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Kultur

Yang Gui-ja: „Das tägliche Brot“ (1987)

2022-08-02

ⓒ Getty Images Bank

Ein in roter Farbe mit den den Worten „Reis“ und „Kohlebriketts“ beschriftetes Schild am Ladeneingang machte unmissverständlich deutlich, dass der Hyeongje-Supermarkt mit dem Gimpo-Supermarkt auf einer Stufe stand. 

Erst da ging den Leute auf, dass zwischen dem Gimpo-Super und dem Hyeongje-Super nur hundert Meter lagen.

Als es im Gimpo nur Reis und Briketts gab, waren alle immer zum Hyeongje gegangen, um ihre anderen Sachen zu kaufen. 


Während die beiden Läden so miteinander wetteiferten, kam das neue Jahr und plötzlich hing vor einem leeren Laden, der sich zwischen den beiden Supermärkten befand, ein Schild: „Frisches Obst und Gemüse“. 

In dem Laden gab es aber nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Beilagen wurden dort verkauft, wie ein Zettel an der Ladentür verlauten ließ.

Gyeonghos Mutter vom Gimpo war das Lachen vergangen und auch Gemeindevorsteher Kim trank nun mehr als früher. 

Nun senkten der Gimpo-Super und der der Hyeongje-Super die Preise auf alle Waren, die im Gemüseladen angeboten wurden, ganz erheblich. Daraufhin entfernte der Inhaber des Obstladens den Zettel mit dem Hinweis auf die Beilagen. Nun wurde nur noch Obst verkauft. Aber Kim vom Hyeongje-Super genügte das noch nicht.


„Warum kümmern sich bloß alle nur ums Geschäft?“, fragte die Frau von der Metzgerei. 

„Weil es schwer ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen“, beantwortete die neue Hausfrau aus Nr. 64 die dumme Frage und sagte dann eine Weile nichts. 

Jede der Frauen in Wonmi-dong brachte ihre Sorge darüber, wie sie jeden Tag ihren Lebensunterhalt bestreiten musste, auf ihre eigene Weise zum Ausdruck. Am deutlichsten war dies nun zu erkennen bei der Frau vom Radioladen. Und als das jüngste Kind der Papierhändlerin laut zu weinen begann, weil es hingefallen war, nahmen die Frauen es zum Zeichen, jeweils ihres Weges zu gehen. Und auf den nun leeren Platz schien warm die erste Frühlingssonne.




Yang Gui-ja (*1955): „Das tägliche Brot“ (1987)

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