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Kultur

Yi Taejun: „Sie hatten Blütenbäume gepflanzt“

2021-04-27

ⓒ Getty Images Bank

Die Lage der Pachtbauern wurde immer prekärer. Wer eine Kuh besaß, verkaufte sie, wer ein Haus besaß, verkaufte es. Immer mehr Familien verließen das heimatliche Dorf. Das Kreisverwaltung sah die Entwicklung mit großer Sorge. Früher galt das Dorf als vorbildlich, doch nun, wo es immer mehr zu veröden drohte, musste die Verwaltung Maßnahmen ergreifen. 

So hatte man im vergangenen Frühjahr mehr als zweihundert Kirschbäume aus dem ganzen Landkreis in das Dorf gebracht. Jedes Haus bekam zwei Bäume und auch die Straßen und Hügel wurden mit ihnen bepflanzt.

Wenn die Kirschbäume erst in Blüte stünden, schneeweiß wie Wolken, würden die einfachen Leute aus dem Dorf sich ihrer Heimatliebe besinnen und nicht mehr von hier fortgehen, so dachte man sich. 

Die Kirschbäume wuchsen alle wunderbar heran, keine einziger ging ein. Auch die Bäume, die Bang im Vorhof und im Garten hinter dem Haus gepflanzt hatte, gediehen prächtig. 

Im nächsten Jahr würden sie wohl blühen. Doch immer mehr Menschen verließen das Dorf.

Auch Bang und seine Familie wollten zuerst nicht von hier fort. Tatsächlich trugen sie eine viel tiefere Liebe für das Dorf, die Natur und die Menschen hier in sich als die Leute, die ihnen die Bäume geschickt hatten. Und auch als sie die Bäume gepflanzt hatten, hatten sie stets Acht gegeben, dass keiner der Bäume einging. Doch nun konnten sie nicht länger bleiben. 

Bang hatte die Decken, Kleider und Töpfe geschultert, und seine Frau trug das kleine Kind, eingewickelt in ein Bündel, auf dem Rücken. So liefen sie zwischen den Äckern und Feldern und überquerten Gräben, während ihnen der Wind um die Ohren pfiff ...




Yi Taejun (1904-?) war Mitglied der renommierten Autorenvereinigung Guinhoe und später Vizevorsitzender des nordkoreanischen Joseon-Autoren-Zusammenschlusses. Seine Erzählung „Sie hatten Blütenbäume gepflanzt“ stammt aus dem Jahr 1933.

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