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Nordkorea

Nordkorea ernennt Wirtschaftsexperten zum neuen Botschafter in China

2021-02-25

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Am 19. Februar teilte das nordkoreanische Außenministerium mit, dass der frühere stelltvertretende Premierminister Ri Ryong-nam zum neuen Botschafter in China ernannt worden sei. Frühere nordkoreanische Botschafter im Nachbarland waren zum größten Teil für internationale Angelegenheiten innerhalb der herrschenden Arbeiterpartei zuständig. Ri gilt dagegen als ausgewiesener Wirtschaftsexperte. Dazu sagt der politische Kommentator Choi Young-il:


Es ist ungewöhnlich für einen Wirtschaftsfunktionär, zum Botschafter ernannt zu werden. Ri wurde 1960 in Pjöngjang geboren und studierte an der Pekinger Universität für Auslandsstudien. Er begann 1994 seine Karriere als Sekretär für Wirtschaftsangelegenheiten an der nordkoreanischen Botschaft in Singapur. Er arbeitete seit 1998 im Handelsministerium und wurde 2001 Vize-Handelsminister. Er wurde 2008 zum Minister befördert, und es wird angenommen, dass er den Posten bis 2016 innehatte. In dieser Zeit wurde das Handelsministerium in Ministerium für externe Wirtschaftsangelegenheiten umbenannt. Bis vor kurzem diente er als Vizepremier, zuständig für den Außenhandel. Er ist bekannt für seine Fachkenntnisse in Wirtschaft und Handel. Was bedeutet also seine Ernennung zum Botschafter in China? Es scheint, als ob Nordkorea die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China, seinem traditionellen Verbündeten und größten Handelspartner, stärken will.


Auch wird erwartet, dass China einen neuen Botschafter für Nordkorea ernennt, sobald Pjöngjang die wegen der Corona-Pandemie beschlossenen Einreiserestriktionen wieder lockert. Medienberichten aus Hongkong und Japan zufolge soll Wang Yajun, ein Funktionär in der internationalen Abteilung der Kommunistischen Partei Chinas, Gesandter in Pjöngjang werden: 


Parallel zur Ernennung eines Handelsexperten zum neuen nordkoreanischen Botschafter in China scheint Peking darauf mit einem gleichen Schritt zu reagieren. Auch Wang gilt als Wirtschaftsspezialist. Er verfügt über einige Verbindungen mit Beamten in Nord- und Südkorea. Wangs Ernennung, falls bestätigt, deutet darauf hin, dass Nordkorea und China ihre Wirtschaftskooperation erneuern wollen. Das könnte mit den Grenzregionen beginnen.


Der Nordkoreaner Ri Ryong-nam ist 61 Jahre alt und damit um 17 Jahre jünger als sein Vorgänger, Wang ist 51 und um 13 Jahre jünger als der bisherige chinesische Botschafter in Pjöngjang:  


Ein Generationswechsel in den diplomatischen Reihen in Nordkorea und China wäre bedeutungsvoll. Das würde heißen, beide Länder verfolgen eine neue Beziehung, besonders in der Wirtschaftszusammenarbeit. Im Kim-Jong-un-Regime arbeiten noch einige hochrangige Funktionäre aus der Zeit der früheren nordkoreanischen Machthaber. Nun, da der jetzige Anführer seine Machtbasis gestärkt hat, will er vermutlich neue Beziehungen zu China in einer Weise aufbauen, wie er es sich vorstellt, indem er jüngere Beamte einsetzt. 


Der Handel zwischen beiden Ländern ist seit der Schließung der Grenzen durch Nordkorea Anfang des vergangenen Jahres deutlich zurückgegangen. Diplomaten in Nordkorea sagen, dass es für die Nordkoreaner schwierig sei, Artikel des täglichen Bedarfs zu kaufen und dass die Stromversorgung schlechter geworden sei. Nach Angaben der Internationalen Handelsorganisation in Südkorea brach der Handel zwischen Nordkorea und China 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 80,7 Prozennt auf 539 Millionen Dollar ein:


Im vergangenen Jahr betonte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un wiederholt, wie wichtig die Entwicklung der Wirtschaft ist. Es wird angenommen, dass Nordkorea die Vorräte an Rohmaterialien ausgehen, da es sie nicht mehr aus China importiert. Das heißt, für Nordkorea ist es schwierig, im eigenen Land zu produzieren. Es war Nordkorea, nicht China, das die Grenzen schloss. Pjöngjang kann also nicht Peking für die Produktionsunterbrechung verantwortlich machen.


Trotz seiner Betonung der Eigenständigkeit wird Nordkorea wahrscheinlich von China noch stärker abhängig werden. Die Sanktionen gegen Pjöngjang werden nach der Amtseinführung von Präsident Joe Biden in den USA wohl nicht so bald gelockert werden: 


Nordkorea hielt im vergangenen Monat den achten Kongress der Arbeiterpartei ab. Die chinesische Regierung schickte ein Glückwunschtelegramm. Beide Länder tauschten Informationen in Verbindung mit der geschlossenen Veranstaltung aus und betonten damit ihre engen Beziehungen. Seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gab es eine Reihe von Zeichen, dass Nordkorea und China ihre Freundschaft gefestigt haben.


Nach Angaben des chinesischen Außennministeriums tauschten Außenminister Wang Yi und dessen nordkoreanischer Amtskollege Ri Son-gwon am 1. Februar Grüße zum neuen Jahr aus. Auch Chinas Verteidigungsministerium äußerte seine Entschlossenheit, die bilateralen Beziehungen auf der Grundlage der Freundschaft zwischen den Anführern beider Länder stärken zu wollen: 


Die Grenze müsste erst wieder geöffnet werden, bevor Nordkorea und China ihren Handel wiederaufnehmen. Der wichtigste Faktor ist natürlich, ob die Virus-Situation in Nordkorea unter Kontrolle gebracht wird. Sobald sich die Lage stabilisiert, wird Nordkorea keine Zeit verlieren, den Handel mit China wiederaufzunehmen. Berücksichtigt man die ernsthafte Lage in Nordkorea, könnten die Grenzerestriktionen in der ersten Jahreshälfte gelockert werden.

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