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Kultur

Lieder über den Sonnenaufgang

#Musik verbindet l 2021-06-16

Musik verbindet

ⓒ NATIONAL GUGAK CENTER

Im Pansori Sugungga수궁가 begibt sich eine Schildkröte an Land, um nach einem Hasen zu suchen. Sie taucht just in dem Moment aus dem Wasser auf, als über ihr die Sonne am Horizont aufgeht. Ein Sonnenaufgang über dem Meer bietet wahrlich ein prächtiges Schauspiel aus Licht und Farbe. Und der Anblick des aufgehenden großen Feuerballs lässt auch die Schildkröte nicht unbeeindruckt, die ihr ganzes Leben bis dahin nur unter Wasser verbracht hat. Diese Szene wird auch in dem Lied „Gogocheonbyeon“고고천변 dargestellt. Dort wird in der ersten Strophe beschrieben, wie die Sonne als rotes Feuerrad am Wasserrand aufsteigt. Weiter wird auf einen heiligen Baum aus der chinesischen Mythologie Bezug genommen. Zehn Sonnen hängen an diesem Baum und die Sonnen gehen eine nach der anderen am Morgen auf, um am Abend im Westen unterzugehen und dort in einem Teich ein Bad zu nehmen. In der Vergangenheit wusste man von der Sonne als wichtigen Himmelskörper, doch konnte man sich den Sonnenaufgang- und untergang nicht richtig erklären, was schließlich zu der Entstehung von solchen mythischen Erzählungen führte. 


Mit dem erstmaligen Betreten des Festlandes muss alles, was der Schildkröte ins Blickfeld geriet, sie ins Erstaunen versetzt haben: die über dem Meer aufgehende Sonne, die Wolken über den Bergen und selbst das Bellen eines Hundes. Doch die Schildkröte hat eine Mission, weshalb sie zielstrebig auf den Wald zusteuert, um einen Hasen ausfindig zu machen. Dort überwältigen sie weitere neue Eindrücke wie z.B. die hohen Bäume, das Vogelgezwitscher im Geäst und ein rauschender Wasserfall. All diese Eindrücke der Schildkröte werden auch in dem Lied „Gogocheonbyeon“고고천변 beschrieben. Die sich damit befassende Passage ist sehr anschaulich beschrieben und die Melodie geht so leicht ins Ohr, dass dieser Liedteil nur mit Gesang oder Gayageum-Begleitung vorgetragen wird. 


Während die Schildkröte aus dem Pansori Sugungga die aufgehende Sonne bewundert, wünscht sich Lee Mong-ryong im Pansori Chunhyangga nichts Sehnlicheres als den Sonnenuntergang herbei. Denn er hat Chunhyang versprochen, sie nach Anbruch der Dunkelheit in ihrem Zuhause zu besuchen. Mong-ryong kann es kaum erwarten und löchert seit dem frühen Morgen seinen Diener Bangja mit der gleichen Frage, wann die Sonne wohl untergehen wird. Über das Verhalten seines jungen Herrn kann der Diener nur den Kopf schütteln und zieht ihn damit auf. Doch Mong-ryong lässt sich davon nicht beirren. Natürlich weiß der verliebte junge Mann, wann es soweit ist. Aber in seinem Kopf dreht sich alles nur um die schöne Chunhyang, obwohl er sich eigentlich besser auf das Lernen konzentrieren sollte. Das ständige Fragen dient ihm lediglich als Ventil, um seine Frustration über die zäh dahinfließende Zeit loszuwerden. 


Bei dem nächsten Stück handelt es sich um ein Beispiel der königlichen Hofmusik. Es ist das Boheoja보허자 und bedeutet übersetzt „auf der Luft spazieren gehen“, weshalb auch angenommen wird, dass dieses Musikstück mit taoistischem Kulturgut in Verbindung steht. Komponiert wurde es ursprünglich während der chinesischen Song-Dynastie, die von Mitte des 10. bis zum späten 13. Jahrhundert dauerte. Das Stück kam während der Goryeo-Zeit nach Korea, wo es im Laufe der Zeit fast gänzlich seine chinesischen Merkmale verlor und vollständig koreanisiert wurde. Es wurde so beliebt, dass es zu zahlreichen weiteren Werken inspirierte. In der Vergangenheit diente das Stück Boheoja auf königlichen Festen vor allem als Musikbegleitung zu Tanzaufführungen und begann mit der Zeile: „Rot gefärbt steigt über dem Meer die Sonne auf.“ Damit stellt dieser Liedteil im Wesentlichen ein Gebet an die Sonne dar. Sie bat man nämlich darum, das Land mit Frieden und Wohlstand zu segnen.


Musik

  1. „Gogocheonbyeon“, dargeboten von Kim Il-ryun und dem Sookmyung Gayageum Ensemble
  2. Ausschnitt aus dem Pansori „Chunhyangga“, gesungen von Oh Jeong-suk 
  3. „Boheoja“, dargeboten vom Ensemble für Hofmusik vom National Gugak Center 

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