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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Was die Olympischen Spiele für Nordkorea bedeuten

2021-07-29

ⓒ Getty Images Bank

Nordkorea nimmt nicht an den Olympischen Spielen in Tokio teil. Als Begründung hatte Nordkorea das Risiko für seine Athleten genannt, sich mit dem Coronavirus anstecken zu können. Die Absage war eine Enttäuschung für Südkorea, das sich Kontakte mit Nordkorea während der Spiele erhofft hatte. Was bedeuten die Olympischen Spiele allgemein für Nordkorea? Dazu sagt Heo Jeong-pil vom Institut für Nordkorea-Studien an der Dongguk-Universität:


Nordkorea benutzt die Olympischen Spiele als Mittel, um diplomatische Anerkennung zu erhalten, seinen offiziellen Ländernamen Demokratische Volksrepublik Korea (DPRK) zu verbreiten, seine Stellung in der internationalen Gemeinschaftt zu verbessern und mit anderen Ländern zu kommunizieren und Frieden zu fördern. In Südkorea war 1947 ein nationaler Sportrat dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beigetreten. Auch Nordkorea organisierte nach dem Korea-Krieg ein Sport-Leitungskomitee, um IOC-Mitglied zu werden. Doch konnte es das damals noch nicht, weil das IOC nur ein Nationales Olympisches Komitee (NOK) pro Land anerkannte. Als Ausnahme wurde das ostdeutsche NOK zusammen mit demjenigen Westdeutschlands unter der Bedingung zugelassen, dass beide Deutschlands für die Olympischen Spiele ein gemeinsames Team bilden. In ähnlicher Weise nahm das IOC das NOK Nordkoreas 1963 auf, nämlich unter der Bedingung, dass beide Koreas ein gemeinsames Team zu den Spielen schicken. Doch die Gespräche über eine innerkoreanische Mannschaft scheiterten. Ich denke, die Gründe schlossen auch die politischen Zwecke Nordkoreas ein.


Nordkorea nahm zum ersten Mal unter seinem offiziellen Ländernamen DPRK an den Olympischen Spielen 1972 in München teil. Es wurde 22. im Gesamtklassement, wodurch das Land seinen Namen international fördern konnte, während es zuhause seine sportlichen Errungenschaften feierte. Nordkorea schnitt seitdem immer besser bei den Sommerspielen als bei den Winterspielen ab: 


Bei den Olympischen Spielen war Nordkorea gut im Boxen, Ringen, Gewichtheben, Schießen, Tischtennis, Judo und Turnen. Der Gewichtheber Om Yun-chol hat einen Weltrekord, die Judokämpferin Kye Sun-hui holte bei den Spielen 1996 in Atlanta Gold. Nordkorea verfolgte mit Ländern einen Sportaustausch, die geografisch nahe gelegen sind. Besonders im Ringen und Judo brillierte es bei olympischen Wettbewerben. Doch ist es schwach im Modernen Fünfkampf, Schwimmen sowie in der Leichtathletik. Auch gewann Nordkorea Medaillen bei den Winterspielen. Eine nordkoreanische Eisschnellläuferin gewann 1964 in Tokio die Silbermedaille im 300-Meter-Lauf.


Seit der Staatsgründung setzte sich Nordkorea zum Ziel, zu einer Sportmacht zu werden. Besonders der jetzige Machthaber Kim Jong-un betonte, dass es wichtig sei, die Reputation des Landes durch den Sport zu heben. Erfolgreiche Sportler können in dem Land auf der sozialen Leiter nach oben kommen: 


Sportler sind in Nordkorea sehr populär, weil der Sport eine Gelegenheit bietet, die eigene Stellung zu verbessern. Talente erhalten die volle Unterstützung beim Training. Trainer beobachten Sportveranstaltungen in den einzelnen Regionen, um vielversprechende Sportler auszuwählen und sie zu besseren Trainingsinstituten zu schicken. Die Partei, das Ministerium für Körperkultur und Sport sowie das Sport-Leitkomitee in jeder Stadt und jedem Kreis arbeiten zu diesem Zweck zusammen. Schwimmer und Turner werden von Kindesbeinen an auf staatlicher Ebene als Mitglieder des Nationalteams trainiert. Fußballer und Volleyball-Spieler werden in Sportinstitutionen und Hochschulen trainiert, bevor sie für die Nationalmannschaft ausgewählt werden. Nordkorea hält verschiedene Wettkämpfe ab, wie etwa die Mangyongdae-Sportspiele im April oder die Republik-Meisterschaft im Oktober.


Im April 1991 stellten Süd- und Nordkorea für die Tischtennis-Weltmeisterschaften im japanischen Chiba zum ersten Mal ein gemeinsames Team. Das Frauen-Doppel gewann sogar die Goldmedaille. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2000 in Sydney marschierten Athleten beider koreanischer Staaten zum ersten Mal unter einer “Wiedervereinigungsfahne”, die die koreanische Halbinsel in blau auf weißem Hintergrund zeigt, zusammen ein. Auch wurde das koreanische Volkslied Arirang abgespielt:


Es ist sehr bedeutungsvoll, dass ein einheitliches koreanisches Team dazu beitrug, die nationale Identität eines geteilten Koreas wiederherzustellen. Das Team Korea bezog sich auf die gemeinsame Mannschaft, und beide Koreas einigten sich, Arirang zu spielen und die Vereinigungsfahne zu zeigen. Diese Praxis gilt seit 1991.


Bei den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang liefen die beiden koreanischen Delegationen nicht nur zur Eröffnung gemeinsam ein. Beide Seiten stellten auch ein gemeinsames Frauen-Eishockeyteam zusammen. Es war die erste gesamkoreanische Mannschaft bei Olympia:


Nach den Pyeongchang-Spielen hielt Nordkorea Gipfelgespräche mit Südkorea, den USA, China und Russland ab. Kim Jong-un erschien dadurch als Anführer eines normalen Staates. Das Land unternahm Anstrengungen, um eine Veränderung der innerkoreanischen Beziehungen durch Dialog herbeizuführen. Doch unglücklicherweise machte der grenzüberschreitende Austausch aus verschiedenen Gründen einschließlich der UN-Sanktionen gegen Nordkorea kaum Fortschritte.

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