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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Handelsmarken in Nordkorea

2021-05-13

ⓒ KBS

Nordkorea hat zuletzt für lokal produzierte Waren in der offiziellen Zeitung Rodong Sinmun und in den Fernsehprogrammen geworben. Bekannte Kosmetikmarken, auf die Nordkorea stolz ist, sind etwa “Spring Scent”, die von der Sinuiju Kosmetik-Fabrik produziert wird, oder “Milky Way” von der Pjöngjang Kosmetik-Fabrik. Zu den Biermarken gehören Taedonggang, Pyongmaek und Baekhak, während “The Big Dipper” und “First Snow” bekannte Keks- und Bonbon-Marken sind. “Pine Tree” ist eine populäre Marke für Taschen und “Maebongsan” für Schuhe. Damenbinden werden unter der Marke “Garden Balsam” vertrieben. Die verschiedenen Markennamen zeigen, dass sich Nordkorea verändert.  


Das sagt Kim Young Hui, die als Forscherin im Neuen Wirtschaftszentrum für die Koreanische Halbinsel der Koreanischen Entwicklungsbank arbeitet. Im System der Massenproduktion repräsentiert die Handelsmarke eines bestimmten Produkts seine Identität und seine Attraktivität. Was bedeuten Marken im sozialistischen Nordkorea?


Als ich in Nordkorea studierte, besuchte ich eine Klasse, um mehr über Kapitalismus und Wirtschaft zu erfahren. Damals lehrte der Professor über die korrupte Natur des Kapitalismus. In einer kapitalistischen Gesellschaft stellen das Unternehmen B und C das gleiche Produkt her, das vom Unternehmen A gut verkauft wird. Nach einem harten Wettbewerb beherrscht schließlich ein Unternehmen den Markt, während die anderen bankrott gehen. In Nordkorea gibt es dagegen keinen Wettbewerb, so dass kein Unternehmen den Markt verlässt. Das ist, was ich im College lernte. Die Unternehmen brauchen also keinen Markennamen, um ihre Produkte von anderen zu unterscheiden. Doch gibt es auch in Nordkorea Handelsmarken, was zeigt, dass der kommunistische Staat einige Elemente des Kapitalismus eingeführt hat. Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt, dass die Handelsmarken auf eine Wende von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft hindeuten.


Nordkorea hat 1998 ein Markengesetz verabschiedet. Damals erfuhr das Land eine extreme wirtschaftliche Krise. Das Gesetz wurde später geändert und ergänzt. Nach diesem Gesetz wird eine Handelsmarke als Buchstabe, Figur, Zeichen und jede Farbe, oder eine Kombination davon, beschrieben, wodurch sich Güter oder Dienstleistungen eines Unternehmens von solchen eines anderen unterscheiden lassen:


Nordkorea durchlief in den 1990er Jahren den “mühsamen Marsch”, als die Industrieproduktion wegen der Knappheit an Strom, Geldmitteln oder Rohstoffen dramatisch zurückging. Weil einheimische Fabriken nicht mehr ausreichend Güter produzieren konnten, zirkulierten chinesische Produkte im Markt, was die Einführung eines Markengesetzes notwendig machte. Damals veranstaltete Nordkorea internationale Güterausstellungen in anderen Ländern, wie etwa Kolumbien und den Niederlanden. Das Ziel war, seine Produkte zu exportieren.


Nordkoreas Markengesetz beschreibt Details zu den Zeichen, die nicht als Handelsmarke benutzt werden können: 


Nach Artikel 21 des Markengesetzes können Zeichen, die von einem Antragsteller aus einem Land oder einer Region beantragt werden, die Nordkorea feindlich gegenüber sind, nicht als Handelsmarken registriert werden. Das Gesetz besagt zudem, dass Institutionen, Unternehmen, Organisationen oder Bürger, die keine Berechtigung haben, nicht als Lizenzinhaber einer eingetragenen Handelsmarke auftreten können. Das zeigt, dass Unternehmen in Nordkorea dem Staat gehören, auch wenn sie größere Autonomie haben. Diese Teile unterscheiden sich klar von Markengesetzen in kapitalistischen Wirtschaften. 


Im Januar 2020 betonte die Zeitung Rodong Sinmun die Bedeutung von Handelsmarken und zitierte Machthaber Kim Jong-un mit den Worten, dass eine Marke das Gesicht eines Produkts sei:


Teil der Wirtschaftspolitik Kim Jong-uns ist das “verantwortungsvolle sozialistische Managementsystem”, was die Autonomie eines Unternehmens stärken soll. Unter dem System können Unternehmen alles produzieren, was sie wollen. Seit der Einführung des Systems breitet sich ein Verkaufswettbewerb aus. Früher zum Beispiel wurden die Bürger vom Staat mit Kosmetika versorgt. Doch jetzt können sie selber auswählen.


Nach Angaben der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) vom Januar dieses Jahres ließ Nordkorea zuletzt sieben Marken registrieren, darunter die Marke Masikryong-Hotel. Nordkorea trat der WIPO 1974 bei:


Von 1998 bis 2015 ließ Nordkorea 43 Handelsmarken bei der WIPO registrieren. Von 2016 bis 2020 waren es 40. Das heißt, Nordkorea registrierte in diesen fünf Jahren fast so viele Handelsmarken wie in den 17 Jahren davor. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der sozialitischen Staaten in Osteuropa sah sich Nordkorea dazu gezwungen, mit kapitalistischen Ländern zu handeln. Das Land trieb schließlich die Registrierung von Handelsmarken voran, um den Export zu fördern.

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