Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Nordkorea

Computerspiele in Nordkorea (1)

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-03-15

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

“Tank Game”, “Swift Girl” und “Rubber Slingshot Shooting” sind die Namen einiger populärer digitaler Spiele in Nordkorea. Wie in anderen Ländern auch spielen zahlreiche Menschen des abgeschotteten Landes Computer- oder Videospiele, um ihre Langeweile zu vertreiben. Sie spielen die Spiele auch in Bussen oder in der U-Bahn. Wenn man im Ausland über die Industrie der Informationskommunikation in Nordkorea denkt, könnten einem zahlreiche Artikel über die Hacking-Aktivitäten des Landes in den Sinn kommen. Doch die normalen Bürger des Landes erfreuen sich nicht nur an TV-Serien oder Filmen, sondern spielen auch Spiele an Computern oder auf ihren Mobiltelefonen. Zum Thema sagt Yee Ji Sun, die beim Korea-Institut für Nationale Kommunikation in Südkorea arbeitet und ein Buch mit dem Titel “Kulturelle Konvergenz der nordkoreanischen Spiele” veröffentlicht hat: 


Nach der Schule treffen sich nordkoreanische Jugendliche im Haus einer ihrer Freunde, wo es Strom gibt, um Computerspiele zu spielen. Das heißt, sie schließen sich der globalen Spielekultur an. Nordkorea richtet an nationalen Jahrestagen Tanzfeiern oder Sportwettbewerbe an öffentlichen Orten aus. Computerspiele dagegen sind etwas, wo jemand seine eigene Welt erfährt, indem er einen privaten, virtuellen Raum betritt. Die persönliche Erfahrung ist der sozialistischen und kollektivistischen Kultur entgegengesetzt. 


Es ist nicht bekannt, wie viele Nordkoreaner solche Videospiele spielen. Beobachter sagen, dass der Boom in den 1990er Jahren begonnen hat, als Spielkonsolen aus China nach Nordkorea gebracht wurden. Damals verbanden die Nordkoreaner japanische Konsolen mit ihren Fernsehgeräten, um Spiele wie etwa Super Mario zu spielen. 


Super Mario war eines der begehrtesten Videospiele in Nordkorea. Ein Spielepaket enthielt Dutzende verschiedener Spiele. Ein einziges Paket ermöglichte es einer Person, einen Spieleraum zu betreiben und Geld damit zu verdienen. Viele nordkoreanische Flüchtlinge sagen, dass sie in den 90er Jahren Konsolenspiele gespielt haben, und die Zahl dieser Flüchtlinge ist größer als man denkt. Es wird gesagt, dass ein Flüchtling ein Spielezimmer-Geschäft betrieb, in dem er drei TV-Geräte installierte und drei Spielkonsolen zuhause hatte. In einigen Fällen brachten Kinder Geld mit, das sie von Erwachsenen erhielten, nachdem sie am Mondneujahr ihre Verbeugungen gemacht hatten. Andere stahlen zuhause Reis und verkauften ihn im Markt, um mit dem verdienten Geld spielen zu können. 

 

Videospiele werden an handelsüblichen Fernsehgeräten oder einem Monitor gespielt. Unter den bekannteren Spielkonsolen gibt es etwa “Wii” von Nintendeo, die “Xbox” von Microsoft sowie Sonys “Play Station”. Auch in Nordkorea wurde eine Konsole entwickelt, die “Moranbong” heißt. Die nordkoreanische Propaganda-Website Meari berichtete 2019, dass “Moranbong” den Nutzern verschiedene physische Aktivitäten ermögliche, die gut seien für ihre Fitness und ihr Wachstum und die bei Übergwichtigkeit helfen würden. Die auf Bewegung basierte Spielkonsole kam zusammen mit einer Kamera, die die Bewegungen erfasste, sowie einer Art Fitnessmatte. Videospiele werden entsprechend der Hardware-Plattform allgemein in Konsolenspiele, Arcade Games, Computerspiele und mobile Spiele eingeteilt. Ein Arcade-Spiel findet sich typischerweise in Spielhallen. Nordkoreanische Medien berichten oft über Personen, die sich an solchen Spielen an Spielautomaten erfreuen. Eine Spielhalle ist etwa der Rungra-Volksvergnügungspark, der 2013 in der Hauptstadt Pjöngjang eröffnet wurde. Die Einrichtigung ist sehr beliebt. 


