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Wirtschaft

Bank of Korea deutet Zinsanhebung an

#Thema der Woche l 2021-06-21

ⓒ Getty Images Bank

Die Bank of Korea (BOK) könnte ihren Leitzins schon früher als erwartet anheben. Bisher war man davon ausgegangen, dass Südkoreas Zentralbank nicht vor dem nächsten Jahr die Zinserhöhung beschließt. Doch BOK-Gouverneur Lee Ju-yeol deutete zuletzt an, dass dies noch in diesem Jahr passieren könnte. Auch Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve sprachen seit dem Beginn der Corona-Pandemie zum ersten Mal von einem Zinsanstieg. Sie prognostizierten, dass der Leitzins bis 2023 von der jetzigen Spanne von null bis 0,25 Prozent auf 0,5 Prozent steigen werde. Welche Folgen hätten Zinserhöhungen in Südkorea und den USA? Dazu sagt der Direktor des Global Economic Research Institute, Kim Dae-ho:

 

Der Zinssatz ist einer der wichtigsten Faktoren, die Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Jede Zinsänderung, egal ob Anhebung oder Senkung, hat einen bedeutsamen Einfluss auf die Wirtschaftsakteure. Alle Länder inklusive Südkorea hielten am Trend extrem niedriger Zinsen fest, besonders seit dem Beginn der Pandemie. Doch die Ära der niedrigen Zinssätze, oder der lockeren Geldpolitik, scheint an ihr Ende zu kommen. Die Länder sind bereit, die Zinsen wieder zu erhöhen. BOK-Gouverneur Lee Ju-yeol deutete zuletzt eine mögliche Anhebung innerhalb dieses Jahres an.


Die Bank of Korea geht offensichtlich davon aus, dass die Bedingungen für eine Zinswende gegeben sind. Die koreanische Wirtschaft erholt sich schneller als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im ersten Quartal im Vergleich zum Quartal davor um 1,7 Prozent, und die Exporte stiegen im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 45,6 Prozent. Auch die Binnennachfrage scheint sich wieder zu beleben. Die wachsenden Inflationssorgen bewegen die BOK zudem, eine Zinserhöhung zu erwägen. Als verstörendes Signal wird der Anstieg der Verbraucherpreise um über 2 Prozent in den vergangenen zwei Monaten gesehen. Aus dem gleichen Grund könnte auch die Fed die Zinswende einleiten: 


Auch die USA sind wegen einer steigenden Inflation besorgt. Seit dem Beginn der Pandemie 2020 verloren viele Menschen ihre Arbeit, und zahlreiche Unternehmen gerieten in Schwierigkeiten. Um ihnen zu helfen, senkte die US-Regierung ihre Zinsen praktisch auf null, was heißt, dass die Kreditnehmer keine Zinsen zahlen müssen. Zusätzlich verfolgten die USA eine Geldpolitik der qualitativen Lockerung, bei der die Notenbank Wertpapiere mit dem Zweck kauft, die Geldversorgung sicherzustellen. Diese Maßnahmen erwiesen sich bis zu einem gewissen Grad als effektiv. Die Verbraucherpreise stiegen, während die Arbeitslosenquote zurückging. Jetzt scheint das Land die Zinsen erhöhen zu wollen, bevor die Preise weiter steigen.


Die Andeutungen für eine Zinsanhebung in den USA ziehen weltweit Aufmerksamkeit auf sich, weil die Entscheidung eine große Auswirkung auf die Weltwirtschaft haben wird. Auch Koreas Zentralbank scheint Präventivmaßnahmen vorzubereiten: 


Die Auswirkungen der Pandemie in Korea waren im vergangenen Jahr nicht so stark spürbar wie in den USA. Die koreanische Wirtschaft erholt sich dieses Jahr rascher als die US-Wirtschaft. Korea muss also nicht die Zinsen senken. Auch die Konsumentenpreise steigen schneller als in den USA. Deshalb denken Analysten, dass Korea die Zinsen noch vor den USA erhöhen sollte.


Sollte Korea den USA mit einer Zinsanhebung zuvorkommen, könnten koreanische Exporteure ihre Wettbewerbsfähigkeit als Folge einer Wertsteigerung der Landeswährung verlieren. Eine verspätete Zinserhöhung wird dagegen die Inflationssorgen verstärken und wahrscheinlich einen Abfluss ausländischer Investitionen bewirken:


Die BOK erwägt vorsichtig, ob sie ihren Leitzins noch vor den USA erhöhen soll. Es wäre ideal, wenn die Zinserhöhung gleichzeitig in den USA und Korea erfolgt, so dass sich die überhitzte Wirtschaft in beiden Ländern abkühlt und die Inflation unter Kontrolle gebracht wird. Doch muss die BOK berücksichtigen, dass sich die koreanische Wirtschaft schneller erholt. Der Geldmarktausschuss der BOK wird eine Entscheidung unter Berücksichtigung der makroökonomischen Indikatoren in Korea und den USA treffen.


Eine weitere Sorge ist, wie der Schock durch eine Zinserhöhung abgefedert werden kann, die die verschuldeten privaten Haushalte und Unternehmen in Korea stärker belasten wird: 


Die Schulden der Haushalte erhöhen sich mit alarmierendem Tempo. Sobald die BOK den Zinssatz anhebt, wird sich dieser Trend noch einige Zeit hinziehen. Ein Zinsanstieg könnte zum Beispiel in zwei bis drei Schritten in einem Jahr erfolgen. Falls die Kreditnehmer ihre Schulden nicht zurückzahlen können, werden sie zur Kreditsündern. Auch ist eine Zinserhöhung keine gute Nachricht für den Aktienmarkt. Wenn die Zinsen steigen, werden die Unternehmen und Verbraucher ihre Ausgaben zügeln, was einen Rückgang der Gewinne und der Aktienkurse nach sich ziehen kann. Doch weil sich die Wirtschaft erholt, wird eine Zinserhöhung nicht sofort zu einem Marktcrash führen. Trotzdem wäre das ungünstig für den Aktienmarkt. Die BOK wird ihren Zins nicht so bald anheben. Doch gibt es klare Hinweise auf eine Erhöhung, so dass es nötig ist, sich darauf vorzubereiten. 


Die koreanische Regierung ist gut beraten, die geeigneten Maßnahmen zu treffen, um eine weiche Landung der Wirtschaft im Fall einer Zinswende zu ermöglichen. Die zuständigen Behörden müssen die wirtschaftliche Erholung, die Inflation sowie die Anfälligkeiten der Unternehmen und Bürger bei einer Zinserhöhung beachten, bevor sie einen Zeitrahmen für die Zinserhöung festlegen. 

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