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Kultur

Die dankbaren Elstern

2021-11-30

ⓒ Getty Images Bank

Er war einmal vor langer, langer Zeit. Da lebte in den Bergen ein Mann namens Kim. Er war von wachem Geiste, gutherzig und hilfsbereit. Eines Tages brach er in die Hauptstadt Hanyang auf, um die Beamtenprüfung abzulegen. Auf seiner Wanderung legte er an einem Bach eine Rast ein.

Da sah er plötzlich eine große Schlange, die einen Baumstamm hinauf auf ein Elsternnest zukroch. Die beiden Altvögel versuchten verzweifelt, die Schlange zu vertreiben, um die Jungen im Nest zu schützen, doch es war aussichtslos. 

„Wenn ich nicht eingreife, sind die Kleinen verloren“, dachte Kim. 


Er nahm seinen Bogen und schoß auf die Schlange. Der Pfeil fand sein Ziel, und die Schlange fiel reglos zu Boden. 

Welche Freude da im Elsternnest herrschte. Die Elsterneltern krächzten laut vor Glück darüber, dass ihre Kleinen noch am Leben waren. 

„Gnädiger Herr!“, riefen die Elstern. „Wir werden euch auf ewig dankbar sein, dafür, dass Ihr unsere Kinder vor der bösen Schlange gerettet habt!“


Kim verabschiedete sich von den Elstern und machte sich wieder auf den Weg. Es begann bereits zu dämmern. Da erblickte er, ein Stück weit entfernt zwischen den Bäumen ein flackerndes Licht. Er ging darauf. 

„He da! Ist dort jemand?“, rief er.

Da öffnete sich die Tür.

Vor ihm stand eine weiß gekleidete junge Frau.


Die junge Frau führte ihn in ein Zimmer und brachte ihm etwas zu essen.

Satt und zufrieden fiel er in einen tiefen Schlaf.

Doch nach einer Weile befiel ihn ein heftiges Unwohlsein. Er spürte einen seltsamen Druck auf der Brust. Er riss die Augen auf 

Da sah er, wie eine lange Schlange sich um seinen Körper wand. 


ⓒ Getty Images Bank

„Wer bist du und warum tust du mir das an?“, fragte Kim.

„Ich bin die Frau der Schlange, die du heute Nachmittag getötet hast“, sagte die Schlangenfrau.

Kim war erschüttert. Er bat um Vergebung.

„Nun gut. Ich werde dich am Leben lassen, wenn die Tempelglocke dreimal läutet, ehe der Tag anbricht.“

„Aber wer würde so spät in der Nacht noch die Tempelglocke läuten?“

Doch da geschah etwas Erstaunliches.

In der Ferne hörte man die Tempelglocke läuten. Dann ein zweites und ein drittes Mal. Die Schlangenfrau war voller Zorn. Doch sie sah ein, dass sie das gegebene Versprechen halten musste. Sie löste ihre Umklammerung, verwandelte sich in einen Drachen und stieg zum Himmel empor. 


Der Tag brach an und Kim machte sich auf zum Bergtempel, um zu ergründen, was vorgefallen war. Doch was erblickte er dort? Neben der großen Tempelglocke lagen blutverschmiert Dutzende von toten Elstern. 

Unter den toten Elstern waren auch die Eltern der kleinen Küken, die Kim gerettet hatte. Sie waren zum Tempel geflogen, um mit vereinter Kraft die große Tempelglocke zum Tönen zu bringen.

Kim begrub die Vögel an einem sonnigen Platz. Und auch die Schlange, die er getötet hatte, begrub er dort im Wald.

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