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Kultur

Traditionelle Bootslieder

#Musik verbindet l 2021-08-18

Musik verbindet

ⓒ CULTURAL HERITAGE ADMINISTRATION

In der späten Joseon-Zeit erlebte eine vornehme Dame mit dem Familiennamen Song aus Nonsan in der Süd-Provinz Chungcheong einen unvergesslichen Sommertag. Ihr Schwager hatte nämlich die gesamte Familie zu einer Bootsfahrt eingeladen, um seine Ernennung auf einen hohen Regierungsposten angemessen zu feiern. Zum Fluss Geumgang ritten die männlichen Familienmitglieder zu Pferde, während die Frauen den Weg in Sänften zurücklegten. Eine solche langsam vorwärts zuckelnde Reisegesellschaft zog selbstverständlich Blicke auf sich. Bei Erreichen des Flusses warteten bereits auf die Festgäste zahlreiche Boote, in denen Musiker und Gisaeng bzw. Unterhaltungskünstlerinnen saßen. Es war ein sonniger Tag mit wolkenfreiem Himmel und lauen Winden, die Bäume standen in vollstem Grün und die Blumen zeigten sich von ihrer schönsten Seite. Der Dame Song kam der Bootsausflug wie ein Traum vor und sie hielt die Begebenheit in allen Einzelheiten schriftlich fest. Aus ihrer Beschreibung kann geschlossen werden, dass selbst für die feine Gesellschaft ein Bootsausflug etwas Außergewöhnliches darstellte. 


Von derartigen vergnüglichen Bootsausflügen handelt das Volkslied aus der Region Gyeonggi mit dem Titel „Seonyuga“선유가. Im Refrain des Lieds wird beschrieben, wie die Bootsleute kräftig an den Rudern ziehen, um im Wasser vorwärtszukommen. Der restliche Liedteil handelt von den Schmerzen nach einer Trennung. Mit solchen Liedern im Repertoire werden die Gisaeng auf den Booten für die Unterhaltung ihrer Zuhörer gesorgt haben. Denn im alten Korea kam es nicht selten vor, dass eine Bootsgesellschaft von einer oder zwei Gisaeng begleitet wurde. Eine Vorstellung davon, wie damals ein Bootsausflug mit großer Gesellschaft ausgesehen hat, gibt eine Malerei aus der Joseon-Zeit. Der Bürgermeister von Pjöngjang hatte zu dem Bootsfest eingeladen und in dem Bild sind etliche Boote zu sehen, die in der Nacht ruhig auf dem Flusswasser schwimmen. 


Vergnügliche Bootsfahrten leisteten sich vorwiegend nur die wohlhabenden Leute mit reichlich Zeit zur Muße. Für die Bootsleute selbst bedeutete das Bootfahren kräftezehrende körperliche Arbeit, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienten. Wenn die Fischer in ihren kleinen Booten ins offene Meer hinausfuhren und dabei Lieder sangen, diente das dazu, um sich selbst zu motivieren und die anstrengende Arbeit besser zu ertragen. Bekannt an der Südküste des Landes waren die Lieder über das Fangen von Sardellen, während Lieder über das Fangen von Umberfischen an der Westküste weit verbreitet waren. Um das Fangen von Sardellen geht es im Lied der Insel Geomundo. Das „Bootslied von Geomundo“ wurde 1972 als immaterielles Kulturgut der Südprovinz Jeolla anerkannt und setzt sich wiederum aus kürzeren Liedern zusammen. Diese handeln von verschiedenen Aktivitäten der Fischer wie die Herstellung von Seilen, das Rudern, das Hochziehen der Fischnetze und die Rückkehr der Boote nach reichem Fischfang. 


Sardellen werden von Licht angezogen, weshalb die Fischer in der Regel nachts mit Laternen auf Sardellenjagd gingen. Die Laternen warfen in der Dunkelheit verschwommene Lichtflecken auf das Wasser, dazu schlugen die Fischer auf die Boote und riefen laut, um die Fische anzulocken. Je lauter sie waren, umso mehr Sardellen fingen sie. Trotz der beschwerlichen Arbeit dürften die Fischer beim Anblick eines großen Sardellenschwarms schnell alle Mühen vergessen haben. Die Arbeit auf offener See war aber nicht nur anstrengend, sondern voller Gefahren. Sichere Wettervorhersagen gab es nicht und traf man in seinem kleinen Boot auf einen Sturm, konnte das leicht das Ende bedeuten. 


Im Volkslied „Baettaragi“배따라기 aus der Region Pyeongan wird über die Rückkehr eines Fischers gesungen, der drei Jahre zuvor Schiffbruch erlitten hatte. Er besucht zunächst die Familien der anderen beim Sturm umgekommenen Fischer, um den Hinterbliebenen die traurige Todesnachricht zu überbringen. Als einziger Überlebender werden ihn wohl in nicht geringem Maße Schuldgefühle geplagt haben. Zum Schluss kehrt er ins eigene Heim zurück, wo ihn seine in die Jahre gekommenen Eltern bitten, das Fischen aufzugeben. Tatsächlich dürfte es in der Vergangenheit recht schwierig gewesen sein, von heute auf morgen den Beruf zu wechseln. Und so wird wohl dem Fischer am Ende nichts anderes übrig geblieben sein, als bald darauf wieder in See zu stechen. „Auslaufen eines Bootes“, so kann auch der koreanische Titel „Baettaragi“ unseres letzten Bootsliedes übersetzt werden. 


Musik

  1. „Seonyuga“, gesungen von Lee Hui-mun und begleitet von Prelude 
  2. „Bootslied von Geomundo“, gesungen von Jeong Gyeong-yong 
  3. „Baettaragi“, gesungen von Kim Mu-bin 

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