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Wirtschaft

‘Mit Covid-19 leben’ weckt Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung

#Thema der Woche l 2021-11-08

ⓒ YONHAP News

Südkorea hat die Phase erreicht, die als “Leben mit Covid-19” bezeichnet wird, und somit wieder die Rückkehr zu einem normalen Leben bedeutet. Die Beschränkungen wegen der Pandemie werden langsam wieder aufgehoben und viele Menschen, die von Zuhause aus gearbeitet haben, kehren schrittweise wieder in die Unternehmen zurück. Verschiedene Ankurbelungsmaßnahmen sollen den Konsum fördern, und auch die Exporte bleiben voraussichtlich robust. Trotzdem gibt es nach wie vor Risiken innerhalb und außerhalb des Landes, die die Erholung beeinträchtigen könnten, wie etwa Inflationsdruck und die Absicht der USA, ihre lockere Geldpolitik wieder zu zügeln. Auch ist nicht auszuschließen, dass die Maßnahmen des “Lebens mit Covid-19”-Konzepts zu einer erneuten Verschärfung der Pandemie führen. Zum Thema sagt der Wirtschaftskommentator Chung Chul-jin:


Die Exporte haben auf dem Rücken der Lieferung von Halbleitern, Autos, Stahl und petrochemischer Produkte die koreanische Wirtschaft seit dem vergangenen Jahr angetrieben, was den Wachstum schon tradtionell fördert. Aus einer langfristigen Perspektive betrachtet ist es für das produzierende Gewerbe allein schwierig, die Wirtschaft zu stärken. Die Binnennachfrage sollte parallel zu den Exporten wiederbelebt werden. Die erste Phase von “Leben mit Covid-19” begann in Korea am 1. November. Seitdem steigen die Erwartungn für eine Erholung des Konsums. Die durch die Pandemie zurückgehaltene Nachfrage könnte explodieren.


Einige wirtschaftliche Indikatoren deuten eine Erholung des Konsums an. Nach Angaben der Bank of Korea erhöhte sich der Index für die Verbraucherstimmung im Oktober um 3 Punkte im Vergleich zm Monat davor auf 106,8. Ein Wert über 100 bedeutet, dass die Zahl der Optimisten überwiegt. Auch der Unternehmensumfrageindex sowie der Nachrichten-Stimmungsindex verbesserten sich im Oktober. Letzterer wird von der Bank of Korea auf der Basis von Unternehmensnachrichtenartikeln veröffentlicht. Die Analysten können dadurch die wirtschaftliche Situation bemessen, bevor sie weitere Indizes prüfen. Als Folge der vierten Corona-Welle in Korea fiel der Indexwert Mitte September auf 110, bevor er im November wieder auf über 130 stieg. Um die positiven Impulse zu stärken, führt die Regierung eine Reihe von Programmen durch, um die Ausgaben anzukurbeln: 


Während das Land mit “Leben mit Covid-19” in eine neue Phase geht, bemüht sich die Regierung stark, die Wirtschaft zu stützen. Sie erwägt, Rabatt-Coupons im Wert von 200 Millionen Dollar zu verteilen, um den Konsum anzukurbeln. Jetzt findet auch die jährliche Verkaufsveranstaltung Korea Sale Festa statt. Indem während der Veranstaltung große Rabatte angeboten werden, ermutigt die Regierung die Verbraucher, ihre Geldbörsen zu öffnen. Um das Ziel von 4 Prozent Wachstum in diesem Jahr zu erreichen, ist es wichtig, dass sich der private Verbauch in den letzten beiden Monaten erholt.


Die Exporte des Landes haben im Oktober wertmäßig 55,5 Milliarden Dollar übertroffen. Das war der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnung von Handelsdaten 1956. Die Exporte übertrafen bereits in den ersten zehn Monaten des Jahres den Wert der Ausfuhren des gesamten vergangenen Jahres. Die Erwartungen sind groß, dass der Anstieg der Binnenanchfrage und der Exporte zur wirtschaftlichen Belebung beitragen. Doch gibt es nach wie vor mehrere Risikofaktoren: 


Vorerst ist der wachsende Inflationsdruck einer der größten ungünstigen Faktoren, die sich auf die koreanische Wirtschaft und die Weltwirtschaft auswirken können. Steigende Preise halten die Menschen davon ab, Geld auszugeben, während die höheren Preise von Rohmaterialien eine finanzielle Last für die Unternehmen sind. Die Inflation wird den Verbrauch in Ländern schwächen, in die Korea seine Güter exportiert. Das wird schließlich eine negative Auswirkung auf die koreanischen Exporte haben. Die Verbraucherpreise stiegen im Oktober im Jahresvergleich um 3,2 Prozent in Korea. Beim Wechsel zu “Leben mit Covid-19” ist der Inflationsanstieg das größte Problem.


Auch gibt es externe Negativfaktoren. Die US-Notenbank Fed kündigte an, den Kauf von Vermögensgegenständen von diesem Monat an zu drosseln, was einen Wechsel hin zur geldpolitischen Straffung signalisiert. Der Wechsel wird sich auch auf die Weltwirtschaft auswirken. Der schwächere Wachstumsimpuls der chinesischen Wirtschaft drückt ebenfalls auf die globale Wirtschaft. Ein weiterer negativer Faktor ist die Unterbrechung der weltweiten Lieferketten. Unter diesen Umständen könnte die Ankurbelung des Verbrauchs die Inflation antreiben, während eine Eindämmung der Inflation die Binnennachfrage schwächt: 


Angesichts steigender Ölpreise sagt die Regierung, dass sie vorübergehend die Kraftstoffsteuern um rekordverdächtige 20 Prozent kürzen will, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Doch ermutigt die Regierung auch die Verbraucher durch die Ausgabe von Gutscheinen, mehr Geld auszugeben, und hält große Verkaufsveranstaltungen ab. Diese Maßnahmen können die Inflation antreiben. Die Regierung verfolgt also zwei Politiken, die miteinander in Konflikt stehen.


Die Bank of Korea analysiert in einem Bericht die Verbrauchertrends in einigen großen Volkswirtschaften, in denen die Politik des “Lebens mit Covid-19” früher begann als in Südkorea. Sie kommt darin zu dem Schluss, dass dieses Konzept zur Erholung des Verbrauchs beigetragen hat:


Die Regierung und die Bank of Korea sollten ihre politischen Linien koordinieren. Während die Zentralbank hofft, den Prozess der geldpolitischen Straffung rascher zu starten, glaubt das Finanzministerium, dass es wichtig ist, die Wirtschaft anzkurbeln. Wenn die politschen Entscheidungsträger an ihren eigenen Ansichten festhalten, dürften die Politiken die beabsichtigte Wirkung verfehlen.

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