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Unter den koreanischen Saiteninstrumenten können mit dem Ajaeng아쟁 die tiefsten Töne erzeugt werden. Gelegentlich wird es mit dem Haegeum해금 verwechselt, da beide Instrumente mit einem Bogen gespielt werden. Das Haegeum besitzt aber nur zwei Saiten, gleicht einer Kniegeige und ist klein und leicht, da das Instrument ursprünglich von Reitern auf den Rücken ihrer Pferde gespielt wurde. Das Ajaeng hingegen ähnelt eher einer Zither und besitzt einen lang gezogenen Resonanzkörper aus dem Holz des Paulownienbaumes, über dem mehrere Saiten aus Seide gespannt sind wie bei einem Gayageum가야금 oder Geomungo거문고. Ein traditionelles Ajaeng besitzt sieben Saiten, und ein  Bogen aus Forsythienholz wird über die Saiten gestrichen. Die Töne klingen tief und rau, da der Resonanzkörper groß ist, die Saiten dick sind und ein Holzbogen über die Saiten gezogen wird. Das alles eignet sich hervorrragend dafür, um mit dem Instrument tief im Innern der Menschen liegende Emotionen zu wecken. Von der großen Wirkungskraft dieses Instruments erzählt auch eine Anekdote über den blinden Musiker Kim Un-ran김운란 aus der späten Joseon-Zeit. Dieser soll einmal neben einem Schrein gesessen auf dem Ajaeng gespielt haben. Seine Musik klang dabei so wehmütig, dass am Ende sogar die Geister im Schrein Tränen vergießen mussten. 


Das Ajaeng soll aus der Goryeo-Zeit stammen und wurde bis zur Joseon-Zeit für die Hofmusik eingesetzt. Die koreanische Hofmusik zeichnet sich durch ein gemächliches Tempo sowie einen getragenen Ton aus, um so Harmonie zwischen den Menschen und dem Universum herzustellen, anstatt aufwühlende Emotionen zu wecken. Das Ajaeng mit seinen tiefen Tönen eignet sich daher hervorragend für die würdevolle Hofmusik. In der späten Joseon-Zeit wurde die Gattung des Sanjo – das waren improvisatorische Solo-Stücke – entwickelt, für die ein geeignetes Musikinstrument gesucht wurde. Das traditionelle Ajaeng war wegen seiner Größe unhandlich und schwer. Zudem machten die dicken Saiten sowie der hölzerne Bogen es schwierig, Melodien und Rhythmen zu variieren. Deshalb wurde das Sanjo-Ajaeng entwickelt, das nur halb so groß wie das traditionelle Ajaeng war und mit dünneren Saiten bespannt wurde. Anstelle eines einfachen Holzstöckchen bestand der Bogen für das Sanjo-Ajaeng zusätzlich aus Rosshaar, mit dem eine melodischere Musik erzeugt werden konnte. 


Traditionelle koreanische Saiteninstrumente können die Herzen der Zuhörer rühren, manche würden sogar den Klang vom Ajaeng als herzzerreißend beschreiben. Liebhabern dürfte jedenfalls das Stahl-Ajaeng nicht fremd sein, das von dem Ajaeng-Meister Yun Yun-seok윤윤석 in den 1990er Jahren entwickelt wurde. Yun gehörte dem nationalen Opernensemble an und spielte virtuos sowohl auf dem Ajaeng als auch auf dem Geomungo. Er komponierte auch später eigene Sanjo-Stücke. Man erzählt sich, dass ihm einmal vor einem Konzert die Saiten zerbarsten. Mit den verbliebenen vier Saiten gelang es ihm dennoch eine improvisierte Darbietung zu bieten und 20 Minuten lang sein Publikum zu bezaubern. Für die traditionelle Oper sowie Solodarbietungen entwickelte Yun schließlich das Stahl-Ajaeng, das anstatt mit Saiten aus Seide mit solchen aus Stahl bespannt wurde. Denn mit den Stahlsaiten konnten klare sowie nachhallende Klänge erzeugt werden. Heutzutage wird ein Bogen über die Stahlsaiten gestrichen, doch Meister Yun zog es damals noch vor, mit seinen Fingern an den Saiten zu zupfen, und entlockte dem Instrument klare, satte Klänge.


Musik

  1. „Meditation“, gespielt auf dem Ajaeng von Kim Sang-hun Meditation / 아쟁 김상훈
  2. „Neckisches Musikstück“, gespielt auf dem Ajaeng von Kim Il-gu 아쟁산조 허튼가락 / 아쟁 김일구
  3. „Stahl-Ajaeng-Sanjo“, gespielt auf dem Ajaeng von Yun Yun-seok 철아쟁산조 / 아쟁 윤윤석

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