In den Anfangsjahren der Herrschaft des jetzigen Machthabers Kim Jong-un baute Nordkorea zahlreiche Kultur- und Vergnügungseinrichtungen, einschließlich des Rungra-Volksvergnügungsparks. Die Münz-Spielautomaten enden dort sehr schnell, was die Nutzer dazu bewegt, weiterzuspielen. Zu den Arcade-Spielen, die mit Knöpfen betätigt werden, gehören “Street Fighter” und “Tetris”. Andere Spiele lassen sich in Nachbauten eines Boots, Autos oder eines Pferds, die vor dem Bildschirm angebracht sind, spielen. Man sitzt auf ihnen und bewegt den Körper beim Spiel. Die Zeitung Rodong Sinmun schreibt, dass jeden Tag tausende von Leuten die Spielhalle betreten. Einige Besucher sagen in einem Interview, dass sie mit den Spielen Spaß haben und ihren Platz nicht für eine Sekunde verlassen möchten. Die Besucher waren in ihr Spiel vollständig eingetaucht, was in Nordkoreas Populärkultur eher etwas Seltenes ist. 


Computerspiele werden im Gegensatz zu den Arcade Games am PC gespielt. In den 90er Jahren entwickelte Nordkorea seine eigene Software, und Spiele enthalten die Technologie für künstliche Intelligenz (KI). Im Jahr 2009 berichteten nordkoreanische Medien über eine lokal entwickelte Computersoftware für das traditionelle Brettspiel Go, das von den Koreanern auch Baduk genannt wird. Die Software gewann den ersten Preis bei den Computer-Go-Weltmeisterschaften in Japan. Das Programm wurde vom Koreanischen Computerzentrum entwickelt. Seit Ende der 90er Jahre lenkte dessen Programm “Eunbyul” bei internationalen Wettbwerben große Aufmerksamkeit auf sich:


In Südkorea sind Online-Videospiele populär, die von mehreren Spielern gespielt werden. Doch in Nordkorea ist es angesichts des Netzumfelds schwierig, solche Online-Spiele zu entwickeln. Nordkorea hat jedoch technologische Kompetenz in KI. 1997 entwickelte das Land im Samilpo-Informationszentrum, das unter dem Koreanischen Computerzentrum steht, sein eigenes KI-Programm für Baduk, das “Eunbyul” heißt. Das Programm schnitt bei internationalen Veranstaltungen gut ab. Das Informationszentrum hat getrennte Teams für die Programmforschung für Baduk, dem Janggi oder koreanischen Schach, sowie für das traditionelle chinesische Spiel Magjong. Absolventen renommierter Hochschulen, wie etwa der Kim-Il-sung-Universität und der Kim-Chaek-Universität für Technologie, sowie Baduk-Spezialisten beteiligten sich an der Entwicklung von “Eunbyul”. 


Im Januar 2013 berichteten nordkoreanische Medien, dass das Land einen eigenen Tablet-Computer entwickelt habe. Produkte der Industrie für Informationskommunikation, Computer, Handys und Tablet-Computer eingeschlossen, wurden in den vergangenen Jahren in Nordkorea sehr schnell weiterentwickelt. Immer mehr Bürger haben mittlerweile einen eigenen Computer, und es verbreiteten sich Computerspiele aus dem Ausland:

 

Vor allem amerikanische und südkoreanische Spiele zirkulieren in Nordkorea. Junge Nordkoreaner nehmen sehr rasch solche illegalen Computerspiele zur Kenntnis. Es macht wegen der Interaktionen mehr Spaß, zusammen mit anderen zu spielen. Einige Nordkoreaner spielen deshalb in einer Gruppe, indem sie ihre Computer mit Kabeln verbinden, um eine kleine Online-Gemeinde zu bilden. Weltweit bekannte Computerspiele gewinnen so mit Verspätung auch in Nordkorea an Beliebtheit. 


