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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Autos in Nordkorea

2020-04-23

ⓒ KBS

Wie viele Autos gibt es in Südkorea? Es wird davon ausgegangen, dass jeder zweiter ein Auto hat. Bis Ende Juni 2019 waren mehr als 23,4 Millionen Autos zugelassen. Wie sieht es mit Autos im sozialistischen Nachbarland Nordkorea aus? Dazu sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung:  


Nordkorea begann 1958 damit, Autos zu produzieren. Das war früher als die Gründung von Hyundai Motor in Südkorea in den 1960er Jahren. In den zehn Jahren nach dem Korea-Krieg übertraf Nordkorea mit Blick auf die Menge von Autos Südkorea. Nach Zahlen des Vereinigungsministeriums in Seoul produzierte das Land 1965 etwa 4000 Autos. Zwei Autofabriken, die Sungri Motor-Fabrik und die 316-Autofabrik, fertigten Fahrzeuge unter den Markennamen Sungri 58, Taebaek-Berg und Paektu-Berg. Um jene Zeit stellte Südkorea bloß 100 Autos her. Doch 2016 produzierte Südkorea als einer der weltweit größten Autohersteller 4,23 Millionen Fahrzeuge. Nordkoreas Jahresproduktion blieb bei 4000 Autos – das gleiche Niveau wie vor 50 Jahren. 


Bis 2018 gab es in Nordkorea fünf Fahrzeugunternehmen, Pyeonghwa Motors, Sungri Motor Plant, Pyongyang Auto Works, Chongjin Bus Works und Kim Jong Tae Locomotive Works. Das bekannteste ist Pyeonghwa Motors, das als der einzige Standardautohersteller gilt. Die meisten Pkw auf den Straßen in Nordkorea stammen von diesem Unternehmen. Die anderen Hersteller importieren zumeist Produktteile aus China, die in Nordkorea zu Fertigprodukten montiert werden:  


“Pyeonghwa” bedeutet Frieden. Mit seinem Logo, das zwei fliegende Tauben zeigt, ist Pyeonghwa Motors der einzige nordkoreanische Hersteller, der Autos direkt produziert und verkauft. Es wurde 1999 als Joint Venture mit Südkorea gegründet. Dank des lebhaften Austauschs zwischen Süd- und Nordkorea wurde seine Fabrik 2002 in Nampo fertiggestellt. Die Produktion stieg von 100 im Jahr 2002 auf 2000 Autos 2011. Pyeonghwa Motors in Südkorea hatte einen Anteil von 70 Prozent, der Rest ist im Besitz der Korea Ryonbong General Corporation, die von der nordkoreanischen Regierung kontrolliert wird. Doch der Anteil Südkoreas wurde nach China verkauft. 


Pyeonghwa Motors stellt verschiedene Modelle her:


Zu den Fahrzeugmodellen gehört eine Kompaktlimousine mit dem Namen “Hwiparam”, was “Pfeife” bedeutet. Es gibt ein berühmtes nordkoreanisches Lied mit dem gleichen Namen. Das Unternehmen machte für dieses Modell aktiv Werbung, weil der Name von dem damaligen Machthaber Kim Jong-il ausgewählt wurde. Der Fünfsitzer hat bis zu 103 PS. Ein anderes Modell ist “Junma”, was “schnelles Pferd” bedeutet. Das ist eine größere Limousine und eine mit anderem Namen versehene Version der Luxuslimousine “Chairman” des südkoreanischen Autoherstellers Ssangyong. Eine Geländelimousine heißt “Ppeokkugi”, oder “Kuckuck”. Sie wird mit der Lizenz des chinesischen Herstellers Liaoning Shuguang produziert. 


Obwohl Nordkorea verschiedene Modelle herstellt, können sich die meisten Bewohner kein Auto leisten. Bis 2017 verbot die Regierung den Bürgern, ein eigenes Auto registrieren zu lassen. Die Bestimmungen wurden seit Anfang 2017 gelockert. Doch die Preise für Autos und die Wartungskosten sind so hoch, dass sich nur 20 Prozent der Bürger Pjöngjangs ein Auto leisten können:


Der Ppeokkugi SUV zum Beispiel kostete 2015 3,4 Millionen nordkoreanische Won. Wenn man den durchschnittlichen Monatslohn von 3000 Won für nordkoreanische Arbeiter berücksichtigt, so ist schwer vorstellbar, wie viel Geld sie für den Kauf eines Autos sparen müssen. 100 nordkoreanische Won sind ein Dollar. Auf dem Schwarzmarkt wird der Dollar für 8000 Won gehandelt, das heißt, dass der SUV etwa 30.000 Dollar kostet. 


Vom nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un wird angenommen, dass er wie schon sein Vater Kim Jong-il Autos der Marke Mercedes-Benz bevorzugt: 


Fotos zeigen, dass der Machthaber die Mercedes-Benz S-Klasse benutzt, wenn er kurze Entfernungen zurücklegt. Für längere Fahrten oder Inspektionsreisen in die Provinz benutzt er die G-Klasse, ein großer Luxus-SUV. Einige sagen, dass er auch ein großer Fan von Audi ist. Vor einigen Jahren stand auf der Liste der importierten Autos auch ein Audi-Sportwagen R8, der um die 250.000 Dollar kostet. Kim besitzt einige Autos von Luxusmarken, darunter Land Rover Ranger Rover und Lamborghini. Es besteht eine große Kluft zwischen den vom Machthaber bevorzugten Autos und den Autos, die von den nordkoreanischen Herstellern produziert werden.

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