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Wirtschaft

Zunehmende Inflationssorgen in Südkorea

#Thema der Woche l 2021-05-10

ⓒ Getty Images Bank

Die Preise in Korea geraten zunehmend unter Aufwärtsdruck. Nach Angaben von Statistics Korea stiegen die Verbraucherpreise im April im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent. Das entsprach dem größten Anstieg seit drei Jahren und acht Monaten Der Wert übersteigt das Inflationsziel von 2 Prozent der Bank of Korea. Die Inflation könnte eine Zinsanhebung nach sich ziehen. Zum Thema sagt der Direktor des Real Good Economic Institute, Lee In-chul:


Der starke Anstieg der Verbraucherpreise im April wurde von den steigenden Preisen für Landwirtschafts- und Ölprodukte angetrieben. Die Preise für Agrar- und Fischereiprodukte erhöhten sich um über 13 Prozent, was den vierten Monat nacheinander einen zweistelligen Anstieg bedeutete. Die Wohnungspreise wiesen den stärksten Anstieg seit Dezember 2017 auf. Die höheren Preise könnten die Lebensverhältnisse der Geringverdiener verschlechtern, die noch nicht in den Genuss der wirtschaftlichen Erholung gekommen sind. Während einige Experten von der Möglichkeit einer Inflation sprechen, sagt die Regierung, dass es sich nur um ein vorübergehendes Phänomen handelt und dass die Preise über das Jahr stabil bleiben. Extern sind die internationalen Ölpreise in die Höhe geschnellt. Intern zieht der Verbrauch trotz der Covid-19-Pandemie wieder an. Daher treiben Angebot und Nachfrage die Preise nach oben. Der Preisanstieg von Agrar- und Fischereiprodukten lässt sich zum Teil auf die Flutschäden und das ungewöhnliche Wetter im vergangenen Jahr sowie auf die Verbreitung der Vogelgrippe zurückführen.


Der deutliche Anstieg der Lebensmittel-, Öl-, Wohnungs- und Mietpreise macht das Leben der Geringverdiener schwieriger. Der Aufwärtstrend wird zudem vorerst andauern, was einerseits dem Basiseffekt vom vergangenen Jahr zuzuschreiben ist, als das Preisniveau sehr gering war, und andererseits den internationalen Ölpreisen, die voraussichtlich weiter steigen werden. Korea ist nicht das einzige Land, das dieses Phänomen wahrnimmt. Die Verbraucherpreise in den USA legten im März um 2,6 Prozent zu:


Die US-Finanzministerin Janet Yellen sagte in der vergangenen Woche, dass die Zinssätze steigen könnten, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. Die US-Regierung hat seit dem Ausbruch von Covid-19 bereits Billionen von Dollar in den Markt gepumpt. Die Biden-Regierung plant, weitere Billionen Dollar in die Infrastruktur zu investieren. Die Freigabe einer solch großen Geldmenge wird unweigerlich zur Inflation führen. Hochrangige US-Regierungsbeamte wollen nicht von einer Zinserhöhung sprechen. Die Äußerungen Yellens werden eher als Ausnahme gesehen. Trotzdem fiel der Nasdaq als Folge ihrer Warnung um fast 2 Prozent.  


Steigende Preise erhöhen den Druck auf Zentralbanken in der ganzen Welt. Die Inflation drückt auf die Kaufkraft der Haushalte und reduziert das Nettoeinkommen. Die Zentralbanken haben große Geldmengen freigegeben, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Nun müssen sie genau die Verbraucherpreisetrends verfolgen. Auch die Märkte sind gespannt, wann die Zentralbanken ihre expansionistische Geldpolitik wegen des zunehmenden Inflationsdrucks wieder normalisieren: 


Wirtschaftsexperten in den USA sind besorgt wegen einer übermäßigen Inflation. Nach Berichten des Wall Street Journal sagen die meisten Ökonomen voraus, dass sich der Ausgabentrend in den nächsten Monaten fortsetzen und der Inflationsdruck zunehmen wird. Da die Biden-Regierung, der Kongress und die Federel Reserve voraussichtlich ihre expansionistische Geldpolitik beibehalten, wachsen die Inflationssorgen. Die Citibank vermutet, dass die Fed ihre Vermögenskäufe im vierten Quartal herunterfahren wird, und dass Ende des nächsten Jahres mit einer Zinsanhebung zu rechnen ist. Die Fed bleibt zurückhaltend, was ihre derzeitige Geldpolitik betrifft. Doch falls die Marktzinsen steigen, wird die Fed nicht umhin können, eine eigene Zinsanhebung zu erwägen.


Sollten die USA den Leitzins anheben, sollte Südkorea dem Schritt selbst dann folgen, wenn seine Wirtschaft noch nicht ganz erholt ist. Eine Zinserhöhung könnte der koreanischen Wirtschaft einen Dämpfer versetzen: 


Die Schulden der koreanischen Haushalte haben Ende des vergangenen Jahres 1700 Billiionen Won, oder etwa 1,5 Billionen Dollar, übertroffen. Das waren etwa 8 Prozent mehr als ein Jahr davor. Das Verhältnis der Haushaltsschulden zu BIP übersteigt 100 Prozent. Eine Erhöhung des Zinssatzes um 1 Prozent bedeutet, dass die Zinsen für die Schulden um fast 12 Billionen Won steigen. Selbstständige werden zudem Billionen von Won an Zinsen zahlen müssen. Die Finanzmärkte werden in eine ernsthaftere Lage geraten. Die Vergangenheit zeigt, dass eine Zinserhöhung in den USA dazu führt, dass US-Gelder in den weltweiten Märkten zurück in die USA fließen. Falls das passiert, werden aufstrebende Märkte, inklusive Südkorea, schwer getroffen. Sie werden ihre eigenen Zinsen anheben müssen, um zu verhindern, dass ausländisches Kapital abfließt. Doch sollten sie das Problem einer wirtschaftlichen Verlangsamung und die Last der Schuldenrückzahlung angehen.


Südkorea muss wegen der Befürchtungen die globalen Wirtschaftstrends genau beobachten: 


Die Regierung sagt, dass die Preise vorerst steigen werden, doch dass die jährliche Inflation wahrscheinlich nicht das 2-Prozent-Ziel der Zentralbank übersteigen wird. Doch die Inflation könnte sich angesichts der großen Liquidität, der wirtschaftlichen Erholung und des steigenden Konsums beschleunigen. Korea muss das Niveau der Haushaltsschulden und der Staatsschulden reduzieren, um sich auf eine Zinserhöhung vorzubereiten. Es ist notwendig, Präventivmaßnahmen auszuarbeiten, um die anfälligen Gruppen zu schützen.

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