PC Rooms werden in Südkorea Internet-Cafés genannt, die fast ausschließlich für Computerspiele genutzt werden. Sie sind in der Regel mit modernster Hardware ausgestattet. PC Rooms kommt vielen Ausländern neben den Boygroups und Girlgroups des K-Pop in den Sinn, wenn sie an die koreanische Pop-Kultur denken. Heutzutage haben sich viele dieser PC Rooms in eine Art Kulturkomplex verwandelt, die auch über ein Restaurant und ein Café verfügen. Es wird gesagt, dass es ähnliche Einrichtungen auch in Nordkorea gibt. Anfang der 2000er Jahre erlaubte Nordkorea PC Rooms, in denen die Nutzer an Computern sitzen konnten. Sie wurden jedoch später wieder verboten, weil sie entgegen dem ursprünglichen Zweck nur für die Unterhaltung gebraucht wurden:


Weil die PC Rooms verboten wurden, zahlen einige Nordkoreaner eine Gebühr und mieten sich einen Ort in einem öffentlichen Gebäude oder einem Unternehmen, wo die Stromversorgung stabil ist. Dort betreiben sie illegal einen PC Room. Einige öffentliche Institutionen benutzen ihre Gebäude in der Nacht illegal als PC Rooms. Einige nordkoreanische Flüchtlinge, die ich gesprochen habe, betrieben in Nordkorea einen PC Room. Andere hatten Erfahrung mit solchen PC Rooms, bevor sie 2020 ihre Heimat verließen. PC Rooms lassen sich nur in großen Städten wie Pjöngjang, Chongjin, Wonsan, Rason und Sinuiju finden. Weil die PC Rooms illegal sind, kann nicht jeder dorthin gehen. Sie werden heimlich auf Mitgliedschaftsbasis betrieben. Selbst jüngere Menschen in den Zwanzigern oder Dreißigern wissen oft nichts über solche PC Rooms. 


E-Sport oder elektronischer Sport bezieht sich auf Online-Spielewettbewerbe. E-Sport gab es als Demonstrationssportsart bei den Asien-Spielen 2018 in Indonesien. Südkorea stand damals bei einer Veranstaltung im Finale gegen China. E-Sport wird im September dieses Jahres zu einer offizielen Medaillen-Disziplin bei den Asien-Spielen im chinesischen Hangzhou. Heutzutage sind besonders in Südkorea professionelle Gamer sehr bekannt. Nach Angaben der Behörde Korea Creative Content Agency ist das Jahreseinkommen solcher Gamer sehr hoch, und ein Pro-Gamer gehört mittlerweile zu den Traumjobs von Studenten. Es gibt keine Pro-Gamers in Nordkorea. Gleichwohl gibt es Gamer, die in dem Land durchaus als Stars gelten: 


Wenn ein berühmter Gamer in Nordkorea “Athens” als seine Spiele-ID benutzt, wird ein Video unter dem Titel “Athens’ Game” in Gang gesetzt. Das Videospiel ist auf einem USB-Stick gespeichert. Von Pjöngjang aus kann es einige Monate dauern, bis es die anderen Regionen erreicht. Auf diesem Weg kann ein guter Gamer landesweit Berühmtheit erlangen. Meinen Interviews mit nordkoreanischen Flüchtlingen zufolge richteten 2007 die PC-Room-Betreiber in unterschiedlichen Regionen Nordkoreas einen Spiele-Wettbewerb aus. Betreiber in Pjöngjang und Wonsan boten ein Preisgeld an. Die Interviewpartner, die damals zum Pjöngjang-Team gehörten, reisten nach Wonsan für ein Auswärtsspiel. Ich hörte, dass sich die Leute in einer lokalen E-Bibliothek und einem PC Room, die mit Modems ausgestattet waren und Zugang zum Hochgeschwindigkeitsnetz in der Provinz Nord-Hamgyong ermöglichten, ins staatliche Netzwerk einklinkten, um mit anderen in verschiedenen Regionen wie etwa Sinuiju, Pjöngjang und Rason zu spielen. In einigen Fällen bildeten die Teilnehmer eine Gruppe, um zu spielen.   


Die Tatsache, dass auch in Nordkorea Computerspiele an Popularität gewinnen und die entsprechenden Programme entwickelt werden, nährt die Hoffnung, dass Gamer aus Süd- und Nordkorea eines Tages im Mehrspielermodus zusammen spielen können.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >