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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Nordkoreas Wetteramt

2021-02-11

ⓒ KBS

Nordkorea hat in diesem Winter bereits mehrmals Kältewellen und heftige Schneefälle gemeldet. Arbeitet das Wetteramt in Nordkorea ähnlich wie dasjenige in Südkorea? Dazu sagt der südkoreanische Anwalt Oh Hyun-jong:


Die staatliche hydro-meteorologische Behörde in Nordkorea ist der nationale Wetterdienst. Am 10. Juli 1946 gründete das provisorisiche Volkskomitee die zentrale meteorologische Organisation unter dem Agrarministerium. Die Organisation wurde 1952 dem Kabinett unterstellt, und 1961 wurde sie zur hydro-meteorologischen Behörde umorganisiert. 1995 wurde sie zu einer unabhängigen Behörde. Sie betreibt Wetterbeobachtungsstationen in den Städten und Kreisen sowie verschiedene Forschungszentren. Ihre ursprüngliche Aufgabe war die Beobachtung von Niederschlägen. Im August 1996 baute sie eine Wettersatelliten-Empfangsstation, was ihr emöglichte, schneller und genauer Wettervorhersagen zu machen. Sie tauscht Informationen und Daten über Umweltverschmutzung und Forschungsprojekte am Südpol mit anderen Ländern aus. Auch führte sie einen Technologie-Austausch und gemeinsame Forschungsprojekte mit internationalen Organisation wie etwa der Weltorganisation für Meteorologie durch. Nordkorea will fortgeschrittene Technologien erwerben und Talente in Wissenschaft und Technologie ausbilden.


Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zeigt besonderes Interesse an der Wetterbehörde. Er inspizierte sie im Juni 2014. Die Behörde zog nach Anweisung Kims auf die Mirae-Straße für Wissenschaftler in Pjöngjang um:  


Nordkorea ist wegen der rücksichtlosen Abholzung und mangelnder Ableitungskanäle sehr anfällig für Überflutungen. Im vergangenen Sommer wurde im Kreis Unpa in der Provinz Nord-Hwanghae hunderte Hektar Ackerland überflutet, obwohl die Region auf heftige Regenfälle vorbereitet war. Kim Jong-un besuchte die Region im August zweimal. Da Nordkorea jedes Jahr durch Überschwemmungen einen enormen wirtschaftlichen Verlust verzeichnet, will es auf mögliche Katastrophen durch eine genaue Wettervorhersage vorbereitet sein. Bei seinem Besuch der hydro-meteorologischen Behörde 2014 kritisierte Kim diese dafür, falsche Vorhersagen zu machen. Er wies die Behörde an, ihr System zu überarbeiten und die Vorhersage zu verbessern.


Die Behörde konzentrierte sich auf Anweisung Kims auf die Modernisierung ihres Systems. Das Ergbnis war ein neuer Wetterservice, der auch die Informationstechnologie berücksichtigt. Sie liefert jetzt Informationen über eine Smartphone-App und Informationen zu bestimmten Bereichen wie die landwirtschaftlichen und maritimen Industrien: 


Die staatliche hydro-meteorologische Behörde soll Ende des vergangenen Jahres einen Wetterservice unter Verwendung des mobilen Kommunikationsnetzes entwickelt haben. Er liefert Wetterinformationen in Echtzeit an Smartphone-Nutzern. Die Informationen umfassen aktuelle Wetterbedingungen, kurz- und langfristige Vorhersagen und Satellitenbilder, die zeigen, wo sich gerade ein Taifun bildet und wohin dieser sich bewegt. Er bietet auch Informationen über saisonale Wetterbedingungen, die mit der Landwirtschaft und Anbautechniken zusammenhängen. Nordkorea hat ein Programm mit dem Namen “Wetter 2.0” entwickelt, das Katastrophenwarnungen bei heftigen Regenfälle, starken Winden und Überschwemmungen auf Computern anzeigt, die mit dem nationalen Netzwerk verbunden sind.


Viele Nordkoreaner sind jedoch nach wie vor auf Wettervorhersagen der staatlichen Fernsehstation angewiesen, da es keinen freien Internetzugang gibt: 


Die zentrale koreanische Fernsehstation sendet um 17.00 und 20.00 Uhr sein Nachrichtenprogramm, gefolgt vom Wetterbericht. Während der Zeit des früheren Machthabers Kim Jong-il lasen die Wetterexperten sitzend streng vom Blatt ab. Vom 27. April 2019 an stand eine Wetterfrau vor einer großen Karte, um die Wetterinformationen zu liefern. Sie gestikulierte mit den Händen und gab auch Gesundheitsinformationen weiter. Sie sah so natürlich aus, dass die Zuschauer das Programm für ein südkoreanisches halten konnten. Auch erschienen Vertreter der Wetterbehörde im Fernsehen und erklärten vor dem Hintergrund des Situationsraums die Niederschläge. Auch führte die TV-Station eine neue Ecke, “Mitteilung der hydro-meteorologischen Behörde”, ein. 


Wie genau sind die Wettervorhersagen in Nordkorea?


Es ist schwierig zu sagen, wie genau die nordkoreanischen Wetterberichte sind. Das Land wurde 1975 Mitglied der Weltorganisation für Meteorologie, doch nahm es kaum an internationalen Kooperationprogrammen teil. Darüber hinaus gibt Nordkorea seine Wetterinformationen nicht an anderen Ländern weiter, weil sie das Land als sensitive militärische Informationen ansieht. Berücksichtigt man die Wetterbeobachtungsstationen und die entsprechende Ausrüstung lässt sich sagen, dass die Wettervorhersagen in Nordkorea auf dem Niveau derjenigen Südkoreas in den 1990er Jahren ist. Es gibt keinen Supercomputer oder einen Wettersatelliten. Die Bewohner, abgesehen von denen in großen Städten wie Pjöngjang, trauen den Wettberichten nicht wirklich.

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