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Blick auf Nordkorea

Die Energieversorgung in Nordkorea

2020-04-02

ⓒ KBS

Südkorea hofft weiter darauf, die Beziehungen zu Nordkorea vor allem wieder durch die wirtschaftliche Kooperation verbessern zu können. In politischen Zirkeln in Südkorea wird über die Möglichkeit diskutiert, den geschlossenen gemeinsamen Industriepark im nordkoreanischen Kaesong für die Produktion von Schutzmasken gegen das Coronavirus zu nutzen. Doch um solche wirtschaftlichen Projekte wieder in Gang zu bringen, muss die Stromversorgung sichergestellt werden. Wie sieht es mit der Energieversorgung in Nordkorea aus? Dazu sagt die Reporterin Kang Mi-jin von der Internetzeitung Daily NK in Seoul: 


Die Stromproduktion ist der Kern der nordkoreanischen Industriepolitik. Seit der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 bis in die 50er Jahre hinein war Nordkorea zum größten Teil von Wasserkraft abhängig. Seit den 60er Jahren wandte sich das Land der Wärmeenergie als einer weiteren Energiequelle zu. Seit der Machtübernahme durch den jetzigen Machthaber Kim Jong-un richtet die Politik den Fokus auf erneuerbare Energie. Es ist schwierig, die Leistung der Kernenergieerzeugung oder der erneuerbaren Energie zu berechnen, die sich noch im Frühstadium befindet. Die Zentralregierung kontrolliert große Wasserkraftwerke, während die lokalen Regierungen kleinere managen. Nordkorea liefert wegen der Energieknappheit Strom auf vier verschiedenen Wegen. Jede Fabrik wird nur zu bestimmten Zeiten mit Strom versorgt, sodass die Fabriken wechselnd betrieben werden. 


Nach Angaben von Statistics Korea in Südkorea entfielen 2016 auf die Wasserkraft 54 Prozent der gesamten Stromerzeugung in Nordkorea, auf die Wärmekraft 46 Prozent. Nordkorea fördert große Kohlemengen, doch die Wärmekraft ist wenig effizient, da die entsprechenden Kraftwerke schlecht ausgerüstet und veraltet sind: 


Nordkoreas offzielle Zeitung Rodong Sinmun schreibt, dass das Land für seinen Energiebedarf vor allem auf Wasserkraft zurückgreift. Experten sagten, der Anteil der Wasserkraft an der Stromerzeugung ist bei Weitem größer als in Südkorea. Doch aus dem gleichen Grund verschlechtert sich die Stromversorgung in Nordkorea im Winter, wenn die Flüsse zufrieren. Es wird angenommen, dass Nordkorea mehr Wasserkraftwerke gebaut, ältere Werke renoviert und die Kohleproduktion erhöht hat, um Wärmekraftwerke zu betreiben, so dass die ungenügende Stromzufuhr aufgefangen werden kann. 


Nordkorea leidet oft unter Wasserknappheit, die teilweise durch Dürreperioden entsteht. Eine größere Abhängigkeit von der Wasserkraft führt deshalb zu einer instabilen Stromversorgung. Laut Statistics Korea produzierte Nordkorea 24,9 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr 2018. Das war nur ein geringer Teil im Vergleich zu den 570,6 Milliarden kWH in Südkorea. Kang, die selber aus Nordkorea stammt, erinnert sich an die Energieknappheit zwischen Ende der 90er Jahre und den 2000er Jahren: 


In der Nacht griff ich nach etwas im Dunkeln, und ich wartete bis zum Morgen, um etwas zu tun. In Nordkorea verkaufte ich Brot. Ich musste zwischen ein und zwei Uhr morgens aufwachen, um den Teig zuzubereiten. Ich konnte damals dem Mond nicht genug danken. So konnte ich unter dem Mondlicht sehen, wie der Teig aufgeht. Die Südkoreaner lassen das Licht oftmals am Tag an. Wenn ich das sehe, denke ich an die schwierige Situation der Nordkoreaner. 


Zuletzt hat sich die Lage vieler Nordkoreaner mit Blick auf die Energieversorgung etwas verbessert. Am 21. März berichtete die Propaganda-Website DPRK Today, dass sich die Energiezufuhr durch Solarnergie in Pjöngjang um das Zweieinhalbfache erhöht habe. Viele Bewohner geben Geld für Solarmodule aus: 


Solarmodule werden seit den späten 2000er Jahren aus China nach Nordkorea gebracht. Die Nordkoreaner in den Städten und den ländlichen Gebieten haben ihre Module auf dem Dach oder an den Fenstern ihrer Häuser installiert, um ausreichend Strom zu haben. Für die Nordkoreaner sind Solarplatten unverzichtbar. 


Die nordkoreanische Regierung ruft die Einwohner des Landes auf, die Energieprobleme eigenständig zu lösen. Die Provinzen sollten alles tun, um Selbstständigkeit zu erlangen:


Angesichts der harten internationalen Sanktionen will Nordkorea Dinge im eigenen Land produzieren. Das ist der Grund, warum das Regime auf Selbstständigkeit höchste Priorität legt. Um das Ziel zu erreichen, stellt sie Gruppen oder Regionen in einen Wettbewerb gegeneinander. Für die Stromerzeugeung bemühen sich viele Regionen um mehr Wasserkraft. Einige Regionen wählen dazu Täler mit ausreichend Wasser aus und berechnen den Wasserdruck, um ihre eigenen Wasserkraftwerke zu betreiben.

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