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Blick auf Nordkorea

Nordkoreanische Diplomaten

2020-02-13

ⓒ KBS

Nordkorea hat zuletzt den früheren Vorsitzenden des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes, Ri Son-gwon, zum neuen Außenminister ernannt. Der Wechsel an der Ressortspitze hatte in Südkorea Fragen nach der künftigen Ausrichtung der Außenpolitik des Nachbarlandes, aber auch nach dem Nominierungsprozess für Diplomaten ausgelöst. Zum Thema sagt Jeong Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung: 


Nordkorea hat kein System wie etwa das Staatsexamen wie in Südkorea. Nordkoreanische Diplomaten kommen aus einer Gruppe von Mitgliedern der Elite, die an der Pjöngjanger Universität für Auslandsstudien oder am Fremdspracheninstitut von Pjöngjang studiert haben. Nur diejenigen, die keine Angehörigen im Ausland haben und deren Familienhintergrund geprüft und deren Loyalität zur Partei und zum Regime nachgewiesen ist, werden ausgewählt, um im Außenministerium zu dienen. 


Nach Angaben des Ost-Westzentrums der Universität von Hawaii unterhält Nordkorea diplomatische Beziehungen zu 161 Ländern. Das Außenministerium, das 1948 gegründet wurde, hat im Land eine privilegierte Stellung. Der frühere Machthaber Kim Jong-il stellte die Behörde 1982 unter seine direkte Kontrolle. Eine Person, die den strengen Diplomaten-Auswahlprozess durchlaufen hat, ist die Erste Vizeaußenministerin Choe Son-hui:


Vizeministerin Choe Son-hui ist als USA-Expertin bekannt. Ihre Aktionen und Worte werden analysiert, um Pjöngjangs Beziehungen zu Washington zu bewerten. Sie ist die Schwiegertochter des früheren nordkoreanischen Premierministers Choe Yong-rim, der seit der Zeit Kim Il-sungs zum Machtzirkel des Regimes gehörte. Choe besuchte dank der Hilfe ihres Stiefvaters die renommierten Schulen Nordkoreas, wo sie eine Freundin mit Mitgliedern der Kim-Familie wurde. Ihre persönlichen Beziehungen zur Kim-Familie und ihr Familienhintergrund verhalfen Choe, nach dem Studium an der Pjöngjanger Universität für Auslandsstudien eine Stelle im Außenministerium zu erlangen. Ende der 1990er Jahre arbeitete Choe, die flüssig Englisch und Chinesisch spricht, als Übersetzerin bei wichtigen internationalen Gesprächen und Nuklearverhandlungen. 


Ein anderer, bekannter Diplomat in Nordkorea ist der Erste Vizeaußenminister Kang Sok-ju, der beim Zustandekommen des Genfer Atom-Rahmenabkommens von 1994 eine wichtige Rolle spielte. Er studierte nach seinem Studium in Pjöngjang auch in Moskau. Wie Kang besuchte auch der frühere Nuklearunterhändler Kim Kye-gwan die Pjöngjanger Universität für Auslandsstudien:


Nordkoreanische Diplomaten dienen ihrem Land auf eine etwas andere Art und Weise wie in anderen Ländern. Sie werden in der internationalen Gemeinschaft oft geächtet. Als die UN neue Sanktionen gegen Nordkorea wegen seines sechsten Atomtests verhängte, waren es die nordkoreanischen Diplomaten, die dagegen protestierten. Sie müssen oft gegen diplomatische Gepflogenheiten aggressiv auftreten. 


Nordkoreanische Diplomaten werden auch als “diplomatische Krieger” genannt. Sie sind darauf getrimmt, gegen die USA und China die nationalen Interessen und die Atomwaffenentwicklung ihres Landes zu verteidigen. Dazu gehört auch die Taktik des äußersten Risikos, durch die der Konflikt oft eskaliert. Manchmal sind die Diplomaten auch in kriminelle Aktivitäten verwickelt: 


Sie sind an kriminellen Aktivitäten beteiligt, weil sie von ihrem Heimatland nicht genügend finanzielle Unterstützung erhalten. Obwohl ein Posten im Außenministerium sehr begehrt ist, liegt ihre monatliche Vergütung bei nur 500 bis 1000 Dollar. Ein typischer nordkoreanischer Arbeiter verdient im Monat etwa 3000 Won, was bei einem Wechselkurs von 8000 Won für einen Dollar sehr wenig ist. Ein monatliches Einkommen von 500 bis 1000 Dollar ist also für nordkoreanische Verhältnisse sehr hoch, doch ist das zu wenig für die Diplomaten, die im Ausland leben. Nordkoreaner nutzen also ihre diplomatische Immunität aus und verdienen durch Schmuggel Extrageld. Auch sind die angewiesen, sogenannte Loyalitätsbeiträge an Pjöngjang zu entrichten, so dass sie oft zu illegalen Aktionen greifen oder sich nach Südkorea absetzen. 


Das Regime zwingt seine Diplomaten im Ausland auch oft dazu, sich im Waffenhandel, Drogenschmuggel und Falschgeldhandel zu engagieren. Nach einem Bericht der Globalen Initiative gegen transnationales organisiertes Verbrechen von 2017 waren Nordkoreaner mit einem diplomatischen Pass in einer Zeitspanne von 30 Jahren in mindestens 18 Schmuggelfälle verwickelt, bei denen es um den Handel mit Rhinozeroshörnern und Elfenbein ging:


Einige Länder haben die Zahl nordkoreanischer Diplomaten verringert. Auch die Ausweisung hochrangiger nordkoreanischer Diplomaten ist ein Mittel ausländischer Regierungen, um ihre Verurteilung des Regimes von Kim Jong-un, das weiter verbotene Atom- und Raketentests durchführt, zum Ausdruck zu bringen. So wurde 2017 die Zahl der Bamten in der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur, Malaysia, von 15 auf 10 reduziert. in Malaysia wurde der ältere Halbbruder von Kim Jong-un, Kim Jong-nam im Februar 2017 Opfer eines Mordanschlags. Die Reduzierung der Zahl nordkoreanischer Diplomaten wird sich 2020 wohl fortsetzen.

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