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Blick auf Nordkorea

Wie leben Frauen in Nordkorea?

2021-10-07

ⓒ KBS

Als ich geheiratet habe, wollte ich einen Sohn, keine Tochter, weil Frauen in Nordkorea ein hartes Leben führen. Die Stellung der Frau ist sowohl zuhause, als auch in der Gesellschaft niedrig. Frauen werden als eine Seite des Rads der Revolution beschrieben, was heißt, dass sie gerade dazu fähig genug sind, wie Männer zum wirtschaftlichen Aufbau beizutragen. Sie werden dazu gezwungen, Opfer für ihre Ehemänner und Kinder sowie die Gesellschaft zu bringen. 


In diesem Jahr wurde in Nordkorea der 75. Jahrestag der Verabschiedung des Gesetzes für Gleichtberechtigung begangen. Am 30. Juli erklärte das Außenministerium, dass sozialistische Länder ein Paradies für Frauen seien, wo sie respektiert würden. In kapitalistischen Ländern sei das Leben für die Frauen die Hölle. Dazu führt Kim Young-hui vom Zentrum für neue Wirtschaft für die koreanische Halbinsel der Korea Development Bank weiter aus:


Während Südkorea den Elterntag feiert, hat Nordkorea den Muttertag. Es gibt viele Lieder in Nordkorea, die die Frauen preisen. In dem beliebten Lied “Frauen sind Blumen” zum Beispiel werden sie als Blumen der Nation und der Glückseligkeit besungen. Das Lied ruft die Frauen dazu auf, der Gesellschaft treu zu sein und sich für ihre Familie aufzuopfern. Es verlangt indirekt von den Frauen, ihre Ehemännern zu unterstützen, sodass die Männer dem Staat treu dienen können. 


In seinem sogenannten Weißbuch 2021 über Menschenrechte in Nordkorea schreibt das Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Südkorea, dass nordkoreanische Frauen direkt oder indirekt wegen ihrer stereotypischen Geschlechterrolle, der Beschränkungen für soziale Aktivitäten und der doppelten Belastung durch Hausarbeit und soziale Arbeit diskriminiert würden:


Anfang dieses Jahres hielt Nordkorea den achten Kongress der Arbeiterpartei und eine Sitzung der Obersten Volksversammlung ab. Fotos dieser wichtigen politischen Verantaltungen zeigen, dass nur wenige Frauen daran teilnahmen. In diesen Organisationen ist der Anteil der weiblichen Mitglieder nicht besonders hoch. Das bedeutet, die politische Stellung der Frau bleibt niedrig. Einige Frauen arbeiten als mittlere Beamte. Doch sind die Posten nur spärlich mit Frauen besetzt. Ich denke, die Geschlechterungleichheit ist in Nordkorea eher üblich.


Es ist nicht unüblich, erwerbstätige Frauen in Nordkorea zu sehen. Dieser Prozess wurde durch das Gesetz über Gleichberechtigung von 1946 bechleunigt: 


Zahllose Männer starben im Korea-Krieg. Als Folge davon waren viele Frauen gezwungen, zuhause oder außerhalb zu arbeiten. Der frühere nordkoreanische Machthaber Kim Il-sung errichtete Kimchi- und Reis-Fabriken, sodass Frauen nach der Arbeit Kimchi oder gekochten Reis mitnehmen konnten. Das System hatte den guten Zweck, dass Frauen von ihrer schweren Hausarbeit befreit wurden. Doch wurde das nur in Pjöngjang eingeführt, nicht in den anderen Provinzen, und es war ineffektiv.


Nordkorea richtete auch verschiedene Systeme zur Kinderbetreuung ein, um arbeitenden Müttern zu helfen: 


Ich bekam mein erstes Kind, bevor Nordkorea die wirtschaftliche Notlage Mitte der 1990er Jahre erlebte. In Nordkorea sind die Kindertagesstätten in der Nähe der Arbeitsplätze. Die Frauen erhalten Mutterschaftsurlaub, zwei Monate vor und drei Monate nach der Geburt eines Kindes. Sobald das Kind drei Monate alt ist, kann sie es zu einer Kindertagesstätte bringen. Das System war großartig. Die nordkoeanischen Mütter stillten ihre Babys, sodass es ihnen erlaubt war, sechs Stunden am Tag zu arbeiten, was zwei Stunden weniger als normal war. Doch nach Mitte der 90er Jahre brach das Kindertagesstätten-System zusammen. Mütter mussten unter der Hand Geld geben, damit sie ihre Baby zu einer Tagesstätte bringen konnten.


Selbst wenn Frauen in Nordkorea sich auf die Hausarbeit konzentrieren und nicht arbeiten gehen, können sie nicht nur zuhause sein. Sie schließen sich der Sozialistischen Frauenunion Koreas an: 


Die Nordkoreanerinnen müssen arbeiten, bis sie heiraten. Unverheiratete Frauen können nicht ihre Arbeit kündigen, das können nur Verheiratete. Wenn sie ihre Arbeit aufgeben, treten sie der Sozialistischen Frauenunion bei. Das heißt, Nordkoreanerinnen, ob verheiratet oder nicht, gehören bestimmten Organisationen an. Die Union mobilisiert die Frauen zu wichtigen Ereignissen oder zu Arbeitskampagnen, sodass der Griff auf ihre ideologische Einstellung nicht gelockert wird. So arbeiten sie etwa für die Kampagne, zu Jahresbeginn Kompost zu sammeln oder im Mai die Reispflanzung in den lokalen Landwirtschaftsbetrieben zu unterstützen.


Doch die traditionelle Rolle der Frau ändert sich, seitdem es private Märkte, die Jangmadang, gibt: 


Seit der Zeit der extremen wirtschaftlichen Probleme, auch als mühsamer Marsch bezeichnet, verließen viele Nordkoreanerinnen ihre Arbeit und wandten sich Marktaktivitäten zu, um ihre Familien zu unterstützen. In einige Fällen verdienen die Ehemänner 3000 Won in staatlichen Unternehmen, während ihre Frauen vom Markt 100.000 Won mitbringen. Dadurch, dass Frauen größere wirtschaftliche Macht haben, sagen sie ihre Meinung und haben zuhause größeres Mitspracherecht. Es ist daher auch keine Überraschung, dass sich viele Frauen scheiden lassen.

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