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Wirtschaft

Der Kryptowährungsrausch in Südkorea

#Thema der Woche l 2021-04-26

ⓒ Getty Images Bank

Viele Südkoreaner hat der Kryptowährungsrausch erfasst. Der Kryptomarkt zeigt bereits Zeichen einer Überhitzung. Viele Menschen sagen, dass sie durch ihre entsprechenden Investitionen das Hundert- oder Tausendfache davon an Gewinnen eingefahren hätten. Ihre Erfolgsgeschichten bewegen besonders viele junge Menschen, aber auch ältere, sich mit den digitalen Zahlungsmitteln zu befassen. Die Preise für Kryptowährungen liegen in Korea um bis zu 20 Prozent höher als in anderen Ländern – ein Phänomen, das auch als Kimchi-Prämie bekannt ist. Doch die Preise fluktuieren stark. Die Sorge nimmt zu, dass der Rausch ernsthafte soziale Probleme verursachen kann. Zum Thema sagt der Wirtschaftskommentator Chung Chul-jin:


In einem Restaurant, in dem ich gerade zu Mittag aß, und einem anderen, wo ich davor mein Abendessen eingenommen hatte, hörte ich die Menschen an den Nachbartischen über die virtuellen Währungen reden. Der Kryptowährungsboom wird von jungen Investoren in ihren 20ern oder 30ern angeführt, doch auch Hausfrauen und Menschen mittleren Alters springen auf den Kryptowährungszug. Die Zahl der Real-Namen-Konten an den vier großen koreanischen Kryptowährungsbörsen hat 2,5 Millionen übertroffen. Es wird geschätzt, dass es 3 bis 4 Millionen Kryptowährungsinvestoren im Land gibt. Im ersten Quartal dieses Jahres erreichte das Handelsvolumen 1500 Billionen Won. Am 15. April lag das tägliche Handelsvolumen für Kryptowährungen bei 24 Billionen Won, mehr als doppelt so viel wie die 9 Billionen Won an Aktien, die am Kospi-Markt gehandelt wurden. 


Korea ist nicht das einzige Land, das vom Krypto-Fieber erfasst wurde. Nach Angaben des spezialisierten britischen Marktdaten-Unternehmens CryptoCompare belief sich im März das Handelsvolumen der weltweiten Kryptowährungsbörsen auf 2,99 Billionen Dollar. Das war eine Erhöhung um das Sechsfache im Vergleich zum vergangenen Oktober: 


Liquidität im Markt ist reichlich vorhanden, da die Regierungen in vielen Ländern aufgrund der Covid-19-Pandemie Geld in die Märkte pumpten. Ein Teil des Gelds ist in die Immobilien- und Aktienmärkte geflossen. Es ist noch viel Liquidität vorhanden, so dass sich eine zunehmende Zahl von Menschen auf den Markt der digitalen Zahlungsmittel stürzen. In Korea stiegen die Wohnungspreise zu stark an, während es Zeit braucht, um durch Aktieninvestitionen Wohlstand anzuhäufen. Daher streben Menschen in den 20ern und 30ern nach schnellem Profit durch Kryptogeld. Nicht nur Einzelpersonen, auch globale Investmentbanken wie JP Morgan und Goldman Sachs sowie institutionelle Investoren zeigen jetzt Interesse an Kryptowährungen. Angesichts der Kontroverse, ob virtuelle Währungen die Rolle des Geldes übernehmen können, sagte der US-Online-Bezahldienst PayPal, dass es seinen Kunden ermöglichen will, Kryptowährungen direkt von ihren PayPal-Konten zu handeln. Der Tesla-CEO Elon Musk sagt, dass Kunden nun Tesla-Autos mit Bitcoin kaufen können. 


Es kostet nichts, Kryptowährungen zu bunkern, die als diebstahlsicher gelten. Grund dafür ist die Blockchain-Technologie. Beim Blockchain handelt es sich um ein digitales Kassenbuch, das Informationen über Transaktionen verschlüsselt. Nutzer können so ihre Informationen sicher speichern. Zwar werden einige Kryptowährungen als Zahlungsmittel anerkannt, doch ihr Nutzen ist beschränkt: 


Wenn die vierte industrielle Revolution den Prozess der Digitalisierung aller Transaktionen beschleunigt und die Verwendung der Blockchain-Technologie fördert, könnten Kryptowährungen als Transfermittel eingesetzt werden. Doch vorläufig achten die Menschen nicht wirklich auf die traditionellen Funktionen des Geldes, wenn sie Investitionen in Kryptowährungen tätigen, sondern betrachten diese als Wertinvestitionen. 


Der Preis für einen Bitcoin lag in Korea am 1. Oktober des vergangenen Jahres bei 12,52 Millionen Won, doch erreichte er Mitte dieses Monats über 80 Millionen Won. Die Preise Dogecoin, das von Software-Ingenieuren in den USA erfunden wurde, stiegen in diesem Jahr um mehr als 4000 Prozent. Immer mehr Menschen nehmen einen Kredit auf, um in Kryptowährungen zu investieren. Doch nicht alle haben Erfolg damit. Zuletzt brachen die Preise für Kryptowährungen wieder ein. Hinzu kommen Sorgen wegen illegaler Finanzpraktiken wie etwa Geldwäsche, da es an angemessenen Vorschriften für Krypto-Transaktionen fehlt:


Die koreanische Regierung will bis Juni gegen illegale Aktivitäten in Verbindung mit Kryptowährungen vorgehen. Die spezielle Aktion ist besonders auf illegale Transfers von virtuellem Vermögen ins Ausland gerichtet. So senden Investoren in Korea ihr Geld nach China, um an den dortigen Börsen Bitcoin zu kaufen. Die koreanischen Investoren verkaufen es dann an den einheimischen Börsen, wo die Preise höher liegen, um so von der Kimchi-Prämie zu profitieren. 


US-Finanzministerin Janet Yellen, der Vorsitzende der Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, sowie Mainstream-Ökonomen erkennen nach wie vor Kryptogeld nicht als wirkliches Zahlungsmittel an. Die Ausnahme ist die Digitalwährung CBDC der Zentralbank. Sie sehen Kryptowährungen mehr als Mittel der Spekulation. Auch der Vorsitzende der südkoreanischen Finanzdienstekommission, Eun Sung-soo, sagte, dass Kryptogeld nicht als Investitionsalternative anerkannt werden könne: 


Ich denke, dass die Regierung besorgt auf die Situation schaut. Der rasch wachsende Kryptomarkt kann nicht übergangen werden. Doch die Marktintervention der Regierung bedeutet, dass sie Kryptowährungen anerkennt. Meiner Meinung ist es nötig, entsprechende Gesetz umzusetzen, um zum Beispiel zu prüfen, ob das Kryptobörsensystem sicher ist und ob sie für Hackerangriffe anfällig sind. Aber Kryptowährungen werden in Zukunft die Rolle von Währungen übernehmen. 

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