Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Wirtschaft

Die führende Stellung der südkoreanischen Schiffbauindustrie

#Thema der Woche l 2021-02-15

ⓒ Getty Images Bank

Die südkoreanischen Schiffbauer haben im Januar im weltweiten Vergleich die meisten Aufträge erhalten. Sie setzen damit ihr Hoch vom vergangenen Jahr fort. Südkoreas Schiffbauindustrie hielt sich das dritte Jahr nacheinander auf der Spitzenposition. Auch die Aussichten für dieses Jahr sehen gut aus. Das Forschungsinstitut für Außenwirtschaft bei der Export-Import Bank of Korea erwartet einen Anstieg der Order um mehr als 100 Prozent im Vergleich zu 2020. Es gibt Anzeichen einer Erholung der Schiffbaundustrie, da der Bedarf an neuen Schiffen wächst, die ältere Modelle angesichts strengerer Umweltregelungen ersetzen müssen. Zum Thema sagt der Wirtschaftskommentator Chung Chul-jin:


Südkoreas Spitzenplatz bezüglich des Schiffbau-Auftragsvolumens ist umso bedeutungsvoller, wenn man die weitreichenden wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie vom vergangenen Jahr berücksichtigt. Nach Angaben des britischen Marktforschers Clarkson Research Services verzeichneten die südkoreanischen Schiffbauer im vergangenen Jahr Aufträge für 187 Schiffe mit einer gewichteten Bruttoraumzahl (BRZ) von 8,19 Millionen Tonnen. Das waren 43 Prozent der globalen Aufträge für 19,24 Millionen BRZ. Insbesondere Koreas führende Position bei Schiffen mit hohem Wert ermöglichte es dem Land, Konkurrenten wie China und Japan hinter sich zu lassen. 


China lag mit einem Marktanteil von 41 Prozent im vergangenen Jahr knapp hinter Südkorea. Korea verfügt über einen Wettbewerbsvorteil bei Flüssiggas-Tankern (LNG) und sehr großen Rohöltankern (VLCC) mit einem Stückpreis von 180 Millionen Dollar beziehungsweise 80 Millionen Dollar:


Nochmal, Korea verfügt über Expertise bei hochwertigen Schiffen. 2020 verbuchten die koreanischen Schiffbauer Aufträge für 36 große LNG-Tanker oder 70 Prozent der 49 Order weltweit sowie für 35 VLCCs oder 85 Prozent der 41 weltweiten Aufträge. Ein weiterer günstiger Faktor für Korea ist, dass der Umweltschutz seit der Amtseinführung der Biden-Regierung in den USA ein großes Thema geworden ist. Es werden mehr Aufträge für LNG-Tanker erwartet. Ich würde sagen, je mehr Umweltthemen auftauchen, desto günstiger sieht es für die Zukunft der koreanischen Schiffbauindustrie aus. 


Clarkson Research Services erwartet einen Anstieg der globalen Aufträge um 23,7 Prozent in diesem Jahr, und Korea wird als der größte Nutznießer der Entwicklung gesehen. Die drei größten koreanischen Schiffbauer haben ihre Ziele für 2021 bereits viel höher angesetzt als im vergangenen Jahr: 


Die Hoffnungen auf ein Ende der Pandemie nehmen angesichts der weltweiten Impfungen gegen Covid-19 zu. Das ist auch eine gute Nachricht für die Schiffbauindustrie. Auf Korea folgt dicht dahinter China, während auch Japan dazu entschlossen zu sein scheint, die Spitzenposition beim Schiffbau zurückzugewinnen. Es ist gut, dass das wirtschaftliche Umfeld sich verbessert, das bedeutet aber auch, dass der Wettbewerb zwischen den drei großen Schiffbaunationen schärfer wird. 


Die koreanische Schiffbauindustrie verzeichnete im vierten Quartal des vergangenen Jahres einen vergleichsweise geringen operativen Gewinn. Der Grund dafür ist, dass die Schiffbauer viele Schiffe mit nur geringen Gewinnmargen ablieferten. Der Schlüssel ist, ob sie die Ertragskraft steigern können, was viel mit hochwertigen, ökofreundlichen Schiffen und Sachinvestitionen zu tun hat. Das ESG, was für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung steht, wird ebenfalls als wichtig erachtet: 


ESG ist zu einem Schlüsselwort für die Industrie allgemein geworden, der Schiffbau eingeschlossen. Wenn man die Nachhaltigkeit einer Investionen in Unternehmen misst, würdigen die Investoren neben der Ertragskraft diese drei Faktoren. Die koreanische Schiffbauindustrie hat ein B+ beim ESG-Rating, was als hoch gesehen wird. Die Industrie hat sich eine technologische Wettbewerbsfähigkeit bei ökofreundlichen Schiffen verschafft. In dieser Lage wird sich eine Verbesserung des ESG-Rating positiv auf die Aktienpreise der einheimischen Schiffbauer auswirken.


Eine weitere Aufgabe für die Branche wird es sein, die mittelgroßen Schiffbauer wiederzubeleben, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Industrie gespielt haben. Einige von ihnen standen Anfang bis Mitte der 2000er Jahre noch auf der Top-Ten-Liste, doch werden sie in diesem Jahr ums Überleben kämpfen müssen. Daten der Export-Import Bank of Korea zufolge erhielten sieben mittelgroße Schiffbauer Aufträge für nur 14 Schiffe im vergangenen Jahr:


In diesem Jahr wird sich die Schiffbauindustrie mehr auf hochwertige Schiffe, Umweltthemen und ESG-Prinzipien konzentrieren müssen. Die koreanische Schiffbauindustrie sollte zudem zusammen mit der Schifffahrtindustrie Erfolg haben. Leider ging Hanjin Shipping, das einst das weltweit siebtgrößte Schifffahrtsunternehmen war, 2017 bankrott, was der Industrie einen großen Schlag versetzte. Es bedeutet eine Entspannung, dass die Regierung einen Fünf-Jahresplan für den Wiederaufbau der lokalen Schifffahrtsindustrie angekündigt hat.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >