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Kultur

Musik für das Daegeum

#Musik verbindet l 2021-07-07

Musik verbindet

Musik für das Daegeum

Die koreanischen Blasinstrumente werden größtenteils aus Bambus hergestellt. Bambus ist aber nicht gleich Bambus. So unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten, die zudem auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden können. Dadurch erhält man am Ende höchst unterschiedlich klingende Instrumente. In der Regel sind die Bambusrohre innen hohl und werden durch die quer verlaufende Nodien bzw. Knotenpunkte unterteilt. Der Bereich zwischen den Knotenpunkten wird auch als Internodium bezeichnet. Einige Bambusstangen weisen entlang der Internodien zusätzlich vertikale Furchen auf. Und aus diesen speziellen Rohren wird das koreanische flötenartige Daegeum hergestellt .


Eine Besonderheit des Daegeum ist, dass es neben der Mundöffnung und den Grifflöchern noch eine zusätzliche Öffnung aufweist. Diese wird als „Cheonggong”청공 bezeichnet und ist mit einer dünnen Membran aus Schilfrohr, dem „Cheong“, bedeckt, welches dem Instrument seinen charakteristischen Klang verleiht. Im Vergleich zum klaren Klang der westlichen Querflöte mag das Schnarren des Daegeum, erzeugt durch das vibrierende Membranloch, zunächst befremdlich wirken. Doch gerade diese raue Klangqualität macht die Daegeum-Musik so besonders. Wird das „Cheongseonggok”청성곡 auf dem Daegeum als Solostück gespielt, sorgen die wiederholt auftretenden langgezogenen und hohen Vibrationen mit dem Cheong für eine spannungsreiche und dramatische Stimmung. 


Beim Thema Daegeum dürfen die zwei Musiker Jeong Yak-dae정약대 und Park Jong-gi박종기 nicht unerwähnt bleiben. Jeong Yak-dae war ein Hofmusiker der späten Joseon-Zeit. Er soll täglich auf den Berg Inwangsan im Zentrum von Seoul gestiegen sein, um sein Spiel auf dem Daegeum zu vervollkommnen. Jedes Mal, wenn er das Stück „Dodeuri”도드리 beendet hatte, zog er seinen Schuh aus und legte ein Sandkorn hinein. Erst als seine Schuhe mit Sand angefüllt waren, stieg er wieder den Berg hinab. Um das Stück „Dodeuri“ von Anfang bis Ende zu spielen, braucht man etwa sechs bis sieben Minuten. Das bedeutet, dass Jeong wohl den ganzen Tag mit dem Flötenspielen verbrachte, um seine Schuhe mit Sand zu füllen. Zehn Jahre lang soll er auf diese Weise das Stück eingeübt haben. Es heißt auch, dass von seiner unermüdlichen Hingabe sogar die Götter gerührt waren und als Zeichen ihrer Anerkennung wuchsen eines Tages Grashalme aus dem Sand in seinen Schuhen. 


Das Stück „Dodeuri“ kann beim ersten Hören eintönig wirken. Denn im Unterschied zum „Cheongseonggok“ bietet das „Dodeuri“ weder langgezogene hohe Noten noch komplexe Rhythmen wie bei einem improvisatorischen Sanjo-Stück. Allerdings können bei ausgefallenen Melodien und Rhythmen die subtilen Nuancen der Musik leichter überhört werden. Einen direkteren Zugang bieten da die schlichten Stücke wie das „Dodeuri“. Ohne ablenkende Schnörkeleien, hinter denen sich die Musiker verstecken könnten, wird es aber auch schwieriger für die Spieler, ihre Zuhörer zu bewegen. Vielleicht hat sich aus diesem Grund Jeong Yak-dae so intensiv mit dem „Dodeuri“ beschäftigt. 


Die traditionelle koreanische Musik lässt sich grob in Hofmusik und Volksmusik einteilen. Die Hofmusik oder auf Koreanisch „Jeongak“ wurde hauptsächlich von der Oberschicht genossen und zeichnete sich durch eine ruhige und getragene Stimmung aus. Dagegen wurden in der Volksmusik, die bei den einfachen Leuten beliebt war, Emotionen wie Traurigkeit oder Freude noch verstärkt ausgedrückt. Im Unterschied zum Hofmusiker Jeong Yak-dae spielte Park Jong-gi auf seinem Daegeum Volksmusik. 


Park entstammte einer Künstlerfamilie aus Jindo in der Südprovinz Jeolla. Neben seinem musikalischen Talent war er auch bekannt für seine Liebe zu den Eltern. So soll er seinen kranken Vater mit dem Fleisch, das er sich aus seinem eigenen Oberschenkel geschnitten hatte, wieder gesund gepflegt haben. Und als seine Mutter starb, spielte er täglich an ihrem Grab auf seinem Daegeum. Park Jong-gi komponierte unter anderem das „Daegeum-Sanjo“, ein improvisatorisches Solostück für das Daegeum. Es beginnt gemächlich und nimmt dann immer mehr an Tempo auf. Neben einem spannungsgeladenen Rhythmus bietet dieses Stück ein breites Spektrum von Gefühlen, mit denen meisterhafte Spieler ihr Publikum zu fesseln und gut zu unterhalten wissen. 


Musik

  1. „Cheongseonggok”, gespielt auf dem Daegeum von Kim Jeong-seung und begleitet am Klavier von Kim Taek-su 
  2. „Dodeuri“, gespielt auf dem Daegeum von Jo Chang-hun 
  3. Jajinmori-Abschnitt aus Park Jong-gis „Daegeum-Sanjo“, gespielt auf dem Daegeum von Kim Hui-gon 

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