch die Erweiterung von Sozialprogrammen einschließlich der Erwerbstätigenversicherung.


Selbst wenn die wirtschaftlichen Indizes positiv bleiben, werden die Bürger nicht wirklich eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse wahrnehmen, solange das Arbeitsplatzproblem nicht gelöst ist. Vor allem sollten weitere Qualitätsarbeitsplätze geschaffen werden, durch die die Menschen die Vorteile der wirtschaftlichen Erholung spüren.

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