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Kultur

Trauermusik

#Musik verbindet l 2021-03-10

Musik verbindet

Trauermusik

Im alten Korea waren die Gesellschaftsschichten strikt voneinander getrennt. Und für das einfache Volk gab es im Leben nur zwei Gelegenheiten, um sich herauszuputzen und sich selbst zu feiern. Möglich war das bei Hochzeiten oder Begräbnissen. So kleidete sich der Bräutigam in ein Gewand, das gewöhnlich nur für die Regierungsbeamten bestimmt war, und die Braut trug ein Kleid, das sonst nur den Hofdamen vorbehalten war. Bei der Hochzeit aber durften die Koreaner ihre von Geburt an zugewiesene soziale Stellung vergessen und auf ein glückliches Eheleben hoffen. Am Ende eines Lebens wurden sie dann in einen Sarg gelegt, der auf eine mit Blumen und bunten Stoffen geschmückte Tragbahre gehoben wurde. Die Totenbahre wurde schließlich auf den Schultern von zehn Männern aus dem Haus getragen. Den einfachen Leuten war es zu ihren Lebzeiten nicht möglich, in den Genuss einer Sänfte zu kommen, doch nach ihrem Tod war die privilegierte Nutzung einer prächtig dekorierten Tragbahre auch ihnen gestattet. Dieser Brauch mag aus der Überlegung herrühren, dass für die Toten die Reise ins Jenseits angenehm gestaltet werden sollte. Das Tragen der Totenbahre wurde dabei für gewöhnlich mit Gesang begleitet, um einerseits den Trägern ihre Arbeit zu erleichtern. Andererseits wollte man auf diese Weise auch den Übergang in die spirituelle Welt feiern sowie der trauernden Familie Trost spenden. 


Das „Buddhistische Blumengebetslied“ aus Jeju wurde jedoch nicht beim Heraustragen des Sargs aus dem Haus gesungen. Auch wurde es nicht für jeden vorgetragen - erst wenn jemand in jungen Jahren oder eine Person, die Beachtliches für die Gemeinde geleistet hatte, verstorben war. Traf das zu, wurde am Vorabend der Beisetzung das Lied gesungen, während ein leerer Sarg durch das Dorf getragen wurde. Dieser Brauch war nicht nur auf Jeju, sondern auch in anderen Regionen des Landes üblich. Damit sollte wohl der Trauerzug im Voraus einmal geprobt werden, um mögliche Fehler der mit dem Ablauf nicht vertrauten Sargträger vorzubeugen. Zudem sollte auf diese Weise auch der trauernden Familie und ihren eingeladenen Gästen Trost gespendet werden. 


Ein Beispiel für einen Grabgesang bzw. „Sangyeo-sori“상여소리, das beim tatsächlichen Trauerzug gesungen wurde, stammt aus der Region Goyang in der Provinz Gyeonggi. Darin heißt es unter anderem:


Wann kehrst du zurück, wenn du uns jetzt verlässt?

Du gehst ohne ein Versprechen der Rückkehr.

Die Alten sagen, der Weg ins Jenseits sei lang.

Doch das Jenseits befindet sich direkt vor der Tür.

Und die Begräbnisstätte liegt auf dem Berg direkt vor uns.


Mit den Texten der Begräbnisgesänge wollte man demnach in erster Linie den Toten einen angenehmen Übergang sowie ein gutes Weiterleben im Jenseits wünschen. Für die Lebenden haben diese Lieder aber auch Ratschläge parat. Denn oft lebt man so, als sei der Tod in weiter Ferne. Die Liedzeile „das Jenseits befindet sich direkt vor der Tür“ erinnert jedoch daran, dass der Tod stets in der Nähe lauert. Aus dem Reich der Toten gibt es keinen Weg zurück, weshalb man die Zeit auf dieser Welt schätzen und das Leben in vollen Zügen genießen sollte. 


Begleitet von solchen Liedern wurde der Sarg ein letztes Mal durch das Dorf getragen, bevor der Trauerzug zur Begräbnisstätte aufbrach. Der gesamte Ablauf vermittelte dabei auch den Kindern und Jugendlichen die Erkenntnis, dass der Tod ein integraler Bestandteil des Lebens ist. Nach der Bestattung nahmen die hinterbliebenen Familienangehörigen nicht selten die Dienste von Schamanen in Anspruch, um sicher zu gehen, dass die Verstorbenen auch gut im Jenseits ankamen. In einer schamanistischen Zeremonie wurde deshalb die Prinzessin Bari um ein sicheres Geleit gebeten. Ob sie tatsächlich existierte, war den Menschen im alten Korea nicht wichtig. Allein der Glaube an eine göttliche Wegbegleiterin, die sich um die Verstorbenen kümmert, linderte den Kummer der Hinterbliebenen und gab ihnen die Kraft, ihr Leben fortzusetzen und damit den ewigen Kreislauf von Leben und Tod fortzuführen. 


Musik

  1. „Buddhistisches Blumengebetslied“, gesungen von Lee Myeong-suk u.a. 
  2. „Sangyeo-sori“, gesungen von Choi Jang-gyu und der Gesellschaft zur Bewahrung des bäuerlichen Liedguts von Goyang 
  3. „Bari Sinawi“, dargeboten von Baramgot 

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