Am 26. März 2010 wurde die Korvette „Cheonan“ nahe der südkoreanischen Grenzinsel Baengnyeong im Gelben Meer von einem nordkoreanischen Torpedo getroffen. Das 1.200 Tonnen schwere Patrouillenschiff der südkoreanischen Marine zerbrach in zwei Teile und sank binnen drei Minuten. Von den 104 Soldaten an Bord konnten 58 gerettet werden, 46 verloren ihr Leben.
Die „Cheonan“, deren Name so viel wie „ein Kriegsschiff, das die Menschen unter dem Himmel am sichersten beschützt“ bedeutet, befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf Patrouillenfahrt nahe der Westmeer-Insel. Auch die Sucharbeiten forderten weitere Opfer: Der Marinetaucher Han Ju-ho sowie neun Besatzungsmitglieder des Fischerboots Geumyang-ho kamen ums Leben. Allein die Bergung der Wrackteile dauerte einen Monat.
Eine internationale Ermittlergruppe kam zu dem Schluss, die Korvette sei von einem nordkoreanischen Torpedo getroffen worden. Der UN-Sicherheitsrat schloss sich dieser Einschätzung an und verurteilte den Angriff – allerdings ohne Nordkorea namentlich zu nennen, weil China und Russland, die Nordkoreas Unschuldsbeteuerung unterstützten, Einwände erhoben. In Südkorea hatte der Vorfall weitreichende politische Folgen: Am 24. Mai 2010 gab die Regierung in Seoul bekannt, den gesamten Handel und Austausch mit Nordkorea, mit Ausnahme humanitärer Hilfen und der Kooperation im Kaesong-Industriekomplex, auf Eis zu legen.
Die innerkoreanischen Beziehungen erreichten einen neuen Tiefpunkt. Südkorea forderte von Pjöngjang eine aufrichtige Entschuldigung, doch das Regime im Norden bestritt weiterhin jegliche Verantwortung für den Untergang. Zum Gedenken an die „Cheonan“ ließ die südkoreanische Marine am 23. Dezember 2023 ein neues Schiff vom Stapel, das ebenfalls den Namen „Cheonan“ verliehen bekam. Das Geleitschiff ist mit Anti-U-Boot-Waffen, Abwehrraketen und einem Bordhubschrauber ausgestattet – und soll an der Westküste das Erbe der Vorgängerin fortsetzen.