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Wirtschaft

Abschwächung des Won gegenüber dem Dollar

#Thema der Woche l 2021-10-18

ⓒ Getty Images Bank

Ein Wechselkurs gibt die Kosten beim Umtausch einer Währung in eine andere an. Wenn der Won-Dollar-Wechselkurs fällt, braucht man weniger Won für einen Dollar. Wenn der Kurs hingegen steigt, werden mehr Won benötigt, um einen Dollar zu kaufen.


Wenn die koreanische Währung in der Vergangenheit bei 1.200 Won pro Dollar stand, sprach die koreanische Wirtschaft von einer Krise. Diese Marke überstieg der Won-Dollar-Kurs in der globalen Finanzkrise und der Schuldenkrise in der Eurozone sowie beim Handelsstreit zwischen den USA und China und Japans gleichzeitiger Exportbeschränkungen gegen Südkorea. Im Februar letzten Jahres stieg der Dollar während des frühen Coronapandemie-Ausbruchs wieder auf 1.200 Won. Und jetzt hat der Kurs erneut die psychologisch wichtige Marke von 1.200 Won pro Dollar erreicht.


Cho Yong-chan, Direktor des America China Economic Research Institute, untersucht den neuesten Won-Dollar-Kurstrend und seine potenziellen Auswirkungen.


Der Won-Dollar-Wechselkurs bewegt sich zwischen 1.180 und 1.190 Won pro Dollar. Koreas Exporte stiegen von Januar bis August dieses Jahres insgesamt um 27 Prozent, und das BIP-Wachstum in diesem Jahr wird voraussichtlich bei rund 4 Prozent liegen. Aber es gibt deutliche Anzeichen für eine Abschwächung des koreanischen Won auf über 1.200 pro Dollar. Der steile Anstieg des Wechselkurses ist besorgniserregend, und hinzu kommt der Inflationsdruck steigender Energie-, Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise.


Analysten sagen, dass drei Faktoren für den deutlichen Anstieg des Won-Dollar-Kurses verantwortlich seien. Erstens wird erwartet, dass die US-Notenbank in Kürze mit der Drosselung ihres Anleihekaufprogramms beginnt. Wenn die USA eine straffere Geldpolitik verfolgen, wird der Dollar wegen kleinerer Umlaufmengen an Wert zulegen.


Ein weiterer Faktor ist der prognostizierte Rückgang des chinesischen Wirtschaftswachstums in diesem Jahr aufgrund des wachsenden Ausfallrisikos des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande und der größten Stromknappheit aller Zeiten im Land. China ist Südkoreas wichtigster Exportmarkt, und der koreanische Won tendiert dazu, sich parallel zum chinesischen Yuan zu bewegen. Der dritte Faktor ist ein Anstieg der weltweiten Ölpreise.


Die internationalen Rohölpreise gehen durch die Decke. Die Preise von West Texas Intermediate-Rohöl, Brent-Rohöl und Dubai-Rohöl, die den größten Teil der koreanischen Ölimporte ausmachen, haben alle 80 US-Dollar pro Barrel überschritten. Laut Bank of America könnten die Ölpreise Anfang nächsten Jahres auf 100 Dollar pro Barrel steigen. J.P. Morgan prognostiziert, dass der Ölpreis im Jahr 2025 bis zu 190 Dollar pro Barrel erreichen könnte.


Aufgrund der explodierenden Preise für Erdgas, Kohle und Öl richten Investoren ihren Blick auf sicherere Anlagen, was den Wert des Dollars in die Höhe treiben lässt.


Aufgrund der Schwankungen des Won-Dollar-Wechselkurses hat die Bank of Korea auf Schritte zur Stabilisierung des Marktes wie Eingriffe in den Devisenmarkt hingewiesen. Regierung und Finanzbehörden sorgen sich um die Währungsfrage, weil der steigende Won-Dollar-Kurs den Inflationsdruck erhöhen wird.


Ein steigender Won-Dollar-Kurs wird sich direkt auf die Preise von Import und Produktion auswirken. Die Verbraucherpreise stiegen im September um 2,5 Prozent und übertrafen damit das Inflationsziel der Regierung von 2 Prozent. Es gibt die Befürchtung, dass die koreanische Wirtschaft im nächsten Jahr vorübergehend in eine Stagflation geraten könnte, also stagnierendes Wachstum bei hoher Inflation.


Die koreanische Regierung geht bisher davon aus, dass sich die Binnenwirtschaft aufgrund der starken Exporte, auf einem Erholungspfad befindet. Auch der Internationale Währungsfonds und die OECD haben eine ähnliche Schätzung vorgenommen und ihre Wachstumsprognosen für 2021 für Korea revidiert.


Aber die gegenwärtige Atmosphäre ist nicht sehr gut. Zwar erreichten Koreas Exporte im September ein Allzeithoch und stiegen um 16,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber der Prozentsatz ist weniger als die Hälfte der 34,8 Prozent aus dem Vormonat, ein Anzeichen dafür, dass sich das Exportwachstum verlangsamt hat.


In der koreanischen Wirtschaft sind die Exporte der einzige Faktor, der vorerst positiv bleibt. Allerdings ist ungewiss, wie lange Korea seine starke Exportdynamik aufrechterhalten wird, da die Energiekrisen in China und Indien zu einem Engpass in den globalen Lieferketten führen. Ein weiterer negativer Punkt sind die weltweiten Logistikstörungen.


Einige Analysten prognostizieren, dass die koreanische Währung über 1.200 Won pro Dollar steigen und auf diesem Niveau bleiben könnte. Um den Devisenmarkt und die Preise stabil zu halten, muss die koreanische Zentralbank den Zinssatz innerhalb des Jahres anheben. Die Verschuldung der privaten Haushalte des Landes hat etwa 1,5 Billionen Dollar erreicht. In dieser Situation könnte die Wirtschaft in einen Teufelskreis geraten, indem eine Zinserhöhung verschuldete Unternehmen, Selbständige und Privatpersonen zu stark belastet und Konsumausgaben weiter reduziert.


In einem am 7. Oktober veröffentlichten monatlichen Wirtschaftsbericht berichtete das Korea Development Institute von hohen Abwärtsrisiken in der koreanischen Wirtschaft. 


Einige halten derartige Bedenken für übertrieben und weisen darauf hin, dass Koreas wirtschaftliche Fundamentaldaten stärker seien als zuvor. Danach haben Koreas Devisenreserven Ende September 463,97 Milliarden Dollar erreicht, mit drei Rekordhochs in Folge seit Juli. Auch koreanische Exporteure haben Dollars angehäuft, ohne sie auf den Markt zu bringen. Die Dollar-Reserven der Unternehmen beliefen sich im August auf 63,1 Milliarden Dollar, fast 1 Milliarde Dollar mehr als im Vormonat. Dennoch kann nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, sich auf verschiedene externe Faktoren vorzubereiten.


Steigende Rohstoffpreise, darunter Rohöl, machen auch die Preise für Agrar- und Fischereiprodukte instabil. Im nächsten Jahr wird die koreanische Wirtschaft voraussichtlich mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert sein, die durch die Schuldenkrise der chinesischen Evergrande-Gruppe, schleppende Exporte sowie finanzielle Schwierigkeiten von Selbstständigen aufgrund von Zinserhöhungen und Inflation ausgelöst werden. Aber ich denke, Korea wird in der Lage sein, wie in der Vergangenheit schnell neue Industrien zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen, wenn das Land sich gründlich darauf vorbereitet.


Die Alarmglocken läuten bereits. Für Korea ist es dringend erforderlich, die eigenen wirtschaftlichen Grundlagen weiter zu stärken, um die Folgen äußerer Einflüsse möglichst gering zu halten.

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