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Wirtschaft

Auswirkungen einer neuen US-Regierung auf Südkoreas Wirtschaft

#Thema der Woche l 2020-11-09

ⓒ YONHAP News

Nach seinem Sieg bei der US-Präsidentenwahl steht der Demokrat Joe Biden vor dem Einzug ins Weiße Haus. Da Amtsinhaber Donald Trump jedoch andeutete, eine Niederlage nicht hinzunehmen, werden eine starke Polarisierung und weitere Konfusion in den USA unvermeidlich sein. Wie könnte sich die Überganzszeit bis zur Amtsübergabe und die neue Regierung unter Biden auf die südkoreanische Wirtschaft auswirken? Dazu sagt Kim Gwang-seok vom Institut für koreanische Wirtschaft und Industrie:


Nach Prognosen einiger Forschungsinstitute wird die US-Wirtschaft um einen Prozentpunkt wachsen, wenn Biden der nächste Präsident ist. Das ist eine gute Nachricht für Südkorea, dessen Abhängigkeit von USA bei den Exporten bei 13 bis 14 Prozent liegt. Unter Biden könnten sich die südkoreanischen Exporte um 2 Prozentpunkte erhöhen, während das BIP um bis zu 0,4 Prozentpunkte steigen würde. Seit Trumps Amtsantritt nahmen die Unsicherheiten im globalen Handelsumfeld zu, da China und die USA noch immer in einem Handelskonflikt stecken. Die Abwärtsrisiken in der Weltwirtschaft plagen Korea, das stark von den Ausfuhren abhängt. Die Präsidentschaft Bidens könnte die Handelsbedingungen bis zu einem gewissen Grad stabilisieren und somit auch mehr Geschäftschancen für Südkorea bieten.


Biden hatte vor seinem Wahlsieg angekündigt, die Wirtschaft durch eine aktive staatliche Ausgabenpolitik anzkurbeln. Der sogenannte Biden-Effekt wird bereits in den weltweiten Finanzmärkten wahrgenommen. Als Biden bei der Stimmenauszählung die Führung über Trump übernahm, legten die Kurse in den Aktienmärkten in den USA und Europa zu, während der Goldpreis das höchste Niveau in sieben Wochen erreichte:


Bisher befanden sich die USA in einem Zollstreit mit China, und sie schnitten das chinesische Technologieunternehmen Huawei von den Halblieterherstellern weltweit ab, was diese sehr beunruhigte. Die Erwartungen sind groß, dass Bidens Sieg diese Unsicherheiten im globalen Handel beseitigen kann. Dazu gehört, dass die Aktienpreise für den Industriebereich der eneuerbaren Energien, auf den sich Biden konzentriert, anzogen.


Bidens Wirtschaftspolitik unterscheidet sich deutlich von der Trumps. Dieser hielt während seiner Amtszeit an einer Politik niedriger Steuern fest und verhielt sich mit Blick auf einen Anstieg der staatlichen Ausgaben eher passiv. Was den Handel betrifft, so priorisierte er Amerikas Interessen gegenüber den Alliierten der USA. Falls sich ein Handelskonflikt mit einem anderen Lande andeutet, so erhöhte er die entsprechenden Einfuhrzölle. Biden dagegen will die Steuereinnahmen um etwa 3,4 Billionen Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren erhöhen und verstärkt in die Bildung und Infrastruktur investieren. Verglichen mit Trump steht er einem Freihandel näher. Im Konflikt mit China wird er aber ähnlich wie Trump wohl eher eine Kontrollpolitik beibehalten:


Unter Trumps Präsidentschaft lagen die USA selbst mit ihren Verbündeten wie Europa und Südkorea über Kreuz. Trump verlangte von Südkorea, dass es mehr über die im Land stationierten US-Soldaten bezahlt und drohte mit deren Abzug. Im Gegensatz dazu will Biden die Zusammenarbeit mit den US-Alliierten stärken, bevor er mehr Druck auf China ausübt. Südkorea müsste in diesem Prozess engere Beziehungen zu Japan eingehen und sich nach mehr Geschäftschancen in Europa umsehen. Doch könnte es solche Gelegenheiten in China verlieren. Südkorea müsste größere Exportziele und Produktionsbasen erschließen und die Verlagerung von Unternehmen vorantreiben. Es ist nötig für Südkorea, seinen Exportmarkt zu erweitern.


Auch kündigte Biden an, bei seinem Amtsantritt am 20. Januar die USA wieder zum Pariser Klimaabkommen zurückzuführen. Er scheint entschlossen, eine umweltfreundliche Politik fördern zu wollen. Er versprach, bis 2035 zwei Billionen Dollar in die Infrastruktur, Elektrofahrzeuge und saubere Energie zu investieren. Diese Pläne würden auch den entsprechenden Industrien in Korea zugutekommen, die sich auf Batterien, ökofreundliche Autos und erneuerbare Energie beziehen. Was die wirtschaftlichen Beziehungen Südkoreas zu Nordkorea betrifft, so würde das eher in die andere Richtung gehen. Biden wird sich wahrscheinlich Pjöngjang gegenüber weniger versöhnlich zeigen als Trump: 


Washingtons Nordkorea-Politik wird einer größeren Änderung unterzogen, und die Denuklearisierungsgespräche zwischen Nordkorea und den USA werden in eine neue Phase eintreten. Trump war eher freundlich zu Nordkorea, doch Biden wird sich anders verhalten. Es wird einige Rückschläge in den Nuklearverhandlungen geben. In diesem Fall könnten für Südkorea größere geopolitische Risiken entstehen, die internationale Ratingagenturen dazu bewegen könnten, die Kreditwürdigkeit des Landes herunterzustufen.


Angesichts der Drohungen Trumps, die Wahlergebnisse nicht zu akzeptieren, werden die Unsicherheiten für die Weltwirtschaft wohl so rasch nicht verfliegen:


Die Länder haben weltweit Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft ergriffen, um die Folgen der Covid-19-Pandemie einzudämmen. Doch die wirtschaftliche Erholung wird sich verzögern, falls sich das politische Chaos in den USA fortsetzt. Südkorea ist keine Ausnahme, weil seine Wirtschaft stark von den USA abhängt. Zunehmende Unsicherheiten nach der US-Präsidentenwahl könnten die Befürchtung wegen des erneuten Eintritts in eine Rezession befeuern.


Biden wird vermutlich einige Probleme bekommen, zusätzliche Konjunkuturmaßnahmen durchzusetzen, um die US-Wirtschaft, die von der Pandemie hart getroffen ist, anzukurbeln:  


Viele erwarten jedoch, dass Bidens Wirtschaftspolitik berechenbarer sein wird als unter Trump. Optimisten sagen, dass die Vermarktung von Covid-19-Impfstoffen und die baldige Durchführung der Konjunkturpläne das Wachstum der USA befördern und die Weltwirtschaft wieder in die Spur bringen werden.


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