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Kultur

Jeongga, Lieder der gebildeten Adligen

#Musik verbindet l 2021-07-21

Musik verbindet

Jeongga, Lieder der gebildeten Adligen

Die traditionelle koreanische Musik lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: Jeongak정악 bzw. Hofmusik auf der einen Seite und Volksmusik auf der anderen Seite. Die Hofmusik wurde bei offiziellen Ritualen und Zeremonien aufgeführt und diente zudem zur Unterhaltung für die Oberschicht der Joseon-Zeit. Für die einfachen Leute gab es dagegen zum Vergnügen in ihrem Alltagsleben die Volksmusik. Jeongak zeichnete sich in der Regel durch ein gemächliches Tempo aus. Denn ihr adliges Publikum hatte den Luxus, über viel Zeit zu verfügen, um die Musik in ihrer ganzen Form wertzuschätzen. Bedächtig und ruhig war aber nicht nur die Musik, sondern auch das Verhalten der Zuhörer. Man hielt es nämlich für würdelos, wenn Personen hohen Ranges Emotionen zur Schau stellten, weshalb diese sich beim Musikhören still verhielten und keinerlei Reaktionen zeigten. Die einfachen Leute konnten es sich jedoch nicht leisten, die Hände ruhig in den Schoß zu legen, um versonnen der Musik zu lauschen. Deshalb neigte die Volksmusik auch eher dazu, ein schnelleres Tempo anzuschlagen und expressiver zu sein. 


Die Lieder der gebildeten Adligen, der Seonbi, werden im Koreanischen als Jeongga정가 bezeichnet. Die langsamen Jeongga werden in unserer heutigen hektisch getakteten Gesellschaft nicht mehr oft gesungen. Allerdings gibt es in jüngster Zeit den Versuch, die Jeongga wieder attraktiver für die Zuhörer von heute zu gestalten, indem beispielsweise westliche Instrumente eingesetzt oder die Lieder im Chor gesungen werden. Eine solche moderne Interpretation der Jeongga ist das Lied mit dem Titel „Früher Morgenbrief“. Darin wird das Sternbild des Großen Wagens gebeten, den Sonnenaufgang hinauszuzögern. Denn zwei Liebende wollen ihre gemeinsame Zeit noch etwas länger auskosten, bevor sie sich bei Anbruch der Morgendämmerung wieder trennen müssen. 


Die Jeongga lassen sich in die drei Gruppen Gagok가곡, Sijo시조 und Gasa가사 unterteilen. Bei den Gagok und Sijo handelt es sich im Grunde genommen um Gedichte mit Melodien, während die Gasa längere erzählende Lieder darstellen. Die Gagok-Lieder folgen strengen formalen Regeln und werden von mehreren traditionellen Instrumenten begleitet. Dagegen wirken die Sijo und Gasa ungezwungener, bei denen als Begleitung nur ein einzelnes Instrument wie das Blasinstrument Daegeum oder Streichinstrument Haegeum zum Einsatz kommt. Gelegentlich gibt auch nur eine Janggu-Trommel den Rhythmus vor. Unter den Sijo-Liedern basieren einige auf den Gedichten von Hwang Jin-yi, eine Gisaeng aus der mittleren Joseon-Zeit und für ihr außerordentlich künstlerisches Talent bekannt. Von einem ihrer Gedichte inspiriert wurde das Lied mit dem Titel „Cheongsalli Byeokgyesuya“ 청산리 벽계수야. Es handelt von einem Gelehrten, der die Freundschaft mit der großen Unterhaltungsdame sucht. 


Bei dem nächsten Lied handelt es sich um ein Gasa mit dem Titel „Lied vom Suyang-Berg“. Der Berg diente als Schauplatz in einer bekannten chinesischen Erzählung über Baek-yi백이 und Sukje숙제. Diese zwei Prinzen stammten aus einem kleinen Königreich, das dem Shang-Reich zugehörte. Als für die zwei Brüder der Zeitpunkt gekommen war, nach dem Tod des Königs den Thron zu besteigen, lehnten beide jedoch die Nachfolge ab. Stattdessen ließen sie alles hinter sich und reisten durch das Land. Als sie eines Tages hörten, dass der Zhou-König das Shang-Reich angeriffen hatte, verurteilten sie diese Tat und weigerten sich fortan, Lebensmittel aus Zhou zu essen. Dann zogen sie sich auf den Berg Suyangsan zurück und verbrachten dort den Rest ihrer Tage als Einsiedler, bis sie schließlich den Hungertod starben. Der Suyang-Berg wird deshalb auch nicht selten als Metapher für Integrität und Loyalität gebraucht. In dem Gasa mit dem Titel „Lied vom Suyang-Berg“ nimmt der Berg allerdings eine andere Funktion ein. Hier wird die Erzählung der zwei Prinzen zwar angedeutet, doch dient der Berg vielmehr als Kulisse für eine prächtige Feier mit reichlich Wein in hellem Mondschein. Statt Askese ruft dieses Lied lieber dazu auf, sich ausgiebig am Spiel und an der Musik zu erfreuen. 


Musik

  1. „Früher Morgenbrief“, gesungen von Jo Ui-seon und begleitet am Geomungo von Sin Ji-hui und am Klavier von Jeong Sin-hye 
  2. „Cheongsalli Byeokgyesuya“, gesungen von Lee Yun-jin und begleitet am Saenghwang von Kim Su-yeon 
  3. „Lied vom Suyang-Berg“, gesungen von Kang Kwon-sun 

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