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Kultur

Bang Minho: „Antwort an Haruki Murakami“ (2015)

2022-07-05

ⓒ Getty Images Bank

In jenem Winter hörte ich vor einem Plattenladen in Sinchon das Lied „Ich habe dich geliebt“ von Kim Hyun-sik.

Die Zeit zwischen den Wintern 89-90 und 90-91 war für mich eine Zeit des Verlusts.

Ein Mann, den man unmöglich noch als lebendig bezeichnen konnte, der kaum noch atmete, las Haruki, während er sich in einer Pension irgendwo in einer Seitengasse in Sinchon versteckte, wo Kim Hyun-siks Lieder wie Abwasser vorbeiflossen.


„Ich bin vor zwei Tagen aus Korea gekommen, um Sie zu treffen“, sagte ich.

Haruki sah mich mit großen Augen an. Sein zweifelndes Gesicht schien zu fragen: „Sie sind wirklich gekommen, um mich zu sehen? Warum denn das?“

Ich wollte diesen Moment noch etwas hinauszögern. Es war nicht so, dass ich etwas Besonderes zu sagen gehabt hätte. Es wurde mir in dem Moment klar, als ich das Buch vor ihm aufschlug. Was mir in diesem Augenblick klar wurde, war die Tatsache, dass nicht einmal er die Antwort auf die Frage wissen würde, die er mir gestellt hatte.


Ich beschloss, mich nicht zu verkaufen. Alle Menschen haben zwei gegensätzliche Gene. Ein Gen lässt dich einen für sich selbst leben und das andere Gen für andere Menschen. Ersteres ist letzterem immer überlegen. Da letzteres aber auch ein Gen ist, können wir es auch nicht verwerfen. Ich selbst kann dem inhärent egoistischen Schicksal eines Menschen nicht entkommen. Ich bin ein vom egoistischen Gen gesteuerter Mensch und ein wahnhaftes Wesen, das sich selbst nicht ehrlich betrachten kann. Genau wie Harukis Zitat, das ich nicht finden konnte, lebe ich möglicherweise mit der falschen Vorstellung von mir selbst.




Bang Minho (*1965): „Antwort an Haruki Murakami“ (2015)

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