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Nordkorea

Nordkorea richtet Fokus auf den Wohnungsbau

2021-04-29

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ KBS

Beim achten Kongress der Arbeiterpartei im Januar verkündete Nordkorea einen neuen wirtschaftlichen Fünf-Jahres-Entwicklungsplan. Dieser sieht unter anderem auch den Bau von 50.000 Wohnungen in Pjöngjang bis 2025 vor. Warum ist Nordkorea entschlossen, den Wohnungsbau voranzutreiben? Dazu sagt der politische Kommentator Choi Young-il:


Während des Parteikongresses im Januar versprach Machthaber Kim Jong-un, dass in den nächsten fünf Jahren 50.000 Apartments, 10.000 jährlich, in Pjöngjang entstehen sollen. Die nordkoreanischen Medien haben diesem Vorhaben, das die allgemeinen Lebensverhältnisse verbessern soll, zuletzt viel Platz eingeräumt, um anscheinend auch die Errungenschaften des Machthabers zu betonen. Während Nordkorea weiter eine harte Haltung gegenüber der Biden-Regierung in den USA einnimmt, könnte das Regime das Vertrauen der Bevölkerung verlieren, falls es die wirtschaftlichen Probleme nicht löst. Dieses Krisenbewusstsein bewegt das Land, den Wohnungsbau voranzutreiben. Auch scheint Nordkorea geschlossen zu haben, dass es das Bauprojekt auch ohne die Einfuhr großer Mengen von Materialien von außen durchführen kann, besonders jetzt, da der Handel ausgesetzt ist.


Seit der Machtübergabe an Kim Jong-un hat Nordkorea neue Stadtteile in Pjöngjang eingerichtet. Dazu gehören die Changjon-Straße, die 2012 gebaut wurde, sowie die Mirae-Straße für Wissenschaftler von 2015. Aktuell befinden sich 16.000 Wohnungen in der Haupstadt im Bau. Bis 2025 sollen 50.000 weitere hinzukommen. Zu den Gründen schrieb die in Japan erscheinende pro-nordkoreanische Zeitung Chosun Sinbo, dass die Bevölkerung Pjöngjangs weiter wachse:


Einem Bericht der CIA vom vergangenen Jahr zufolge konzentrieren leben 12 Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung in Pjöngjang. Nordkorea hatte während des Korea-Kriegs 1951 Pläne zum Wiederaufbau der Hauptstadt ausgearbeitet, die infolge der Luftangriffe der USA zum großen Teil zerstört war. Nach dem Krieg sollte Pjöngjang mit Unterstützung der Sowjetunion und sozialistischen Staaten in Osteuropa als ideale sozialistische Stadt wiederhergestellt werden. Doch die Häuser sind sehr alt. Seit Ende der 80er Jahre hat sich zudem die Wirtschaftslage nicht verbessert. Vor etwa zehn Jahren entwarf Nordkorea den Plan, 100.000 Apartments zu bauen. Doch das Projekt wurde nicht umgesetzt.


Auf seiner ersten Inspektionstour in diesem Jahr nahm Kim Jong-un am 23. März an einer Zeremonie zum Beginn des Baus von 10.000 Wohnungen in den Bezirken Songsi und Songhwa teil. Innerhalb eines Jahres sollen zudem 10.000 neue Wohnungen in Sopo, Kumchon und auf der Straße des 9. September entstehen. Diese Bezirke sind jedoch weit entfernt vom Stadtzentrum: 


Songsin und Songhwa im Osten Pjöngjangs haben eigene U-Bahnstationen. Der Sopo-Distrikt im Norden liegt in der Nähe eines Flughafens und die Straße vom 9. September befindet sich etwa 8 Kilometer von Sopo entfernt. Im Zentrum von Pjöngjang sind jedoch viele Gebäude veraltet. Um den Menschen schnelle Ergebnisse zu liefern, ist es aus Propaganda- und Kostengründen wohl besser, neue Apartments in den Randgebieten von Pjöngjang zu bauen, als alte Gebäude in der Innenstadt abzureißen.


Zudem sollen in dem als wohlhabend geltenden Stadtgebiet am Potong-Fluss 800 Apartments mit Balkonen entstehen. Kim sagte, die neuen Wohnungen sollen Bürgern als Geschenk übergeben werden, die sich um den Staat verdient gemacht hätten: 


Nordkorea sagt, dass die Häuser für verdienstvolle Personen vorgesehen sind. Aus der Vogelperspektive lässt sich erkennen, dass Häuser sehr schön gelegen sind. Sie sind direkt mit dem Bahnhof von Pjöngjang verbunden, und die Zentrale der Arbeiterpartei befindet sich in der Nachbarschaft. Nordkorea sagt, die Wohnungen sollen Wissenschaftlern, Erziehern und Schriftstellern übergeben werden. Doch wird vermutet, dass nur 20 Prozent an verdienstvolle Bürger gehen, der größte Teil soll an hohe Parteifunktionäre verteilt werden. 


Die Verantwortung für den Bau von 10.000 neuen Wohnungen liegt derweil beim Militär: 


Um Pjöngjang als gut geplante sozialistische Stadt vorzuführen, will Nordkorea die Wohnungen schnell bauen. Zu diesem Zweck werden Soldaten mobilisiert. Während der Spatenstich-Zeremonie im März übergab der Machthaber die Flagge des Baukommandos an Verteidigungsminister Kim Jong-gwan. In Nordkorea ist es nicht ungewöhnlich, dass das Militär für Bauarbeiten zuständig ist.


Auf dem Parteikongress wurde zudem der Bau von 25.000 Wohnungen in Komdok in der Provinz Süd-Hamgyong angekündigt. In der nordwestlichen Stadt Sinuiju an der Grenze zu China entstehen Hochhäuser. Auch in anderen Landesteilen wird viel gebaut. Doch andere große Bauprojekte wie etwa das für die Wonsan-Kalma-Tourismuszone an der Ostküste wurden aufgrund der wirtschaftlichen Probleme aufgeschoben:


Die Wirtschaft ist das größte Problem. Nordkorea kann wohl Arbeiter unter Hinzuziehung des Militärs mobilisieren. Doch weil Nordkorea große Anstrengungen für die Entwicklung neuer Waffen unternimmt, ist es zweifelhaft, ob das Land den sogenannten “Tempo-Kampf” erfolgreich mit Arbeitern umsetzen kann. Der Schlüssel ist, ob Nordkorea mit der Außenwelt über die Lockerung von Sanktionen reden kann.

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