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Blick auf Nordkorea

Organisationen in Nordkorea

2020-01-09

© YONHAP News

Es wird gesagt, dass es keine Freiheiten im gemeinschaftlichen Leben in Nordkorea gibt. Die Bewohner des Landes sind angehalten, sich bestimmten Gruppen anzuschließen, und die Aktivitäten in der Organisation sind eingeschränkt. Mehr über das Thema sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung in Seoul: 


Nordkoreaner im Alter von 7 bis 65 Jahren müssen Mitglied bestimmter politischer Organisationen werden. Eine Gruppe namens Koreanischer Kinderverband nimmt Kinder zwischen 7 und 13 auf, und Jugendliche von 14 bis 30 Jahren sind Mitglieder der Jugendliga. Danach gehören die Bewohner verschiedenen Gruppen gemäß ihrem Beruf an. So wird etwa von Arbeitern, Büroangestellten und Staatsbeamten erwartet, sich der Allgemeinen Föderation der Gewerkschaften Koreas anzuschließen. Landwirte treten dem Verband der Agrararbeiter bei. Hausfrauen über 30 werden Mitglied der Sozialistischen Frauenunion. 


Nur Kinder unter 6 Jahren sowie Ältere über 65 sowie sehr kranke Patienten gehören nicht zu irgendeiner Gruppe. In dem kommunistischen Land müssen alle Bürger bestimmten Organisationen angehören, die in der Regel eine hohe Mitgliederzahl haben. Es wird geschätzt, dass der Kinderverband drei Millionen Kinder umfasst, und bis zu fünf Millionen sind der sogenannten Kimilsungist-Kimjongilist-Jugendliga angeschlossen. Die Allgmeine Gewerkschaft hat 1,6 und der Verband der Agrararbeiter 1,3 Millionen Mitglieder. Die sozialistische Frauenunion besteht aus 200.000 Mitgliedern. Die Organisationen führen die Richtlinien der herrschenden Arbeiterpartei aus. Die wichtigste Gruppe ist die Jugendliga:


Die Jugendliga hat über 70 Jahre die Bemühungen um den Erhalt des Regimes angeführt. Das Land benutzt junge Leute aktiv für die Propaganda, um die Wirtschaft zu fördern. So haben sie die Führung in den Massenmobilisierungskampagnen zur Steigerung der Produktivität, wie etwa den “200-Tage-Kampf” oder den “70-Tage-Kampf” übernommen. Auch werden sie in verschiedene Gebiete zu Bau-, Minen- oder Waldarbeiten geschickt. 


Die Jugendliga wurde 1946 gegründet, und sie gilt seitdem als Vorhut der sozialistischen Revolution. Ihre Arbeitskraft wurde genutzt, um Straßen, Trassen und Kraftwerke zu bauen. Die zwölfspurige, 46 Kilometer lange Autobahn zwischen Pjöngjang und Nampo heißt auch die Jugendheld-Straße: 


In den Sitzungen zur Selbstkritik stehen die Mitglieder einer Organsiation vor der versammelten Gruppe, um über ihr falsches Verhalten in der Woche zu reflektieren und über die Verbesserung ihres Lebens zu sprechen. Auch müssen sie jemanden aus der Gruppe wegen Fehlern kritisieren, wie etwa wegen Zuspätkommens im Büro oder Schlafens während der Klasse. Während sie sich die Kritik in Anwesenheit anderer demütig anhört, muss die betroffene Person darüber entscheiden, wie sich der Kritikführer in der folgenden Woche verhält. Der Zweck dieses merkwürdigen Systems ist es, dass sich die Menschen gegenseitig kontrollieren und zu sehen, wer sich loyal zur Partei verhält. 


Die Büroangestellten in Nordkorea nehmen jeden Samstag an einer wöchentlichen Überprüfung der Lebenshaltung teil. Die Landwirte haben diese Sitzung alle zehn Tage. Studenten und Kulturschaffende müssen sogar öfter an solchen Selbstkritik-Sitzungen teilnehmen. Wer nicht teilnimmt, dem drohen Nachteile bei der Hochschulzulassung oder der Beförderung. Die Bedeutung der Organisationen hat sich in den 1990er Jahren abgeschwächt, als das Land in einer schweren Wirtschaftskrise steckte: 


Diejenigen, die nach Mitte der 90er Jahre geboren wurden, werden die neue Generation genannt, die Jangmadang-Generation oder die Generation des mühevollen Marsches. Sie unterscheiden sich von der älteren Generation, insofern sie Zugang zu Informationen von außen haben, obwohl die Kanäle inoffiziell sind. Natürlich wird ihnen gesagt, dass sie die Parteianweisungen befolgen müssen, und nach außen hin tun sie so, als ob sie folgen. Doch innerlich denken sie, dass sie Geld verdienen sollten, und sie bewundern das Leben im Ausland. 


Seit Kim Jong-un Ende 2011 an die Macht kam, wurde den Organisationen wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Am Gründungstag des Kinderverbands lud der Machthaber die Mitglieder aus dem ganzen Land nach Pjöngjang ein. Busse, Züge und selbst Flugzeuge wurden dafür mobilisiert. Auch fand 2016 nach langer Zeit wieder ein Kongress der Jugendliga statt:


Für Nordkorea ist es wichtig, die Menschen durch die Organisationen zu kontrollieren, um das Regime zu erhalten. Der koreanische Kinderverband ist eine politische Organisation, bei der die Nordkoreaner zuerst in ihrem Leben Mitglied werden. Wir können die Organisationen in Nordkorea nicht verstehen, wenn wir sie nach normalen Standards betrachten. Im Unterschied zu anderen sozialistischen oder diktatorischen Regimen ist Nordkorea eine stark reglementierte, strikt kontollierte Gesellschaft, in der die Führung in den vergangenen 70 Jahren ausgebaut wurde.

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